Es war eine Woche zwischen Babler und Benko. Vor allem Babler hat mit seinem Wahlergebnis beim Parteitag viele enttäuscht. Lässt die SPÖ den neuen Chef links liegen? haben die "Salzburger Nachrichten" noch am Vortag in aufrichtiger Besorgnis gefragt. Trotz aller Comeback-Touren durch die Bundesländer, der Gespräche mit der Basis, der Bekenntnisse zum Zuschütten der Gräben konnte Babler nach fast einem halben Jahr als SPÖ-Chef die Partei nicht einen. Dass sich die Delegierten derart irren konnten und ihm mit fast 90 Prozent einen geilen Vertrauensbeweis schenkten, war irgendwie nicht vorgesehen. Und um klarzumachen, worum es geht: Wer will eine Partei wählen, die sich schon so lange vor allem mit sich selbst beschäftigt? Dabei ist es bis zu den Wahlen noch ein Jahr.

SPÖ-Chef Andreas Babler
SPÖ-Chef Andreas Babler beim Bundesparteitag am 11. November
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Klar, proletarische Disziplin kann manche Zweifel zudecken. Aber gleich so? "Die Presse" führte es darauf zurück, dass sich die Delegierten offenbar geborgen in der Babler-Bubble fühlten. Das ist nicht wenig, wenn man berücksichtigt, wie viele Delegierte des letzten ÖVP-Parteitages sich heute in einer Nehammer-Blase geborgen fühlen mögen – und die haben ihn sogar mit 100 Prozent gewählt. Aber das nur deshalb, weil sie gezwungen waren, sich schon lange vor allem mit sich selbst zu beschäftigen.

Der "Kurier" konnte nur noch Bablers Klassenkampf röcheln, während im "Falter" Armin Thurnher die SPÖ im Zeitalter des Bablerismus ausführlich sezierte. Nach ihm kaut die SPÖ an einer Niederlage, die ihr am wenigsten angekreidet wird. Dabei wird diese Niederlage sogar als Ausweis von Realitätstauglichkeit hingestellt. Die Rede ist von der dubiosen Rolle der Sozialdemokratie bei der Durchsetzung des Neoliberalismus. Von da ist es nicht weit zum Philosophen Ernst Bloch, der im Marxismus den "Kälte- und den Wärmestrom" unterschied, was Thurnher die Diagnose entlockte Hand aufs Herz: Babler gehört zum Wärmestrom.

Das ändert nichts daran, dass andere Medien einen deutlichen Kältestrom durch die Partei ziehen verspürten. Verwirrung um Fehlen der roten Altvorderen, beklagte "Die Presse" eine sozialdemokratische Herzlosigkeit, wie sie in der ruhmreichen Geschichte der Partei noch nie dagewesen ist. In der SPÖ verwies man als Beweis für Einladungen an die Altvorderen auf den Eingang einiger Absagen, aber die Sache bleibt rätselhaft.

Der Einzige, der in der Beurteilung Bablers so etwas wie menschliche Wärme erkennen ließ, war Andreas Mölzer in der "Kronen Zeitung". Den Plan, der Kickl-FPÖ noch den Wahlsieg nehmen zu können, wird Babler insgeheim wohl auch schon aufgegeben haben. Wenn er es nämlich mit seinem Linkskurs in Umverteilungsfragen übertreibt, wird er für eine allfällige Anti-Kickl-Koalition bei der Volkspartei und den Neos kaum Partner finden können. Wenigstens einer, der sich ehrliche Sorgen um die SPÖ macht.

Was Benko betrifft, bot sich der "Trend" an aufzuklären, was den Immo-Milliardär wirklich zu Fall brachte. Kurz gesagt lag es daran: Der gefeierte Unternehmer hat offenbar zu spät auf die Liquiditätskrise reagiert. Das sollte man als Unternehmer lieber vermeiden.

Trauriges Ereignis der Woche war der Tod von Karl Schwarzenberg. "Die Presse" würdigte seine Persönlichkeit an nicht nur einer Stelle des Blattes. In der Rubrik "Pizzicato" durfte sich ein Mitarbeiter an ein denkwürdiges Zusammentreffen – viele Jahre ist’s her, 2005 – mit Schwarzenberg erinnern, der gerade aus Kuba zurückgekehrt war. Nun saß ich im Büro der Föderation vor dem großen Mann mit der stolzen Aura und dem markanten Gesicht, in dem ich immer eine Spur von Krtek zu sehen glaubte, dem liebenswerten tschechischen Comic-Maulwurf, und grinste innerlich.

Der Grund des innerlichen Grinsens war stinkig: Kurz vor dem Treffen, bei dem wir über Kuba sprachen, hatten wir im "Presse"-Außenpolitikressort eine Jause mit Vorarlberger Spezialitäten veranstaltet. Darunter war Bergkäse – just aus Schwarzenberg. Welch eine Koinzidenz! Der war recht stinkig, trotz Hände­waschens verströmten meine Finger noch einen Hauch seines alpinen Terroirs. "Jessas", dachte ich beim Händeschütteln mit Schwarzenberg, was man bei einer solchen Gelegenheit halt so denkt. "Jetzt bist du bürgerliches Büble aus dem Ländle mit Bauern unter den Ahnen also hier bei dem berühmten Adeligen und gibst ihm deine stinkigen Käshänd!"

Was sich Schwarzenberg gedacht haben mag, werden die Leser der "Presse" nie erfahren, und das ist auch besser so. (Günter Traxler, 18.11.2023)