Das Bild zeigt den Remoteplayer Playstation Portal
Beides kein echter Hammer: links eine Kunststoffnachbildung von Mjölnir aus der Collector's Edition von "God of War: Ragnarök", rechts der neue Remoteplayer Playstation Portal.
DER STANDARD/Brandtner

Die Gerüchte zu Playstation Portal wirkten anfangs wie ein allzu offensichtlicher Aprilscherz. Erste Informationen zum Remoteplayer für die Playstation 5 machten unter seinem Arbeitstitel "Project Q" im April 2023 die Runde, die Beschreibung aber machte stutzig: Will Sony ernsthaft einen "Handheld" veröffentlichen, der nur zum Streaming von der eigenen Konsole taugt? Der japanische Spielehersteller wartete nicht lange darauf, mit einem klaren Ja zu antworten: Auf dem Playstation Showcase im Mai stellte Sony die neue Hardware tatsächlich vor. Und siehe da, wenige Monate später liegt der kleine Frankenstein aus PS5-Controller und China-Tablet tatsächlich im Postfach des STANDARD zum Testen. Der Scherz ist zur Realität geworden - und ab heute auch im Handel erhältlich.

Schöne Vergangenheit

Um Missverständnisse auszuräumen: Ich bin Sonys Handheld-Hardware nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich in den Redaktionsräumen des österreichischen Videospielmagazins "Consol.AT" das erste Mal den Japan-Import einer PSP-1000 in Händen hielt. Und meine Kinnlade der Schwerkraft nachgab. Es wurde mein Exemplar, auf das ich heute noch stolz in meiner Sammlung zurückblicke. Wenige Jahre später konnte ich mich auch für den Nachfolger Vita begeistern, getrübt wurde diese Euphorie lediglich durch die stiefmütterliche Behandlung des Herstellers selbst.

Sonys Vorstoß in die Welt des Handheld-Gaming hat also eine längere und schöne Geschichte, auch wenn sie mittlerweile etwas verblasst ist. Die Einführung der Playstation Portable (PSP) im Jahr 2004 markierte mit ihrer Grafik, die für ein Handheld-Gerät dieser Zeit beeindruckend war, einen wichtigen Impuls für die Branche. Der Nachfolger der PSP, die 2011 auf den Markt gebrachte Playstation Vita, fand zwar eine treue Fangemeinde. Die Unterstützung von Entwicklern konnte sie langfristig aber nicht sichern, und noch weniger gelang es ihr in der Folge, sich auf dem jeher stark von Nintendo dominierten Markt durchzusetzen.

Eine schicke "Mogelpackung"

Nun stiftet also der neue Remoteplayer Playstation Portal ein bisschen Verwirrung. Was auf den ersten Blick wie ein Handheld oder ein "Nachfolger" der zuvor genannten Geräte aussieht, ist nämlich keiner. Zumindest keiner, wie ihn sich die meisten von uns wohl wünschen würden. Für eine unverbindliche Preisempfehlung von 220 Euro bekommen Spielerinnen und Spieler, die bereits eine Playstation 5 besitzen, ab sofort die Möglichkeit, ihre Konsoleninhalte auf ein tragbares Gerät zu spiegeln – aber nur, solange Player und Konsole über ein Netzwerk miteinander verbunden sind.

Playstation Portal und andere Geräte von Sony im Vergleich
Ein Größenvergleich mit einem Playstation-5-Controller und früheren "echten" Handhelds von Sony.
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Geht es nach Sony, will man mit Portal typische Streamingkrankheiten beheben: Dazu zählen neben schwankender visueller Qualität vor allem ein mangelhaftes Setup der Steuerung und umständliche Benutzerführung. Das eigentliche Problem bleibt damit allerdings unbehandelt, dazu später mehr. Die Hardware-Lösung sieht bei Portal so aus: Ein geteilter Dual-Sense-Controller, der auf beiden Seiten eines acht Zoll großen 1080p-LCD-Bildschirms angebracht ist, soll das Gerät zu einer leichten und robusten Gaming-Alternative machen, vorzugsweise in den eigenen vier Wänden. Sei es, weil der Fernseher, an dem die Playstation 5 ihre Inhalte zum Besten gibt, gerade von Familienmitgliedern belagert wird – oder weil man auch einmal in einem anderen Zimmer Playstation spielen möchte.

All das zeigt gleichzeitig aber auch, was sich bei dem Gerät für Außenstehende auf den ersten Blick nicht sofort erschließen mag. Portal ist lediglich ein neuer Zubehörartikel für die Playstation 5, der die (bereits bestehende) Remote-Funktion der Konsole ergänzt. Ohne Playstation 5 und ohne Netzwerkanbindung ist Portal nicht zu gebrauchen – das Gerät ist einem klassischen, eigenständigen Handheld zwar optisch sehr ähnlich, aber absolut nicht damit vergleichbar. Ein Tipp an dieser Stelle: Wer die grundsätzliche Funktionsweise von Remote Play einmal ausprobieren möchte, kann das mit jedem beliebigen Handy, PC oder Mac tun – ganz ohne zusätzliche Hardware.

Flotte Einrichtung

Die Einrichtung von Portal ist relativ einfach und ein mehr oder weniger selbsterklärender Prozess. Zuerst muss das Wi-Fi-Passwort über einen Touchscreen eingegeben werden. Anschließend wird das Gerät mit dem eigenen Playstation-Network-Account verknüpft. Dies erfolgt am einfachsten durch das Scannen eines QR-Codes mit der Playstation-App auf dem Smartphone.

Playstation Portal
Die Einrichtung von Playstation Portal ist schnell erledigt.
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Im nächsten Schritt bekommt man Anweisungen, um die Konsole für die Nutzung mit dem Playstation Portal zu konfigurieren. Wichtig dabei ist, dass die Remote-Play-Funktion der PS5 aktiviert wird und die Konsole im Standby-Modus bleibt, wobei die Internetverbindung aktiv bleiben muss. Eine Besonderheit dabei ist, dass man die Konsole nicht aus dem vollständig ausgeschalteten Zustand über das Portal einschalten kann – im Gegensatz zur Aktivierung mit einem herkömmlichen Controller.

Insgesamt ist dieser Vorgang unkompliziert und schnell erledigt. Der Test des Remoteplayers erfolgte eigentlich unter recht guten Bedingungen: Die Netzwerkumgebung im Haus des Autors besteht aus einem Wi-Fi-Mesh-System von Asus mit zwei Access Points, die Playstation 5 ist per LAN angebunden. Die durchschnittlichen Leistungswerte im Erdgeschoß betragen 450 Mbit Down- und 120 Upload, bei einem Ping von maximal 25 Millisekunden und Jitter von ein bis zwei Millisekunden. Im ersten Stock sind diese Eckdaten nur geringfügig schlechter. Obwohl das eigene Netzwerk (nur) Wi-Fi 6 unterstützt, tut dies Portal leider nicht – gerade für ein Gerät, das den Fokus auf Streaming legt, ist das eine verpasste Chance.

Neuere Wi-Fi-Standards wie Wi-Fi 6 (802.11ax) und Wi-Fi 6E hätten bei Portal für eine stabilere Verbindung sorgen können. OFDMA (Orthogonal Frequency Division Multiple Access) ermöglicht eine effizientere Aufteilung der Bandbreite, während MU-MIMO (Multi-User Multiple Input Multiple Output) die gleichzeitige Kommunikation mehrerer Geräte mit dem Router erlaubt. Darüber hinaus verwenden diese Standards das 6-GHz-Frequenzband, um mehr Kanäle bereitzustellen und Interferenzen weiter zu reduzieren. Skurril ist Sonys Entscheidung ein bisschen auch deshalb, weil die mittlerweile drei Jahre alte Playstation 5 sehr wohl schon Wi-Fi 6 unterstützt.

Tolle Ergonomie, sauber verarbeitet

Was nach dem Auspacken des Portal sofort ins Auge sticht, ist neben der ganz klaren Designsprache der Playstation 5 die hochwertige Verarbeitung. Geringe und gleichmäßige Spaltmaße, aber auch die matte und an der Rückseite aufgeraute Kunststoffoberfläche des Geräts hinterlassen einen guten Eindruck.

Playstation Portal
An der Stirnseite des Gerät befinden sich zwei Schlitze, hinter denen sich die Lautsprecher befinden, sowie Buttons zum Einschalten des Geräts und für die Regelung der Lautstärke.
STANDARD/Portal

Prinzipiell fühlt sich der Remoteplayer so an, als würde man einen langgezogenen Dual-Sense-Controller in Händen halten. Die optische Verwandtschaft ist kein Zufall, schließlich sind ja auch bewährte Controller-Funktionen erhalten geblieben – das ist auch der entscheidende Vorteil gegenüber anderen Streaming-Devices. Dazu zählen vor allem das haptische Feedback und adaptive Trigger.

Kleine Unterschiede gibt es dennoch: Die Analogsticks sind minimal kleiner (so wie bei PSVR 2), und das Touchpad fehlt. Stattdessen können aber Touch-Eingaben, die ein Spiel benötigt, vom Anzeigedisplay registriert werden. Anders als bei einem PS5-Controller gibt es auf der Stirnseite noch Buttons für das Einschalten des Geräts, für die Lautstärkeregelung und einen Knopf, um kabellose Playstation-Headsets zu synchronisieren. Hinter dem Display ein wenig versteckt befinden sich zudem noch ein USB-C-Anschluss zum Aufladen des Portal sowie ein Klinkenanschluss, um Kopfhörer oder ein Headset mit dem Gerät zu verbinden.

Playstation Portal
"Liebling, ich habe den Controller gestreckt": Portal sieht komisch aus, liegt aber sehr komfortabel in den Händen.
STANDARD/Brandtner

Eine Breite von knapp 30 Zentimetern und ein Gewicht von 529 Gramm lassen Portal auf dem Papier zwar klobig wirken, tatsächlich liegt der Remoteplayer aber auch nach längerer Spielzeit noch sehr gut in den Händen. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass der Autor eher große Hände hat – gut möglich, dass der Eindruck zur Ergonomie bei Personen mit kleineren Händen anders ausfallen könnte.

Gutes Display, schwache Soundkulisse

Im Zentrum des Portal prangt ein LC-Display mit einer Diagonale von acht Zoll (rund 20 Zentimeter), das natürlich nicht mit einem ordentlichen OLED-Fernseher konkurrieren kann. HDR oder 120 Hz darf man sich bei der Preisklasse nicht erwarten, Helligkeit und Auflösung (1080p) sind für dieses Set-up aber absolut ausreichend, in Innenräumen werden die Inhalte farbintensiv und attraktiv (genug) dargestellt.

Playstation Portal
Die Bildqualität des Remoteplayers kann in den meisten Fällen durchaus überzeugen.
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Als problematisch entpuppt sich beim Display eher, dass es stark spiegelt. Wer bei Schönwetter gern einmal auf der Terrasse, auf dem Balkon oder vielleicht neben dem Pool mit Kratos eine Runde Fabelwesen verprügeln möchte, sollte für diese Szenarien auch an einen guten Schattenspender denken. Je nach Bildschirminhalt haben Spieler aber dann auch damit zu kämpfen, dass ihr Alter Ego vom eigenen überdeckt werden kann. Ein wenig schade ist das Fehlen einer sensorgesteuerten Helligkeitsregelung, wie man es heutzutage fast schon bei allen Displays gewohnt ist.

Im Vergleich zur Bildqualität des Touchscreens, der in den meisten Szenarien dennoch überzeugen kann, ist der Klang von Portal über zwei schmale Schlitze an der Stirnseite nur unterdurchschnittlich repräsentiert. Interessanterweise verbessert sich die Klangqualität deutlich, wenn man das Gerät zu sich nach vor kippt, die Lautsprecher also direkt zum Benutzer zeigen. Warum Sony die Lautsprecher nicht so konzipiert hat, dass sie Nutzer frontal beschallen, weiß nur der Hersteller selbst. Am Platz wäre es nicht gescheitert.

Playstation Portal
Je dunkler das Geschehen auf dem Bildschirm, desto höher bei hellem Umgebungslicht die Gefahr der Ablenkung.
STANDARD/Brandtner

Ein weiteres Manko des Playstation Portal ist in diesem Zusammenhang die eingeschränkte Unterstützung für Kopfhörer. Zwar ist eine Klinkenbuchse vorhanden, jedoch fehlt die Unterstützung für Bluetooth-Kopfhörer. Lediglich Sonys eigene Playstation-Headsets können kabellos verwendet werden. Diese Einschränkung wirkt ärgerlich und nicht mehr zeitgemäß.

Moderate Laufzeit, lange Ladezeit

Und wie lange hält das Gerät überhaupt durch? Da der SoC des Portal kaum beansprucht werden dürfte, hängt dieser Wert maßgeblich von den Helligkeitseinstellungen des Displays ab. Bei reduzierter Helligkeit kam Portal im Test auf eine Laufzeit von knapp vier Stunden. Viel mehr dürfte nicht herauszuholen sein, weil das Umgebungslicht für eine weitere Reduktion der Helligkeit schon stark abgedunkelt sein müsste. Dreht man die Helligkeit hingegen voll auf, muss das Gerät bereits nach rund drei Stunden wieder aufgeladen werden.

Apropos aufladen: Ein Netzteil ist nicht im Lieferumfang enthalten, Käuferinnen und Käufer müssen sich mit einem USB-Ladekabel zufriedengeben. Da eine Playstation 5 für Portal vorausgesetzt wird, kann man den Remoteplayer immerhin direkt über die Konsole aufladen. Ganze zwei Stunden später ist der Akku vollständig aufgeladen. Nach heutigen Standards könnte das durchaus schneller gehen.

Erde an Portal, Erde an Portal

Das Hauptproblem bei Playstation Portal liegt an der kabellosen Anbindung. Wi-Fi 5 und niedriger kann zu Fehlern bei der Übermittlung von Datenpaketen tendieren. Im Hintergrund wechseln Router und Endgeräte daher dann wiederholt Kommunikationskanäle, was im Alltagsbetrieb normalerweise nur selten auffällt. Bei Portal hingegen kann das Spielerlebnis dadurch massiv beeinträchtigt werden.

Kleinste Unterbrechungen in der Datenverbindung machen sich sofort bemerkbar und führen zu Bildfehlern, Mikrorucklern und Soundaussetzern. Ein weiteres Problem ist natürlich auch der damit einhergehende Inputlag, also eine Verzögerung zwischen dem Drücken eines Buttons und der Ausführung der Aktion im Spiel. Diese Verzögerung entsteht durch die notwendige Übertragung der Eingabe über Netzwerk an die Konsole und zurück zum Playstation Portal. Dies macht sich besonders bemerkbar, wenn schnelle Reaktionen erforderlich sind, und führt dazu, dass sich Spiele weniger direkt steuern lassen.

Playstation Portal
Viele Favoriten der eigenen "Playlist" machten im Test nach längerer Spielzeit auf dem Portal deutlich weniger Spaß als direkt auf der Konsole.
STANDARD/Brandtner

Diese Probleme treten nicht immer auf, aber allein schon die Gewissheit, dass sie im Lauf des Spielens irgendwann auftreten werden, machen Portal zu einer Gaming-Lotterie – und für manche Genres somit schlichtweg unbrauchbar. Nach längerer Spielzeit verliert das Spielen von Renn- und Actionspielen oder Shootern auf dem Portal spürbar an Reiz.

Im Test konnten die beschriebenen Phänomene an "Need for Speed Unbound", "Wipeout: Omega Collection", "God of War: Ragnarök", "Resident Evil 4 Remake" und "Elden Ring" allesamt nachvollzogen werden. Auch "Returnal", mein persönliches Lieblingsspiel auf der Playstation 5, würde ich auf Portal bestimmt kein zweites Mal auf Platin durchspielen wollen.

Im Umkehrschluss gibt es auf der anderen Seite "langsamere" Genres wie beispielsweise Strategiespiele, rundenbasierte Rollenspiele und Adventures, bei denen diese Problematik kaum ins Gewicht fällt. Spiele wie der Deckbuilder "Slay the Spire" oder das Rollenspiel "Octopath Traveler II" fühlten sich fast so an, als würden sie nativ auf Playstation Portal laufen.

Fazit

Dass Playstation Portal kein Scherz ist, konnte rasch geklärt werden. Irgendwie aber auch nicht. Denn das Konzept des Remoteplayers hat leider einen entscheidenden Haken: Selbst bei einer guten Netzwerkverbindung kommt es regelmäßig zu kurzen Aussetzern beim Spielen. Diese Einschränkung macht das Gerät nur zu einem kuriosen Zubehör für die PS5, das selbst für 220 Euro viel zu teuer scheint. Wer eine Playstation 5 hat und Remote Play ausprobieren möchte, kann das auch auf seinem Handy. Kostenlos. Insbesondere in einer Zeit, in der unabhängige Handheld-Konsolen wie Valves Steam Deck oder die Nintendo Switch "aufgeigen", wie leistungsfähig und vielseitig tragbare Spielkonsolen sein können, wirkt Playstation Portal eher wie ein Schritt zurück.

Unter besonderen Umständen und Berücksichtigung bestimmter Genres kann Portal schon eine interessante Ergänzung für PS5-Besitzer sein: Die Verarbeitungsqualität und das ergonomische Design können überzeugen und tragen zu einem komfortablen Spielerlebnis bei. Das Display, obwohl es nicht in der OLED-Liga angesiedelt ist, liefert in Innenräumen eine anständige Bildqualität für die meisten Spiele. Dennoch wirkt Portal auch dabei wie ein Experiment in Serienfertigung, das für das Streamen von Games nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist. Die Kernproblematik kurzer Unterbrechungen im Spielfluss, unter der im Übrigen auch die direkte Konkurrenz der Streamingkonsolen leidet, wird damit leider nicht gelöst.

Die Stärken von Portal bringen letztlich das Kopfkino in Gang, wie groß das Potenzial von Sony wäre, wenn der Hersteller über das halbherzige Streamingkonzept hinausginge und wieder eine ordentliche Handheld-Plattform auf die Beine stellt, die den Geist der PSP und Vita weiterträgt. Dass es einen Markt dafür gibt, zeigen andere Hersteller. Bis dahin bleibt Portal nur eine begrenzt alltagstaugliche Nischenoption für jene, die bereits eine PS5 besitzen und Spiele ab und zu in einem anderen Raum oder in relativer Nähe zu ihrer Konsole genießen möchten. (Benjamin Brandtner, 15. 11. 2023)