Arbeiten an der Balticonnector-Pipeline im Jahr 2019.
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Oslo/Helsinki – Ein chinesisches Schiff kommt nach Einschätzung Finnlands als Verursacher des Schadens an der Ostsee-Gaspipeline Balticonnector in Betracht. Die Ermittlungen konzentrierten sich nun auf das chinesische Containerschiff Newnew Polar Bear, teilte das finnische Nationale Ermittlungsbüro (NBI) am Freitag mit. Am 8. Oktober wurden eine Gaspipeline und ein Telekommunikationskabel zwischen Finnland und Estland beschädigt. Die finnischen Ermittler halten Sabotage für möglich, haben aber auch einen Unfall nicht ausgeschlossen.

Am Dienstag hatten die finnischen Behörden bekanntgegeben, die Bewegungen von Newnew Polar Bear und einem russischen Schiff namens Sevmorput untersuchen zu wollen. Am Freitag gab man an, sich auf das chinesische Containerschiff zu konzentrieren.

"Schweres Objekt" auf Meeresboden gefunden

"Die Polizei hat im Rahmen der strafrechtlichen Ermittlungen festgestellt, dass die Bewegungen des unter der Flagge Hongkongs fahrenden Schiffes Newnew Polar Bear mit dem Zeitpunkt und dem Ort der Beschädigung der Gaspipeline übereinstimmen", teilte die Behörde am Freitag weiter mit. Newnew Shipping, der Eigentümer und Betreiber der Newnew Polar Bear, lehnte eine Stellungnahme ab.

Die finnischen Ermittler teilten weiter mit, dass in der Nähe der beschädigten Pipeline ein "schweres Objekt" auf dem Meeresboden gefunden worden sei und dass untersucht werde, ob dies mit dem Vorfall in Verbindung stehe. "Die Untersuchung hat bestätigt, dass der Schaden durch eine externe mechanische Kraft verursacht wurde, und nach derzeitigem Kenntnisstand gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass der Schaden durch eine Explosion verursacht wurde", so das NBI.

Sorge um Stromversorgung

Der Schaden hat Sorgen über die Sicherheit der Energieversorgung in der gesamten nordischen Region geschürt. Die Nato verstärkte deshalb ihre Patrouillen in der Ostsee. Die 77 Kilometer lange Pipeline Balticconnector wurde nach der Entdeckung des Lecks stillgelegt. Sie verbindet Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Sie führt durch den Finnischen Meerbusen, einen Teil der Ostsee, der bis in russische Hoheitsgewässer reicht. Die finnische Energiegesellschaft Gasgrid erklärte inzwischen, dass die Reparatur Monate dauern könnte. Der finnische Geheimdienst hält die Beteiligung eines Staates als Verursacher für möglich. (Reuters, red, 20.10.2023)