Sony Alpha 7C R
Landschafts- und Naturfotografie gehören neben Eventfotografie zu den Anwendungsbereichen der Alpha 7C R.
Sony

Sony hat mit der Alpha 7C R eine Wechselobjektivkamera mit Exmor-R-CMOS-35-mm-Vollformatsensor auf den Markt gebracht, deren Bildsensor eine Auflösung von bis zu 61 effektiven Megapixeln liefern kann. Mit einem Gewicht von rund 513 Gramm ist das Gehäuse dennoch vergleichsweise leicht. Und softwareseitig soll vor allem Echtzeit-Autofokus-Erkennung durch die gleiche KI-Verarbeitungseinheit verbessert werden, die schon bei der Alpha 7R V und der Alpha 6700 zum Einsatz kam. Bei einem Herstellerpreis von knapp 3.700 Euro – nur für das Gehäuse ohne Objektiv – stellt sich aber freilich auch die Frage: Für wen zahlt sich das aus?

Die neue α 7CR von Sony
Sony Schweiz & Österreich

Die Antwort: Diese Kamera eignet sich vor alle im professionellen Bereich, allem voran in der Eventfotografie. Kombiniert mit einem entsprechenden Weitwinkelobjektiv, können Ereignisse in der Totale aufgenommen werden, um anschließend in Bildbearbeitungsprogrammen Teilausschnitte zu verwenden – bei der genannten Maximalauflösung besteht freilich auch entsprechend viel Spielraum. Andere Anwendungsszenarien sind die Landschafts- oder die Stadtfotografie. Oder man macht einfach Schnappschüsse, was vor allem angesichts des KI-gesteuerten Autofokus leichter fällt.

DER STANDARD hat die Sony Alpha 7C R getestet. Da eine Website Fotos dieser Auflösung – und vor allem dieser Dateigröße – nicht darstellen kann, wurden die Originalbilder in einen Google-Drive-Ordner geladen. Kombiniert wurde diese mit dem Objektiv SEL1635GM2, welches eine Brennweite von 16 bis 35 mm sowie eine Blendenöffnung zwischen 2.8 und 22 bietet (Herstellerpreis: 2.699 Euro), für das Testszenario also perfekt geeignet ist.

Äußerlichkeiten

Das Gehäuse der Sony Alpha 7C R ist 71,1 Millimeter hoch, 124 Millimeter breit und 63,4 Millimeter tief, sie wiegt wie eingangs erwähnt 513 Gramm. Dadurch ist sie noch immer vergleichsweise kompakt und lässt sich im Notfall auch mit nur einer Hand bedienen. Mit der rechten Hand lassen sich ebenso die drei Räder bedienen, mit denen sich auf haptische Weise Werte wie Belichtungszeit oder Iso-Wert einstellen lassen.

Blick auf die Rückseite der Sony Alpha 7C R.
Der Standard/Stefan Mey

Alternativ dazu können diese Einstellungen über den Touchscreen, einen TFT-Screen mit drei Zoll (7,5 cm) Bilddiagonale, vorgenommen werden. Der Bildschirm hat exakt 1.036.800 Bildpunkte. Außerdem ist er klapp- und schwenkbar, was die Kamera auch in dieser Hinsicht für die Eventfotografie prädestiniert, wenn etwa über die Köpfe von Zuschauerinnen und Zuschauern hinweg fotografiert werden soll.

Per Touch kann freilich auch durch die Menüs navigiert werden, alternativ ist dies auch über das Rad und die Tasten möglich, die sich auf der Rückseite der Kamera befinden. Weiters verfügt die Kamera über einen Blitzschuh, ein Rad zur Einstellung der PASM-Modi und einen Sucher für alle, die lieber mit selbigem anstatt mit einem TFT-Display fotografieren. Dieser hat eine Diagonale von einem Zentimeter und kommt gar auf 2.359.296 Bildpunkte, liefert also deutlich mehr Auflösung als der Bildschirm der Kamera. Unter Abdeckungen gibt es Anschlüsse für USB-C, zweimal 3,5-mm-Klinke für Kopfhörer und Mikrofon, HDMI und einen Slot für SD-Karten.

Creators-App, das Sorgenkind

Ein Wermutstropfen ist wie auch schon bei vorherigen Tests die begleitende Creators-App von Sony, mit der die Kamera ferngesteuert oder Bilder auf das Smartphone übertragen werden können. Die Verbindung zwischen den Geräten klappte manchmal, aber leider nicht immer. Das ist äußerst frustrierend. Ist die Verbindung einmal hergestellt, können sogar Serienbilder aufgenommen werden, allerdings in deutlich geringerer Frequenz als beim Auslösen direkt an der Kamera.

Dafür finden sich die Bilder anschließend direkt auf dem Smartphone-Speicher und werden bei dieser Gelegenheit – wie auch jene, die man von der SD-Karte drahtlos auf die Kamera überträgt – deutlich heruntergerechnet, um den Telefonspeicher nicht unnötig zu überlasten. Die ursprünglich in maximaler Auflösung fotografierten Bilder kommen nach der Übertragung auf 1.616 mal 1.080 Pixel Auflösung beziehungsweise eine Dateigröße im dreistelligen Kilobyte-Bereich. Das ist praktisch, wenn man erste unbearbeitete Versionen der Bilder an Verwandte oder Kunden schicken möchte.

Eine Frage der Größe

Wie relevant dieses Herunterrechnen für das Hantieren auf mobilen Geräten und Verschicken an andere Person ist, zeigt sich im Kontext jener Frage, die in Bezug auf die 61 Megapixel immer wieder gestellt wird: Wie groß ist ein Bild, wenn es mit dieser Kamera in der höchsten Auflösung und Qualität aufgenommen wird? Die Antwort: sehr groß.

Jpeg-Dateien können auf eine Dateigröße von fast 50 MB kommen. Die Raw-Dateien, die deutlich mehr Informationen enthalten und sich daher besser für die Nachbearbeitung anbieten, kamen im Test auf eine Dateigröße von jeweils 120 Megabyte. Freilich lassen sich Auflösung und Qualität auch herunterschrauben, im Rahmen des Tests wurden jedoch ausschließlich Bilder in der vollen Auflösung gemacht.

Autofocus-KI, Video und Automatik

Nur wenige Worte sollen an dieser Stelle über den KI-Autofocus verloren werden, da dieses Konzept bereits im Kontext der Sony Alpha 6700 ausführlich erläutert wurde und es bei dieser Kamera ebenso funktioniert. Nützlich ist dies vor allem bei sich schnell bewegenden Objekten, weshalb es entsprechende Vorlagen für etwa Fahrzeuge, Menschen, Insekten und Tiere gibt. Als Beispiel darf hier die feline Mitbewohnerin gelten, die von der KI automatisch als solche erkannt und auch bei Bewegung im Fokus gehalten wurde.

Der Standard/Stefan Mey

Selbiges funktioniert übrigens nicht nur bei Fotos, sondern auch bei Videos, was etwa auch bei Sportevents interessant sein dürfte. Videoaufnahmen sind in 4K-Qualität mit bis zu 60p möglich, Zeitraffer und Zeitlupe werden gleichermaßen unterstützt.

4K Sample Video | Alpha 7CR | Sony | α
The Alpha 7CR packs extraordinary resolution and colour rendering into a compact, lightweight Alpha 7C series body that users can carry with them at all times. High resolution makes it possible to crop and edit images while maintaining high quality. The remark
Sony | Camera Channel

Ein wenig irritierend ist, wie diese auf professionelle Benutzung ausgerichtete Kamera mit dem Automatikmodus umgeht, konkret mit dem Fotografieren bei schlechten Lichtverhältnissen. So wurde der Gesprächspartner eines Interviews, Ecosia-Gründer Christian Kroll, bei Kunstlicht fotografiert – und dabei ist der automatische Weißabgleich offensichtlich an seine Grenzen gestoßen, wie an der Farbe des eigentlich weißen T-Shirts auch für Laien unschwer zu erkennen ist.

Der Standard/Stefan Mey

Nun mag es so sein, dass Profis ohnehin nicht auf Automatik vertrauen und die Einstellungen lieber selbst vornehmen. Und in professionellen Bildbearbeitungsprogrammen lässt sich dieser Fehler problemlos ausbügeln. Verwunderlich ist es dennoch, und auch ein Hindernis beim Erstellen schneller Schnappschüsse.

Landschaften bei Tag und bei Nacht

Deutlich besser verhält es sich, wenn ein Foto bei natürlichem Tageslicht gemacht wird. Auf dem nachfolgenden Foto einer Lichtung im Wienerwald stimmt die Beleuchtung ebenso wie die Wiedergabe der Farben.

Der Standard/Stefan Mey

Ebenfalls eine Aufnahme in der Totale, aber an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit: die Nachtaufnahme in der Stadt. Standardmäßig reicht der Iso-Bereich dieser Kamera von 100 bis 32.000, laut Sony soll somit das Fotografieren auch bei hohen Iso-Werten möglich sein, ohne dass ein unschönes Bildrauschen auftritt.

Die folgende Aufnahme wurde ohne Stativ gemacht, bei einer Blende von 2.8, einer Belichtungszeit von 1/25 Sekunde und einem recht hohen Iso-Wert von 12.800. Hier ist das Bildrauschen vor allem im Nachthimmel jedoch bereits gut zu erkennen. Wer dies also vermeiden möchte, sollte lieber auf ein Stativ setzen, um dafür eine höhere Belichtungszeit nutzen zu können.

Der Standard/Stefan Mey

Klitschko auf der Bühne

Und zum Abschluss noch der Use-Case, der sich mit der hohen Auflösung wirklich anbietet: Personen aus der Ferne fotografieren, um sie anschließend digital zu vergrößern. Hier darf Wladimir Klitschko bei seinem Talk auf dem Web Summit 2023 in Lissabon als Beispiel herhalten. Die Lichtverhältnisse waren denkbar schlecht und das Motiv so weit entfernt, dass es vom Autofokus nicht erkannt wurde, also manuell fokussiert wurde. Blende: 4.0. Iso: 800. Belichtungszeit: 1/160 Sekunde.

Der Standard/Stefan Mey

Wird hier das Detail vergrößert, so wird klar: Das Bild lässt sich verwenden, wiewohl es alles andere als perfekt ist – was wiederum auch an den schlechten Lichtverhältnissen liegt. Auch hier dürfte eine Nachbearbeitung, insbesondere in Hinblick auf Belichtung und Kontrast, in vielen Fällen unverzichtbar sein.

Wladimir Klitschko auf der Bühne
Wladimir Klitschko auf der Bühne.
Der Standard/Stefan Mey

Fazit: Nicht für jeden, aber richtig für manche

Schon die Preisgestaltung der Sony Alpha 7C R und des begleitenden Objektivs sagt klar: Diese Kamera ist nicht für jeden geeignet, sie richtet sich explizit an Profis und maximal noch an Hobbyisten mit besonderen Ansprüchen. Und auch in diesem Kreis ist das Gerät vor allem für Menschen interessant, die sich im Bereich der Event- und Sportfotografie oder auch in der Landschaftsfotografie bewegen.

Diese wiederum bekommen ein Gerät, das ihnen gibt, was sie sich wünschen: diverse Gestaltungsmöglichkeiten und hohe Bilddualität in einem vergleichsweise kompakten Format, garniert mit Foto- und Videofunktionen, die kaum Wünsche offen lassen. Nur die App sollte bitte bald stabiler laufen. (Stefan Mey, 26.11.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Kamera und Objektiv wurden dem STANDARD für einen begrenzten Zeitraum von Sony zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.