Mark Zuckerberg
Für Mark Zuckerberg ist das Metaversum ein langfristiges Projekt, in das er weiterhin investieren will.
Reuters/Jonathan Ernst

Metas Quartalsumsatz ist im vergangenen Jahr um 23 Prozent auf 34,1 Milliarden Dollar (32,3 Mrd. Euro) gestiegen, der Gewinn sprang von 4,4 Milliarden Dollar vor einem Jahr auf 11,6 Milliarden Dollar. Das sind eigentlich erfreuliche Ergebnisse, die CEO Mark Zuckerberg am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilen konnte, wiewohl das Unternehmen künftig nicht zuletzt wegen des Kriegs im Nahen Osten Einbußen im Werbegeschäft fürchtet.

Blickt man zudem etwas tiefer in die Dokumente zu den aktuellen Quartalszahlen, so fällt auf: Das Metaversum – einst jenes Liebkind Zuckerbergs, nach dem er sogar den Konzern umbenannte – ist dort nur noch ein Randthema.

Das Metaversum und andere Risiken

So kommt das Wort "Metaverse" in der eigentlichen Bekanntgabe, dem elf Seiten umfassenden "Earnings Release", nur einmal vor. Und zwar auf Seite 5 unter Anmerkungen zum Ausblick ("Forward-Looking Statements").

Hier wird nämlich – wie bei Dokumenten dieser Art üblich – angeführt, dass es sich bei den Statements zur zukünftigen Entwicklung lediglich um Prognosen handle und dass die Realität von diesen abweichen könne. Für diese Abweichungen könnten verschiedene Faktoren verantwortlich sein, darunter "Risiken in Verbindung mit neuen Produkten und Änderungen an bestehenden Produkten sowie unsere neuen Geschäftsinitiativen, inklusive der Bemühungen im Metaversum".

Bilanz
Auszug aus dem "Earnings Release".
Screenshot

"Langfristiger Fokus"

Andere Worte findet man immerhin im begleitenden Gespräch mit Analysten, dessen Transkript ebenfalls eingesehen werden kann. Hier sagt Zuckerberg, dass das Metaversum ergänzend zu den KI-Themen ein "langfristiger Fokus" sei.

So habe man mit der Quest 3 ein Headset veröffentlicht, das nicht nur technisch verbessert wurde, sondern auch preislich sehr kompetitiv sei. Das Wichtigste daran sei, so Zuckerberg, dass die Quest 3 "das erste Mixed-Reality-Gerät im Mainstream" sei. Durch Aufsetzen der Brille könne man die physische Welt einfach mit virtuellen Elementen anreichern.

Auch über die nächste Generation der smarten Sonnenbrille, der Ray-Ban Meta, spricht Zuckerberg in dem Call: Diese Brillen seien leichter, verfügen über bessere Kameras und bessere Tonqualität. Außerdem sind die Sonnenbrillen mit Metas KI-Assistent ausgestattet: "Man kann der Brille also eine Frage stellen, und sie beantwortet sie direkt in Ihrem Ohr", schwärmt Zuckerberg: "In vielerlei Hinsicht ist eine Brille der ideale Formfaktor für KI, weil sie dem KI-Assistenten ermöglicht, das Gleiche zu hören und zu sehen wie Sie."

Horizon kommt auf Handys, Tablets und PCs

Auch betont Zuckerberg, dass man allen Unkenrufen zum trotz Fortschritte bei der Software mache. Damit meint er die virtuelle Welt namens Horizon, die in Österreich noch nicht verfügbar ist.

Horizon wachse nun schneller, da neue Welten wie "Super Rumble" und "Citadel" online gehen, sagt Zuckerberg. Auch teste man die Anwendung von Horizon ergänzend zu VR-Brillen auf Smartphones, Tablets und PCs. Das sei wichtig, da man das Metaversum über verschiedene Gerätetypen hinweg bauen wolle.

Call
Auszug aus Mark Zuckerbergs Statement im Gespräch mit Analysten.
Screenshot

Wie schon auf der hauseigenen Entwicklermesse Connect, sagt Zuckerberg auch diesmal, dass eine der interessantesten Fragen der Branche jene sei, wie man physische und virtuelle Welten zu einer kohärenten und guten Erfahrung kombinieren könne. Die ersten Bausteine kämen nun zusammen, so Zuckerberg.

Verlust bei Reality-Labs

Bis sich die Vision des CEOs erfüllt, muss jedoch eine Durststrecke überdauert werden. Denn dass das Metaversum in der Bilanz als mögliches Risiko angeführt wird, hat seinen Grund wohl auch in den Zahlen der Vergangenheit.

Seit Jahresbeginn sammelte sich bei den für das Metaversum zuständigen Reality-Labs nämlich ein operativer Verlust von 11,5 Milliarden Dollar an. In derselben Zeit brachte das traditionelle Geschäft mit Apps wie Facebook und Instagram einen Gewinn von 41,8 Milliarden Dollar ein.

Entsprechend dieser Entwicklungen hatten sich Anleger schon in der Vergangenheit besorgt gezeigt, dass Meta zu viel für eine Technologie mit ungewissen Gewinnaussichten ausgebe. Zuckerberg bekräftigt jedoch regelmäßig, dass er darin die Zukunft sehe und die Investitionen daher hoch halten werde. Allerdings, so kündigt der CEO ebenfalls an, sollen die Investitionen in KI im kommenden Jahr Priorität haben. (Stefan Mey, 28.10.2023)