Eine Tannenmeise am Futterblock
Die Tannenmeise ist die kleinste Meisenart. Sie wiegt nur acht bis zehn Gramm. (Belichtungszeit 1/640 Sek., Blende f5.6, Lichtempfindlichkeit ISO 2200, Brennweite 300 mm APS-C + 1,4 Telekonverter entspricht Bildwirkung von 630 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)
Michael Simoner

Haben Sie auch schon Vogelfutter gebunkert? Bei uns im Keller lagern jede Menge Sonnenblumenkerne, Streumischungen und Energieblöcke. Aber wenn es so weitergeht, werden wir damit wohl nicht über den Winter kommen. Seit ein paar Tagen herrscht im Garten ein Flugbetrieb wie am Flughafen Wien-Schwechat zur Haupturlaubszeit. Nicht nur die üblichen Spatzen-, Meisen- und Finkenbanden stürmen die Futterstellen, auch Kernbeißer, Kleiber und ein Buntspecht holen sich was zum Knabbern, und Amseln stochern am Boden herum. Das jahreszeitliche Gartencomeback der Singvögel hat voll eingesetzt.

Schnabel putzen

Erfreulicherweise ist auch ein bei uns eher seltener Gast eingeflogen: eine Tannenmeise (Periparus ater). Sie wirkt ein wenig wie die Schwarz-Weiß-Ausgabe ihrer Cousine, der Kohlmeise. Doch Tannenmeisen sind viel kleiner, was sofort auffällt, wenn beide zugleich an einer Futterstelle naschen. Vertreiben lassen sie sich von größeren Verwandten aber nicht. Im Gegenteil: Wie ich beobachten konnte, sucht sich das taffe Tannenmeiserl einen bestimmten Futterspender aus, zu dem es immer wieder zurückkommt – auch wenn das Buffet gerade besetzt ist. Es hackte den ganzen Tag von allen Seiten in einen Fettblock und flog mit Brocken in schützendes Geäst. Nach jedem Happen wurden Reste auf dem Schnabel an Ästen abgestreift. Wie alle Meisen sind sie aber auch geschickte Knackerinnen von Samenkörnern.

Verwechslungsgefahr

Im Sommer stehen kleine Insekten wie Spinnen und Blattläuse auf ihrer Speiskarte, sie fressen ganzjährig auch Sämereien von Tannen und Fichten. Obwohl wir einige Nadelbäume im Garten haben, sind sie hier keine Sommergäste. Tannenmeisen brüten in kleinen Höhlen, und davon gibt es im Wald genug. Vermutlich sind ihnen außerdem die meisten Einfluglöcher unserer Nistkästen zu groß. Sie bevorzugen Öffnungen mit einem Durchmesser von nicht einmal drei Zentimetern. Damit können wir im Garten derzeit nur ein Mal aufwarten, und dieser Nistkasten ist immer schnell von ähnlich kleinen Blaumeisen besetzt – first come, first served.

Tannenmeisen werden manchmal mit Sumpfmeisen oder Weidenmeisen verwechselt (auch von mir). Alle haben eine coole, schwarze Kappe. Aber nur die Tannenmeise hat einen ausgeprägten weißen Scheitel, weiße Flecken auf der Flügeloberseite und einen großen schwarzen Kinnfleck. Sumpfmeisen und Weidenmeisen auseinanderzuhalten, das ist dann echt schon eine Übung für Fortgeschrittene. (Michael Simoner, 1.11.2023)

Eine Tannenmeise am Futterblock
Da ist noch viel zu holen. (1/500 Sek., f6.3, ISO 1800, 500 mm APS-C)
Michael Simoner
Eine Tannenmeise am Futterblock
Beim Fressen checkt die Tannenmeise immer wieder kurz die Umgebung. (1/640 Sek., f5.6, ISO 1800, 300 mm + 1,4 Telekonverter, APS-C)
Michael Simoner
Eine Tannenmeise am Futterblock
Hier ist der weiße Nackenfleck sehr schön zu erkennen. (1/640 Sek., f5.6, ISO 2500, 300 mm + 1,4 Telekonverter, APS-C)
Michael Simoner
Eine Tannenmeise am Futterblock
Das Tannenmeiserl hat voll aufgeladen. (1/640 Sek., f5.6, ISO 2500, 300 mm + 1,4 Telekonverter, APS-C)
Michael Simoner
Eine Sumpfmeise am Futterhaus
Zum Vergleich: Das ist eine Sumpfmeise (oder eine Weidenmeise?). (1/1000 Sek., f3.2, ISO 1600, 105 mm, Crop)
Michael Simoner