Wien – Die Blockade der Grünen bei der von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) geplanten Reform der Lehrerausbildung sorgt weiter für Unmut. Die Reform werde schon "ewig" verhandelt und alle Beteiligten hätten auf Abschluss der Verhandlungen im Sommer gehofft, so der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger. Dass Grünen-Wissenschaftssprecherin Eva Blimlinger nun - "für alle überraschend" - die Verkürzung der Ausbildung für Sekundarlehrer (AHS, BMHS) blockiert, sei "absurd".

Polascheks Vorschlag sieht vor, dass die Lehrerausbildung künftig aus drei Jahren Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium besteht. Derzeit sind es in der Primarstufe (vor allem Volksschule) vier Jahre Bachelor plus ein Jahr Master, bei der Sekundarstufe (Mittelschule, AHS, BMHS) vier Jahre Bachelor plus zwei Jahre Master. Der Master soll außerdem besser berufsbegleitend studierbar werden.

Gegen die geplante Verkürzung in der Sekundarstufe kommt allerdings Widerstand der Grünen-Abgeordneten Blimlinger. Den Bachelor auf drei Jahre zu reduzieren, sei ihr zu wenig. Es brauche eine Studienstruktur, bei der realistisch eine volle Berufsfähigkeit erreicht werden könne - etwa durch eine stärkere Verschränkung von Bachelor- und Masterstudium oder ein duales Masterstudium, bei dem man nur mit halber Lehrverpflichtung unterrichtet und parallel studiert. Der aktuelle Lehrermangel liege zudem nicht an der derzeitigen Studienstruktur, betonte sie, sondern daran, dass Junglehrer zu früh neben der Ausbildung in großem Umfang zu unterrichten beginnen, ausbrennen und dann früh wieder aus dem Beruf aussteigen.

Grünen-Abgeordnete Blimlinger im Nationalrat
Grünen-Abgeordnete Blimlinger ist gegen die geplante Verkürzung der Studienzeit für Lehrende der Sekundarstufe.
APA/ROLAND SCHLAGER

Kimberger: "praxisnäher, kompakter und effektiver"

Für Kimberger ist allerdings ohnehin nicht der Lehrermangel das wichtigste Argument für die Reform - die könne dieses Problem ohnehin nicht lösen. Die aktuelle Lehrerausbildung funktioniere einfach nicht so, wie es die Schulen bräuchten, kritisiert der oberste Lehrervertreter im Gespräch mit der APA. "Wir müssen wieder zu einem System kommen, das praxisnäher, kompakter und effektiver ist und wo die jungen Leute mit dem Werkzeug und der Expertise ausgestattet werden, um gut vorbereitet in den Unterricht einzusteigen."

Dadurch könnte man sich aus Kimbergers Sicht zudem die derzeitige einjährige Induktionsphase ersparen - auch Blimlinger hatte hier eine Reform eingemahnt. Kimberger sei zwar für einen von erfahrenen Kollegen begleiteten Berufseinstieg der Junglehrer. Im aktuellen System würden aber vielfach einfach Inhalte der Ausbildung wiederholt. Lehramtsstudierende müssten ab dem ersten Tag direkt in der Schule mit der Praxis konfrontiert werden, um zu sehen, ob der Job wirklich zu ihnen passt.

Gewerkschaft pocht auf schnelle Umsetzung

Die Reform müsse nun jedenfalls so schnell wie möglich umgesetzt werden, damit Pädagogische Hochschulen (PH) und Unis mit der Erarbeitung der neuen Studienpläne beginnen können, betont Kimberger. "Wir brauchen die Reform, das ist eine gute Maßnahme und die Lehrergewerkschaften stehen hier voll hinter Minister Polaschek."

Die PHs pochen "aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre" ebenfalls auf das Modell mit drei Jahren Bachelor- und zwei Jahren Masterstudium, Unterstützung für Polaschek gab es am Freitag auch bei einem gemeinsamen Treffen der Bildungsreferentinnen und -referenten der Bundesländer in Klagenfurt. An den ursprünglich geplanten Start der neuen Ausbildung mit dem Studienjahr 2024/25 scheint allerdings auch der Minister nicht mehr zu glauben. Man hoffe auf das Jahr 2025, wahrscheinlicher scheint aber 2026. (APA, red, 30.9.2023)