René Benko und Sebastian Kurz
Gemeinsam Törggelen: René Benko und Sebastian Kurz im Jahr 2019.
Andreas Tischler / picturedesk.com

Nur gut, dass Hedy Lamarr das nicht mehr erleben muss. Aber es ist nun einmal ein österreichisches Naturgesetz, dass, wer mit der Kronen Zeitung in Berührung kommt, mit dem Schlimmsten rechnen muss. Wer es gar wagt, einen besitzergreifenden Blick auf die Hälfte des Blattes (und auf fast die Hälfte am Kurier) zu werfen, der hat sein Schicksal herausgefordert. Die Krone ist schließlich kein Flagshipstore und auch keine Postsparkasse. Dabei hat es René Benko an dem Weitblick, der ihm auf dem weiten Feld der Zinsentwicklung offensichtlich ein wenig abgegangen ist, in diesem Fall nicht fehlen lassen. Bis 2048 hat er sich vor fünf Jahren die Möglichkeit gesichert, die Medienbeteiligung der deutschen Funke-Gruppe zu übernehmen. Dreißig Jahre lang – nicht alle verantwortungsbewussten Immobilienentwickler denken so weit voraus. Österreichische Medienpolitiker schon gar nicht, aber denen ist Verantwortung ohnehin fremd.

Aus dieser Aufwertung der heimischen Medienszene dank dynamischen Unternehmertums dürfte nun doch nichts werden. Schuld daran sind die Investoren, denen spät der Verdacht gekommen ist, sie könnten sich beim Signa-Imperium ein wenig verinvestiert haben und nun versuchen, von ihrer Marie zu retten, was noch zu retten ist. Benkos Schuld ist es jedenfalls nicht, dass er sich von ihnen als Immobilienjongleur überschätzen ließ. Von ihnen hätte der Normalösterreicher, dem Vertrauen noch etwas bedeutet, erwarten können, dass sie als Experten die Refinanzierungsmöglichkeiten der Branche bei steigenden Zinsen und Preisen realistischer einschätzen als der Überflieger. Vor allem früher. Der Beirat der Signa, in dem man Benko noch bis vorgestern den Vorsitz führen ließ, soll ihm ein "wichtiger Impulsgeber" und "strategischer Beraterkreis" gewesen sein. Wohin das geführt hat, lässt sich nicht mehr länger vertuschen. Er darf ab sofort den deutschen Sanierungsexperten Arndt Gleiwitz mit Impulsen versehen, sofern der Wert darauf legen sollte.

Schillernder Fall von Größenwahn

Man wird sich um Benko dennoch keine Sorgen machen müssen. Wie gewonnen, so zerronnen, aber ein wenig wird für ihn schon übrig bleiben. Für die Schäden, die er in Deutschland und Österreich hinterlässt, werden andere aufkommen, die nicht, wie die Investoren, nun "Geld zurück" fordern können. Als zeitgeschichtliches Phänomen ist er ein schillernder Fall von Größenwahn, wie er in einem Kleinstaat ins Kraut schießen kann. An Trump kommt er natürlich nicht heran, aber ob das jene gestört hätte, die sich berauscht von so viel demonstriertem Erfolg um ihn scharten, wenn er zum Törggelen rief, ist nicht sicher. Es hat ihm nie an politischer Prominenz gemangelt, die nur allzu bereit war, ihm die persönliche Staffage für Seriosität zu liefern, die in seiner Branche erfahrungsgemäß nicht immer gegeben ist.

Sein Gegenstück in der Politik war Sebastian Kurz, und als es galt, Benko zum Schnäppchen des Leiner-Flagshipstores zu verhelfen, war der nagelneu türkise Bundeskanzler gleich zur Stelle, unter dem Titel eines Retters von Arbeitsplätzen. Was aus dem Shop geworden ist, ist bekannt.

Der Bundeskanzler und zeitweilige Überflieger Kurz ist dem Überflieger Benko vorausgegangen, leider ohne einen politischen Sanierungsexperten für seine Partei zu hinterlassen. (Günter Traxler, 9.11.2023)