Junge und ältere Frau zeigen ihren Bizeps
Drei Viertel der Menschen über 55 machen offensichtlich keinen oder fast keinen Sport. Dabei ist zu viel Sitzen potenziell lebensgefährlich.
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Wie viel Sport muss man machen, um gesund zu bleiben? Diese Frage beschäftigt so manchen. Vor allem bei einem sitzenden Job, heißt es, muss man gut ausgleichen. Nicht umsonst hat sich in den vergangenen Jahren der Ausdruck eingebürgert: Sitzen ist das neue Rauchen. Wie viel Sport für den Ausgleich nötig ist, das hat jetzt eine Studie von norwegischen Forschenden untersucht. Ihre Erkenntnis: 22 Minuten moderate bis starke sportliche Anstrengung pro Tag reichen aus, um die negativen Effekte eines vor allem sitzenden Lebensstils auszugleichen. Die Untersuchung ist im "British Journal of Sports Medicine" erschienen.

Und man hat noch eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Bewegt man sich im Alltag wenig bis gar nicht, ist das Sterberisiko um 40 Prozent erhöht. Das zeigen die Daten von insgesamt 11.989 Menschen im Alter von über 50 Jahren. Deren Bewegungsmuster wurden auch technisch registriert. Etwa die Hälfte der Probandinnen und Probanden verbrachte mehr als 10,5 Stunden pro Tag sitzend, die andere Hälfte war aktiver. Die Beobachtungszeit betrug im Mittel 5,2 Jahre, berichteten Edvard Sagelv von der norwegischen Universität Tromso und seine Co-Autoren.

Insgesamt 6,7 Prozent der Probanden verstarben im Beobachtungszeitraum. Bei der Auswertung der Sterblichkeitsdaten zeigte sich ebenfalls der ausgleichende Effekt von körperlicher Betätigung zu überwiegend sitzendem Lebensstil: Mehr als zwölf Stunden Inaktivität pro Tag bedeuteten eine um 38 Prozent höhere Mortalität als bei einem Lebensstil mit weniger als acht Stunden pro Tag, die man sitzend verbringt.

Drei Viertel der Menschen über 55 machen keinen Sport

Die wichtigste Erkenntnis ist aber, dass man die negativen Auswirkungen des vielen Sitzens ausgleichen kann: wenn man sich eben pro Tag zumindest 22 Minuten moderat bis stark körperlich anstrengt. "Bereits eine zehnminütige körperliche Betätigung pro Tag war laut der Analyse mit einem um 15 Prozent niedrigeren Sterberisiko bei denjenigen verbunden, die weniger als 10,5 Stunden pro Tag sitzend verbrachten, und mit einem um 35 Prozent niedrigeren Risiko bei denjenigen, die mehr als 10,5 Stunden pro Tag sitzend verbrachten", schrieb dazu das "Deutsche Ärzteblatt".

Die Wirkung von ausreichender körperlicher Betätigung ist seit Jahren durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt. "Demnach senken 150 bis 300 Minuten Ausgleichssport pro Woche die Mortalität von Menschen im Vergleich zu körperlich Inaktiven um rund 40 Prozent", berichtete im Frühjahr der niederösterreichische Sportmediziner Markus Nehrer bei einer Tagung. In Österreich betreiben allerdings beispielsweise 77 Prozent der Männer über 55 nie oder nur selten Sport, ebenso 76 Prozent der Frauen in dieser Altersgruppe. (APA, red, 29.11.2023)