Streamingdienste auf dem TV zu nutzen ist so einfach wie nie zuvor. Praktisch jeder aktuelle Fernseher ist smart, liefert die passenden Apps also bereits mit. Klingt gut, ist es in der Realität leider nicht immer. Allzu oft sind diese Plattformen von überschaubarer Qualität, werden von den Herstellern noch dazu schlecht und nur für einen kurzen Zeitraum gewartet. Genau das ist der Grund, warum sich externe Streaminggeräte weiterhin großer Popularität erfreuen. Ob Chromecast, Roku oder Apple TV, alle machen sie es möglich, eine moderne Plattform auf nicht mehr ganz so neuen Fernsehern zu nutzen.

Fire TV Stick 4K Max

Amazon ist in diesem Bereich einer der erfolgreichsten Hersteller. Die Fire-TV-Reihe erfreut sich seit Jahren großer Popularität. Gerade bei jenen Modellen, die direkt als Stick an einen Fernseher angeschlossen werden, kann man für relativ wenig Geld eine moderne Streaming-Umgebung erhalten. Das stärkste dieser Modelle wurde vor kurzem in einer neuen Generation – der zweiten – veröffentlicht. Amazon Fire TV Stick 4K Max (2. Gen.) ist die offizielle Bezeichnung. Ein, zugegeben, furchtbarer Name, im Folgenden soll näher betrachtet werden, ob das Gerät selbst besser ist.

Fire TV 4K Max
Amazons bisher stärkster Streaming-Stick: Fire TV Stick 4K Max (2. Gen.)
Proschofsky / STANDARD

Das von Amazon gewählte Design ist gewohnt "funktional", im Vergleich zum Vorgänger wurden aber zumindest ein paar Ecken abgerundet. Der Look ist in dem Fall aber ohnehin nebensächlich, sollte so ein Stick doch unauffällig hinter dem TV verschwinden. Diesem Ansinnen steht allerdings im Weg, dass der Fire TV Stick 4K Max mit 99 x 30 x 14 Millimeter doch relativ groß ist, je nach Position der Anschlüsse also schon mal hervorsteht. Zum Glück gibt es ein flexibles Verlängerungskabel für den HDMI-Anschluss, sodass sich mit etwas Geschick das Gerät doch verbergen lässt.

Einfaches Setup

Die Einrichtung des Geräts ist vorbildlich gelöst. Am einfachsten geht das über eine zugehörige Smartphone-App, die sowohl für Android-Smartphones als auch für iPhones erhältlich ist. Dort muss dann eigentlich nur der Login beim eigenen Amazon-Konto vorgenommen werden, der Rest erfolgt weitgehend automatisch.

Besonders flott geht das, wenn man schon vorher ein anderes Fire-TV-Gerät hatte, dann können dessen Einstellungen direkt übernommen werden. Wie gewohnt werden bei der Einrichtung allerlei Apps angeboten, das darf jeder nach eigener Fa­çon als nützlich oder aufdringlich ansehen. Zumindest lässt sich das Ganze einfach ignorieren. Glaubt man zumindest, aber dazu später mehr.

Alles mit dabei, manchmal auch zu viel

Der Fire TV Max 4K bietet so ziemlich alles, was man so von einer aktuellen Streamingplattform erwarten kann. 4K-Inhalte werden ebenso unterstützt wie HDR-Darstellung – und zwar sowohl nach HDR10+ als auch Dolby Vision. Die Liste der hardwarebeschleunigten Video-Codecs lässt ebenfalls nichts Relevantes aus, von H.264 über H.265 und VP9 bis zum noch recht neuen AV1 reicht die Palette. Dazu passend gibt es Dolby Atmos 7.1 Surround Sound sowie Unterstützung für HDMI ARC.

Bei der Schar der gebotenen Apps sieht es ähnlich erfreulich aus. Von Netflix über Disney+ bis zur ORF-TVthek oder auch Magenta TV gibt es all die gewohnten Streaming-Apps.

Fire TV 4K Max
Die Oberfläche des Fire TV sieht jenen der Konkurrenz sehr ähnlich, darunter folgt dann aber sehr viel Eigenwerbung.
Amazon

Im Fokus steht aber Amazons eigenes Prime Video. Das ist zwar prinzipiell verständlich, die Aufdringlichkeit, mit der Amazon die Fire-TVs als Werbeplattform in eigener Sache nutzt, nervt trotzdem. Fast der gesamte Homescreen wird von Prime-Inhalten dominiert. Als wäre das nicht ärgerlich genug, finden sich dort auch noch große Felder für eine ganze Reihe von Apps, die beim Setup gar nicht ausgewählt wurden. Mit einem Klick darauf stellt sich zwar heraus, dass diese zumindest nicht ungefragt installiert wurden, es sich schlicht um Werbeplatzierungen handelt. Das macht es aber kaum besser.

Die Kritik ist zugegebenermaßen nicht ganz neu, das ändert aber nichts daran, dass all das der Funktionalität im Weg steht. Die Plattformen anderer Anbieter wirken da zum Teil wesentlich aufgeräumter – oder zumindest nicht ganz so frech in der Umsetzung.

Sehr flott

Erfreuliches gibt es hingegen über die Performance zu berichten: Diese ist für so einen Stick nämlich wirklich hervorragend. Das Navigieren durch die Oberfläche ist durchgängig flink, selbst die ORF-TVthek läuft fast ruckelfrei. Verantwortlich dafür ist die Nutzung eines neuen Quadcore-Chips, der mit maximal 2 GHz getaktet ist und dem 2 GB RAM zur Seite stehen.

Für ein Gerät, das fast zur Gänze von der Internetanbindung abhängig ist, ebenfalls relevant: Erstmals wird Wifi 6E unterstützt, womit sich auch die neuen Frequenzen im 6-GHz-Bereich verwenden lassen. Den passenden Router vorausgesetzt, bringt das nicht nur geringere Latenzen und schnellere Datenverbindungen, sondern auch weniger Störungen durch andere Geräte, wie es in dicht verbauten Geräten sonst schon einmal vorkommen kann.

Live ist live

Zurück zur Software: Eine Stärke der Fire-TV-Oberfläche ist die Live-TV-Integration. Wer sich klassisch berieseln will, kann das von Haus aus mit einer Fülle an von Prime Video gelieferten Sendern. Zusätzlich können aber auch andere Quellen eingetragen werden – also von anderen Apps, die Live-TV-Streaming bieten.

Gerade für diesen Einsatz bietet die zweite Generation des Fire TV Max 4K einen erfreulichen Fortschritt: eine neuere Fernbedienung, die Tasten zum schnellen Senderwechsel hat, um das perfekte "Zapping"-Gefühl zu bieten. Generell muss die "Alexa-Sprachfernbedienung Enhanced Edition" gelobt werden, sie ist wirklich gut gelungen und bietet für den Preis eine tadellose Verarbeitung.

Aus der Ferne bedient

Wer den passenden Knopf gedrückt hält, kann wie gewohnt auch Alexa allerlei Fragen stellen. Von der Wettervorschau bis zur Suche nach einzelnen Filmen reicht die Palette. Die Steuerung des Smart Homes ist ebenfalls möglich – die passenden Geräte aus der Amazon-Echo-Welt natürlich vorausgesetzt. Dabei können sogar verbundene Überwachungskameras über das restliche Geschehen geblendet werden.

Fire TV 4K Max
Die Fernbedienung, jetzt ohne Disney+-Knopf.
Proschofsky / STANDARD

Wie gewohnt finden sich auf der Fernbedienung vier Tasten für den Schnellaufruf einzelner Dienste. Dieses Jahr sind das Prime Video, Netflix, Amazon Music und ein als "Apps+" markierter Button, der zur App-Übersicht führt. Anders gesagt: Disney+ wollte wohl nicht mehr für diese Werbeplatzierung zahlen, das war nämlich davor an besagter Stelle zu finden.

Ambient TV und Softwaredetails

Erstmals bei einem Fire-TV-Stick gibt es ein Feature namens "Ambient TV". Über dieses können "2.000 Kunstwerke und Fotos in Museumsqualität" am TV angezeigt werden, wie Amazon betont. Ganz neu ist die Idee nicht, diverse Konkurrenten machen das schon jetzt so.

Bei Amazon geht man aber noch einen Schritt weiter. So ist es möglich, diverse Widgets auszuwählen, die an dieser Stelle dargestellt werden können, also etwa Informationen zu anstehenden Terminen oder Aufgaben liefern. Das ist an sich eine feine Sache, noch besser wäre es, wenn der Versuch, das anzupassen, im Test nicht immer wieder in eine nichtssagende Fehlermeldung gemündet hätte.

Fire TV 4K Max
Der "Ambient TV"-Modus ist ein nettes Extra.
Amazon

Apropos: Als Betriebssystem wird Fire OS 8.1.0.1 genutzt, das ist ein Ableger des schon ein paar Jahre alten Android 11. Mag jetzt grob veraltet klingen, da Amazon das Betriebssystem ohnehin grob umgestaltet, ist dieser Umstand aber von begrenzter Relevanz. Zudem ist das in diesem Umfeld sogar sehr neu, andere Fire-TV-Geräte hängen bei dem auf Android 9 basierenden Fire OS 7 herum – oder auf noch älteren Versionen.

Ein erfreuliches Update gibt es beim Speicherplatz: Mit 16 GB ist dieser doppelt so groß wie beim älteren Modell. Damit ist also deutlich mehr Raum für die eigenen Apps vorhanden, beim Vorgänger konnte es in dieser Hinsicht schon einmal eng werden. Am Rande: Dass Amazon noch immer einen Micro-USB-Anschluss für die Stromversorgung nutzt, mag zwar nicht gar so wichtig sein, etwas befremdlich ist es im Jahr 2023 trotzdem.

Jetzt ist ein zusätzliches Gerät natürlich auch ein Gerät, das zusätzlichen Strom verbraucht. Zum Glück sind solche Sticks extrem effizient. In diesem Fall konnten bei aktiver Nutzung irgendwo zwischen 1,5 und 3 Watt gemessen werden, das schlägt in Relation zu dem, was so ein Fernseher verbraucht, also nicht ins Gewicht. Noch erfreulicher ist, dass der Standby-Modus kaum mehr messbar Strom verbraucht.

Preisfragen

Der Fire TV Stick 4K Max ist ab sofort für einen Preis von rund 80 Euro zu haben, das ist immerhin 15 Euro mehr, als der Vorgänger beim Marktstart gekostet hat. Wer Amazon kennt, der weiß aber: Es wird schon bald Aktionen geben, in deren Rahmen die Hardware deutlich günstiger zu haben sein wird. Ein paar Wochen zuwarten kann sich also bezahlt machen.

Als Alternative gibt es noch eine neue Variante des "Fire TV Stick 4K" (also ohne "Max" im Namen). Dieser verzichtet auf Wifi 6E, hat einen etwas langsameren Prozessor und wieder nur 8 GB Speicherplatz. Da dieses Modell nur zehn Euro billiger ist, erschließt sich zunächst nicht, für wen das gedacht ist. Gerade mit dem Blick in die Zukunft ist das Max-Modell eigentlich immer die bessere Wahl.

Fire TV 4K Max
Der Stick wird direkt an einen Fernseher angehängt. Für Fälle, in denen sich das nicht ausgeht, wird eine HDMI-Verlängerung mitgeliefert.
Proschofsky / STANDARD

Fazit

Wer auf der Suche nach einem neuen Streaming-Stick ist, für den ist der Fire TV Stick 4K Max zweifelsfrei eine sehr gute Option. Die dick aufgetragene Eigenbewerbung nervt zwar, dafür ist die Performance zu diesem Preis exzellent, die Unterstützung von Videodiensten und -formaten umfassend. Klar ist aber auch: Wer eher in den Apple- oder Google-Welten verankert ist, ist meist mit deren jeweiligen Alternativen wie Apple TV, Chromecast oder auch einem Nvidia Shield TV besser bedient.

Für jene, die bereits den direkten Vorgänger haben, rentiert sich ein Upgrade wiederum nur selten. Zu gering sind die Unterschiede zum im Jahr 2021 veröffentlichten Modell. Einzig wenn man regelmäßig Probleme mit dem Speicherplatz hat, könnte das eine interessante Option sein. (Andreas Proschofsky, 29.10.2023)