Die Metaller befinden sich bereits im Streik. Nun könnte der Handel es ihnen gleich tun.
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Nun wird es auch im Handel ernst. Der ÖGB hat die Streikfreigabe für die 430.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Branche erteilt. Die Gewerkschaft fordert etwa 9,5 Prozent mehr Lohn, die Arbeitgeber bieten fünf Prozent und eine Einmalzahlung an. Eine Einigung bei Verhandlungen am Dienstag ist unwahrscheinlich. Denn in den vergangenen 25 Jahren hat der Handel nie vor den Metallern abgeschlossen, und die Metaller streiken ja gerade selbst.

Damit rückt ein Arbeitskampf inmitten des wichtigen Weihnachtsgeschäfts näher. Diese Entwicklung ist nicht nur für die Arbeitgeber riskant, sondern auch für den ÖGB. Die gewerkschaftliche Organisation im Handel ist loser als in der Industrie. Keiner weiß, wie viele einem Streikaufruf folgen. Dazu kommt, dass streikende Beschäftigte nichts verdienen. Der ÖGB entschädigt Gewerkschaftsmitglieder, aber das ist teuer.

Doch aus Sicht der Gewerkschaft steht viel auf dem Spiel. Die Arbeitgeber der metalltechnischen Industrie wollen einen dauerhaften Lohnabschluss unter der Inflation durchsetzen, entgegen bisherigen Gepflogenheiten. Das zu versuchen ist ihr gutes Recht, es ist ein Verteilungskampf. Sollte dies in der Industrie gelingen, werden alle anderen Branchen dem Beispiel folgen. Der ÖGB eskaliert also den Konflikt im Handel, um damit den Druck auf die Arbeitgeberseite insgesamt zu erhöhen – also besonders in der Industrie. Beide Seiten gehen "all in". (András Szigetvari, 26.11.2023)