Es ist der 24. bekannt gewordene Femizid in Österreich dieses Jahr. In Tschechien wurde die Leiche einer 39-jährigen Frau aus dem Waldviertel entdeckt. Jener 34-jährige Mann, der verdächtigt wurde, sie erschossen zu haben, dürfte nach der Tat Suizid verübt haben. Seine Leiche wurde am Montagnachmittag in einer Scheune in der Nähe von Langenlois gefunden. Noch laufen die polizeilichen Ermittlungen zu diesem Fall, und viele Einzelheiten, wie es zu dieser Tragödie kam, sind der Öffentlichkeit noch nicht bekannt.

Eine Frau hält ihre Hände vor das Gesicht. (Gestellte Szene.)
In den seltensten Fällen ist der Täter der große Unbekannte. Meist steht er in Beziehung zu seinem weiblichen Opfer.
APA/dpa/Fabian Sommer

Was aber relativ bald bekannt wurde: Sowohl das Opfer als auch der mutmaßliche Täter waren beide FPÖ-Mitglieder, der Mann einst auch Kommunalpolitiker für seine Partei. Die Verbindung zur Partei hatte nicht zuletzt die FPÖ selbst bestätigt. Am Montagnachmittag meldete sich die FPÖ Niederösterreich via Presseaussendung und bestätigte die Parteizugehörigkeit der beiden Toten. Die Tat wurde darin als "eine menschliche Tragödie und ein absoluter Wahnsinn" bezeichnet, und es wurde darum gebeten, dass man Rücksicht auf Familienangehörigen und Hinterbliebene nehme, und man konstatierte: "Der Versuch, einen darüberhinausgehenden Zusammenhang mit der FPÖ Niederösterreich zu konstruieren, ist widerlich und menschenverachtend."

Pietätlos

Damit hat die FPÖ Niederösterreich vollkommen recht. Nicht nur, dass es geschmacklos und pietätlos ist zu versuchen, bei Femiziden billige parteipolitische Punkte zu sammeln, es greift auch zu kurz, so zu tun, als wäre männliche Gewalt nur ein Problem sauber abgegrenzter Bevölkerungsgruppen.

Leider ist es aber gerade die FPÖ, die vor allem immer dann, wenn die Täter Migrationshintergrund haben oder zu politischen Mitbewerbern gehören, ganze Gruppen wie "die Ausländer", "Die Flüchtlinge" oder "die Linken" gleich mitverurteilt. Das ist in der Tat "widerlich und menschenverachtend" und lässt ganz Gruppen Unbeteiligter durch ein aufgeheiztes Klima für die Taten Einzelner büßen.

Tatsächlich ist Gewalt an Frauen ein Problem, das alle sozialen Schichten und Ethnien betrifft. Es hängt auch mit patriarchalen Rollenbildern zusammen, in denen die Frau untergeordnet wird. Aber in den seltensten Fällen ist der Täter der große Unbekannte. Meist steht er in Beziehung zu seinem Opfer.

Es bleibt zu hoffen, dass die FPÖ die wahren Worte in ihrer Aussendung vom Montag nicht vergisst. Auch nicht, wenn Täter nicht aus ihrem politischen und ideologischen Umfeld kommen. (Colette M. Schmidt, 31.10.2023)