Goodbye Austria! Wer hat noch nicht mit dem Gedanken gespielt auszuwandern?
Goodbye Austria! Wer hat noch nicht mit dem Gedanken gespielt auszuwandern?
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Pro

Der beste Gesprächseinstieg? Zu sagen, dass man von woanders kommt. Sofort wirkt man cool, exotisch und interessant. Das hat mir meine Zeit in den USA gezeigt. Österreich kennen dort viele gar nicht. Und warum auch? Wir haben weder die Cheesecake Factory noch Taco Bell. Die Essenz eines Landes versteht man erst, wenn man lange dort ist. Warum also nicht auswandern? Seien wir uns ehrlich: Die Familie hält man oft nicht länger als drei Stunden aus, und neue Freunde findet man mit der eingangs beschriebenen Technik schnell.

In der Ferne wird alles auf null gesetzt, peinliche Momente sind vergessen. Weit weg von der Heimat, ist man ein unbeschriebenes Blatt und kann sich neu (er)finden. (Vielleicht machen Sie in einem anderen Land endlich regelmäßig Sport?) Sein ganzes Leben in einen Koffer packen und wegziehen ist außerdem die perfekte Möglichkeit, mal auszumisten. Und wenn man doch zurückkommt, wenn auch nur kurz? Dann freuen sich Familie und Freunde umso mehr auf ein Wiedersehen. Und das Wiener Schnitzel schmeckt besser als je zuvor. (RONDO Exklusiv, Anna Haubiz, 8.11.2023)

Kontra

Wie immer gilt es, streng zu differenzieren: Es existieren berechtigte, lebensnotwendige Gründe, eine Gegend zu verlassen, verlassen zu müssen. Wer allerdings, nur so ein Beispiel, als Kind einer Friedensepoche in Belgrad geboren wurde, die ersten drei Volksschulklassen in Prag absolvierte, ab der vierten Klasse in Österreich landete, um in Wien innerhalb von vier Jahren – wegen seiner mobilen Eltern – vier Wohnungen zu wechseln, der hat die Grenzen der Auswanderlust erfahren.

Zwecks Horizonterweiterung nach der Matura ein Jahr ins Ausland zu gehen? Das hätte so jemand nur als Zumutung empfunden. Er sucht nur noch das Dörfliche der Großstadt und die rituelle Wiederholung von Kulturtechniken. Lieber per Google-Kamera die Welt erforschen, während er in seinem Stammcafé einen Espresso serviert bekommt, ohne ihn bestellt zu haben. Der Ober weiß schließlich, dass die Bestellung so sicher stattfinden würde wie der Sonnenuntergang.

Schauen Sie, der große Denker Immanuel Kant verbrachte nahezu sein ganzes Leben in Königsberg und war auch kein Gipskopf. (RONDO Exklusiv, Ljubiša Tošic, 8.11.2023)