Wels/ Wien – Der Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die nach Droh- und Hassmails Ende Juli 2022 Suizid begangen hat, dürfte von der Staatsanwaltschaft Wels zur Staatsanwaltschaft Wien wechseln, meldete der "Kurier" am Montag online. Hintergrund ist offenbar, dass es – wie DER STANDARD Ende September berichtet hatte – mehrere Betroffene gebe, die von demselben Täter bedroht worden sein könnten, unter ihnen ein Wiener Paar.

Lisa-Maria Kellermayr hatte über Monate Drohungen per E-Mail und über soziale Medien – mutmaßlich aus der Impfgegnerszene – erhalten. Sie hatte immer wieder beklagt, dass sie sich von den Behörden zu wenig geschützt fühle. Im Sommer 2022 schloss sie ihre Ordination aus Sicherheitsgründen. Einige Wochen später beging sie Suizid. Zuletzt waren bei der Staatsanwaltschaft Wels und der Generalstaatsanwaltschaft München noch Ermittlungsverfahren hinsichtlich der Drohungen anhängig.

Lisa-Maria Kellermayr
Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr hat Droh- und Hassmails erhalten und Ende Juli 2022 Suizid begangen.
Oliver Das Gupta/ DER STANDARD

Wiener Staatsanwaltschaft prüft Zuständigkeit

Dass die Staatsanwaltschaft Wels das Verfahren nun den Wiener Kollegen übergeben möchte, dürfte damit zu tun haben, dass es weitere Betroffene gibt, die vom gleichen Täter bedroht worden sein könnten. Hassmails sollen an einen Würzburger Anwalt, einen norddeutschen Mediziner und ein Wiener Paar gegangen sein. Ein Linguist habe laut den Medienberichten anhand der Sprachmuster bestätigt, dass die Mails an all diese Personen von demselben Verfasser stammen. Bei dem Wiener Paar handelt es sich um die Autoren und Aktivisten Veronika und Sebastian Bohrn Mena, wie Letzterer gegenüber der APA bestätigte. Er schilderte auch, in der Akutphase Polizeischutz bekommen zu haben.

Nina Bussek, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, bestätigte auf "Kurier"-Anfrage, dass das Verfahren abgegeben worden sei. "Wir prüfen allerdings, ob wir auch eine Zuständigkeit sehen." Von der Staatsanwaltschaft Wels lag zunächst keine Stellungnahme vor. (APA, red, 9.10.2023)