Aufbauspiele wie "Cities Skylines" und "Pharao" gibt es wie Sand am Meer – aber haben Sie schon mal ein Spiel gespielt, in dem man Gebäude möglichst effizient kaputt machen muss? Genau das ist die Aufgabe von "Abriss" – geschrieben in fetten weißen Majuskeln –, dem ersten Spiel des Berliner Indie-Studios Randwerk, das von drei Studenten gegründet wurde. Das Motto: Build to destroy ("Baue, um zu zerstören").

ABRISS Gameplay Trailer - Epic Satisfying Destruction
Randwerk

Der Publisher hinter diesem Spiel ist das deutsche Astragon Entertainment, welches vor allem für seine verschiedenen Simulatoren bekannt ist. Wer sich unter "Abriss" aber ein vollwertiges Simulator-Game wie den Landwirtschafts- oder den Bausimulator vorstellt, der liegt falsch. Vielmehr ist "Abriss" ein Puzzlespiel, bei dem im Storymodus eine begrenzte Zahl an Bauteilen so aneinandergereiht wird, dass damit ein Gebäude niedergerissen werden kann. Ist die eigene Konstruktion einmal erstellt, so drückt man auf den Startbutton, worauf sich die Spielphysik in Gang setzt und die Zerstörung ihren Lauf nimmt.

Als gewonnen gilt ein Level, wenn bestimmte rot leuchtende Punkte im anvisierten Gebäude zerstört wurden. Zudem erfährt mal am Ende eines jeden Levels, wie viel des Gebäudes tatsächlich niedergerissen wurde und ob man sich auf Basis der erbrachten Zerstörungsleistung als "Experte " bezeichnen kann. Die Bandbreite der verfügbaren Mittel ist dabei groß: Sie reicht von Türmen, die einfach nur umkippen können, über Laser und Bomben bis hin zu Fahrzeugen, die sich in eine anvisierte Richtung bewegen. Mit fortschreitendem Spiel werden neue Mittel der Zerstörung freigeschaltet.

Cyberpunk aus der Hauptstadt des Techno

Auf diese Art erinnert das Spiel ein wenig an den Game-Klassiker "The Incredible Machine" aus dem Jahr 1993, bei dem man gewisse Aufgaben durch das Bauen äußerst absurder Maschinen lösen durfte – so mancher Mensch, der als Kind etliche Stunden mit diesen Comicgrafikgeräten verbrachte, schreibt als Erwachsener nun Games-Rezensionen für eine österreichische Qualitätszeitung.

Ein Screenshot aus Abriss
Nieder mit dem Digital-Brutalismus!
Randwerk

"Abriss" allerdings ist deutlich düsterer als das besagte Kinderspiel, die Grafik ist in einem Cyberpunksetting anstatt in der Gegenwart angesiedelt, den Baustil der Städte bezeichnen die Entwickler selbst als "digital-brutalistisch". Und dem Soundtrack merkt man an, dass das Spiel aus der Hauptstadt des Techno kommt. Wer mal nicht weiterweiß, der kann sich vom Spiel Tipps zur Lösung des aktuellen Rätsels geben lassen. Generell ist das Spielprinzip zwar einfach, aber die Antwort nicht immer sofort zu durchschauen. Und es entstand beim Spielen mehrfach der Eindruck, dass es nur einen bestimmten und nicht mehrere Lösungswege gibt. Hier wäre es schöner, wenn das Spiel Kreativität mehr belohnt.

Sandkiste der Zerstörung

Es gibt übrigens nicht nur einen Fotomodus, sondern auch die Möglichkeit, GIFs aus dem Spiel heraus zu erstellen und anschließend mit Freunden zu teilen – eine Funktion, die sich so mancher größere Developer abschauen könnte. Wer nicht die Kampagne spielen möchte, der kann auch in den Sandbox-Modus wechseln, in dem man Zugriff auf unendlich viele Bauteile – und vor allem auf jene, die man noch nicht freischalten konnte – hat und mit diesen ohne jegliche Behinderungen der Liebe zur kreativen Zerstörung nachkommen kann. Auch diverse Einstellungen zur Umgebung und ihrer Physik lassen sich hier vornehmen. Beim Endlos-Modus wiederum geht es darum, auf der stets gleichen Karte immer wieder neu auftauchende Gebäude dem Erdboden gleichzumachen.

In Summe ist "Abriss" ein kreativ umgesetztes Spiel mit neuem Konzept, das zu einem Preis von aktuell knapp 20 Euro sicher ein paar Abende lang Spaß macht. Vorausgesetzt natürlich, man macht lieber Sachen kaputt, als sie aufzubauen. (Stefan Mey, 14.10.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Ein Exemplar des Spiels wurde dem STANDARD von Astragon zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.