Mit der Quest-Reihe hat Meta 2019 die erste taugliche VR-Brille vorgestellt, die sich als Standalone – sprich: ohne Anschluss an einen PC – verwenden ließ. Das Konzept, gepaart mit einem im Vergleich zu anderen Geräten erschwinglichen Preis, schlug ein. Die Quest und noch mehr die Quest 2 von 2020 dominieren den Markt. 40 Prozent der VR-Nutzer auf der weltgrößten Spieleplattform Steam setzen sie ein.

Wenngleich mit ihr auch der Markt gewachsen ist, blieb der ganz große VR-Boom aus. Dementsprechend dauerte es drei Jahre, ehe nun die Quest 3 erschienen ist. Sie ist wesentlich kompakter und soll ein deutliches Hardwareupgrade darstellen. Für Meta ist es aber auch ein Anlauf, erneut eine Tür zu Mark Zuckerbergs Vision eines Metaverse zu öffnen.

Erste Medien haben mittlerweile Rezensionen zur Quest 3 publiziert. Diese wollen wir an dieser Stelle nun zusammenfassen. Herangezogen werden die Reviews von "Computerbase", "The Verge" und "Wired". Ein Testbericht des STANDARD ist in Vorbereitung.

Die Quest 3 bei ihrer Vorstellung auf der Meta Connect in Menlo Park.
AP/Godofredo A. Vásquez

Umfassendes Upgrade

Schon am Spezifikationszettel stellt die Quest 3 eine klare Verbesserung dar. Die Auflösung steigt von 1.720 x 1.890 auf 2.064 x 2.208 Pixel, auf das Display blickt man nun über bessere Pancake-Linsen statt Fresnel-Linsen, was eine kompaktere Bauweise und weniger verzerrte Darstellung erlauben soll. Der verwendete Chip, Qualcomms Snapdragon XR2 Gen 2, soll einen massiven Leistungssprung bringen, dazu wurde der Arbeitsspeicher von 6 auf 8 GB erhöht.

Die zum Controller-Tracking verwendeten Kameras wurden verbessert und nun auch mit einem dedizierten Tiefensensor ergänzt. Passthrough gibt es nun in Farbe, was auch Mixed-Reality-Anwendungen ermöglicht. Der Augenabstand kann nun frei und innerhalb eines größeren Spektrums eingestellt werden. Allerdings steigt auch der Preis deutlich. Ging die Quest 2 für 350 Euro an den Start, so verlangt Meta nun zumindest 550 Euro.

Bei der Ästhetik gehen die Meinungen auseinander. Während die an die Vorderseite gewanderten Elemente der Brille im Vergleich zu ihrem Vorgänger ein markanteres Aussehen verpassen, ist sie deswegen nicht unbedingt ein Begleiter für die Verwendung in der Öffentlichkeit. "Sie sieht aus wie eine Figur aus 'Wall-E', die abgelehnt wurde, weil niemand sagen kann, ob sie gut oder böse ist", formuliert es "The Verge".

Ein Besucher probiert die Quest 3 auf der Meta Connect aus.
AP/Godofredo A. Vásquez

Bessere Bildqualität, präzisere Controller

Unisono attestieren die Tester der Quest 3 eine merkbare Steigerung in der Bildqualität, auch wenn man mit einer Dichte von 25 PPD (pixels per degree) noch deutlich von den 60 PPD entfernt ist, die man bräuchte, um einzelne Pixel für das menschliche Auge nicht mehr unterscheidbar zu machen. Hier hält sie nach Ansicht der Tester auch gut mit Sonys Playstation VR 2 und auch gängigen Non-Standalone-Headsets wie der Valve Index oder HTC Vive mit. Als Defizit wird ungleichmäßige Beleuchtung im Randbereich (Vignetting) angeführt.

Die Controller sind kleiner und leichter geworden, außerdem gibt es den markanten Ring nicht mehr, der bislang Infrarotdioden für das Tracking beinhaltete. Sie liefern präzisere Steuerung und werden auch für besseres haptisches Feedback gelobt.

Das Passthrough mit relativ scharfer Abbildung und Farbe ist ein großer Fortschritt zum bröseligen und verzerrten Schwarz-Weiß der Quest 2. Schwächen gibt es hier allerdings bei sehr dunklen oder hellen Umgebungen. Der Tragekomfort hat sich verbessert. Die integrierten Lautsprecher bieten nun noch genaueren, räumlichen Klang.

Kaum Inhalte für Mixed Reality

Dieses Feature soll der Quest 3 auch das Spielfeld der Mixed Reality eröffnen, also Apps und Spiele, die virtuelle Inhalte über die reale Welt legen. Dank des Tiefensensors lässt sich die Umgebung dabei effektiv "verwenden" – etwa ein Tisch als Ablage- oder Spielfläche. Das funktioniert alles so weit auch passabel, allerdings fehlt es noch stark an MR-Inhalten, auch wenn das Potenzial zumindest erkennbar ist.

Als VR-Brille macht Metas neue Hardware eine gute Figur. Manche Spiele, die bisher ausschließlich in Verbindung mit einem PC nutzbar waren, gibt es nun auch standalone, ohne dass man auf der Quest 3 dafür große grafische Abstriche machen muss. Neben neuen Spielen gibt es hier auch schon einen guten Bestand an Unterhaltungssoftware.

Die Quest 3 ist ein deutliches Upgrade zum Vorgänger. Dass sie das strauchelnde Metaverse zum Hit machen wird, ist aber zu bezweifeln.
AP/Godofredo A. Vásquez

Das Interface selber, eine für VR-Zwecke stark angepasste Version von Android, gibt aber weiterhin Grund für Kritik. Trotz der Hardwareverbesserungen und Mixed Reality hat sich an der Menüführung wenig geändert. Diese ist damit immer noch suboptimal, es fehlt vor allem an Möglichkeiten, installierte Apps und Games individuell zu sortieren und filtern.

Bei Meta hofft man freilich auch, dass die Quest 3 die Vision des Metaverse beleben kann. Dessen aktuelle Umsetzung, Horizon Worlds, ist aber nach wie vor eine Ansammlung virtueller Geisterstädte. Dass sich das alsbald ändert, ist eher nicht zu erwarten.

Die beste VR-Brille für (fast) alle

Positive Rückmeldungen gibt es dafür, dass die Brille sich sehr einfach mit dem PC verbinden lässt. Neben der Direktanbindung mit einem eigenen USB-C-Kabel ist das via "Airlink" auch drahtlos möglich. Auch hier ist sie – ein guter WLAN-Router vorausgesetzt – eine gute Alternative zu ausschließlich auf PC-Kopplung ausgelegten Brillen, die mitunter Zusatzsensoren brauchen und deutlich mehr kosten.

In Summe sehen die Tester die Quest 3 als ein deutliches Upgrade zur Quest 2. Während es für Mixed Reality an Inhalten fehlt und das Metaverse weiterhin kaum Nutzer anzieht, ist sie derzeit die zugänglichste und für viele Nutzer auch beste und leistbarste Lösung für Virtual Reality. (gpi, 10.10.2023)