Nicht nur Chelsea nimmt das Financial Fairplay nicht ernst.
AFP/GLYN KIRK

Mutmaßlich schwarze Kassen in Chelseas Abramowitsch-Ära und Spieler, die ohne Rücksicht wie Schachfiguren hin- und hergeschoben werden: Die auch im STANDARD publizierte Recherche "Cyprus Confidential" zeigt im Vorbeigehen einige der großen Probleme des Profifußballs auf.

Fachkundige Fans mögen einwerfen: Dass die Rechte an Spielern nicht ihren Klubs, sondern dritten Geschäftemachern gehören, ist ja mittlerweile verboten! Doch hier kommen Chelseas Tricksereien ins Spiel – solche Manöver waren nämlich nie erlaubt, und doch wären sie beinahe durchgegangen. Dass es für ein Auffliegen solcher Systeme Leaks und Medienrecherche braucht, illustriert das wahre Problem des Spitzenfußballs: Die Ligen und Verbände, die die tricksenden Klubs kontrollieren und bestrafen sollten, sind entweder überfordert oder unwillig.

Der Fußball hat mit vielen anderen Lebensbereichen gemein, dass nicht die Moral, sondern die Strafbarkeit die Grenzen festlegt. Schon den Kniffen "normal" finanzierter Krösus-Klubs war kaum beizukommen – heutzutage gehören viele Topteams aber mit Öl-Milliarden befüllten Staatsfonds. Teams wie Manchester City oder Newcastle United haben auf ihre Aufseher einen fast schon skurrilen Ressourcenvorsprung. Ein Beispiel? Die Premier League wirft Manchester City 115 Verstöße gegen das Financial Fairplay vor, seit Februar wehren sich die Citizens auf dem Rechtsweg. Der Schaden ist ohnehin längst angerichtet. Es geht um die Jahre 2009 bis 2018, in denen City drei Meistertitel feierte. Das ist nicht mehr gutzumachen. (Martin Schauhuber, 18.11.2023)