Robert Zulj
Robert Žulj ist der Schlüsselspieler beim LASK.
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Was selbst Liverpools Trainer Jürgen Klopp nicht weiß: In der Aussprache von Robert Žuljs Nachnamen kommt kein Z wie Zehner vor, er beginnt auch nicht wie Tschechien. Der LASK-Stürmer klingt am ehesten wie eine steirische Bildungseinrichtung: "Schuhl".

Nach der Papierform geht Liverpool am Donnerstagabend als großer Favorit in das Heimspiel in der Europa League gegen den LASK (21 Uhr / Servus TV, Sky und im STANDARD-Liveticker). Sollte den Linzern eine Überraschung gelingen, könnte der Grund Robert Žulj lauten. Der Kapitän ist wahrscheinlich der wertvollste Spieler der Mannschaft. Was zeichnet ihn aus?

LASK-Trainer Thomas Sageder bezeichnete seinen Angreifer zuletzt als "besten Spieler der Bundesliga". Und weiter: "In der Kabine ist er mein verlängerter Arm. Er gibt jungen Spielern Struktur, gibt Kommandos. Und er ist auch überragend als Mensch."

Der Zielspieler

In der laufenden Saison hat der LASK drei Spiele mit 1:0 gewonnen, darunter ein Auswärtssieg in Salzburg. Žulj war jeweils der Torschütze. Er ist der Zielspieler der Mannschaft, so bezeichnete ihn Liverpool-Trainer Klopp Ende September zum Hinspiel in Linz — und verhaspelte sich etwas bei der Aussprache des Namens des Stürmers.

Žulj lässt Bälle clever abtropfen, schirmt sie ab, wenn er auf Verstärkung aus dem Mittelfeld wartet. Er kann Spiele an sich reißen, ihnen den Stempel aufdrücken. In der laufenden Saison kam er auf zehn Tore und acht Vorlagen. Wenn er fehlt, wie etwa im Linzer Derby Anfang November (0:2, Žulj war gesperrt), fehlt es dem LASK an Durchschlagskraft.

"Er kann uns durch Spiele tragen", sagt LASK-Linksverteidiger George Bello. "Ich bin glücklich, dass er unser Anführer ist. Er hilft uns, wieder zusammenzufinden, wenn wir einmal im Spiel drohen auseinanderzubrechen. Ihn im Team zu haben ist sehr wertvoll. Er ist ein großartiger Kerl."

Augenöffner

Žuljs Familie ist Teil der kroatischen Minderheit aus dem Burgenland. Robert ist der mittlere von drei Brüdern: Sein älterer Bruder, Davor, hat es nicht in den Profifußball geschafft, sein jüngerer, Peter, feierte mit Sturm 2018 den Cupsieg, spielte in den Niederlanden, in Ungarn und aktuell in China.

Robert wuchs in Wels auf, beim dortigen FC begann er zu kicken, ehe er für vier Jahre die Linzer Fußballakademie besuchte. In Ried unterschrieb er seinen ersten Profivertrag, holte 2011 den ÖFB-Cuptitel. Drei Jahre später schlug Ralf Rangnick zu und holte Žulj nach Salzburg, wo er sich im Angriff nicht gegen Alan oder Sadio Mané durchsetzen konnte.

Nach nur einem halben Jahr verkaufte ihn Salzburg weiter an Greuther Fürth. Žulj fasste Fuß im Ausland, reifte zum Profi. Bruder Peter erzählte einmal, er habe von Robert gelernt, was eine Profikarriere eigentlich bedeute: Das Training mehr als Arbeit zu sehen, sich richtig zu ernähren, gut zu schlafen, das brachte Robert ihm bei, sagte Peter Žulj im "Ballesterer". Robert hat es nie zu einem Einsatz für das A-Nationalteam geschafft, Peter kam unter Teamchef Franco Foda zu elf Einsätzen.

Schlimmste Phase der Karriere

Hoffenheim wurde auf Žulj aufmerksam, Trainer Julian Nagelsmann war aber nicht lange interessiert am Rechtsfuß. Später sprach Žulj von der schlimmsten Zeit seiner Karriere, als er nach einem Leihspiel bei Union Berlin zu Hoffenheim zurückkehrte und man ihm sagte, er werde kaum mehr für den Verein spielen.

In Bochum lief es besser. Beim VfL war er gesetzt, lieferte 36 Scorerpunkte in 45 Spielen und feierte den Gewinn der Meisterschaft in der 2. Bundesliga. Doch anstatt mit den Bochumern in der Bundesliga durchzustarten, entschied er sich für einen lukrativen Wechsel zu al-Ittihad.

Ein Jahr in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat Žulj gereicht, im Sommer 2022 kehrte er nach Österreich zurück und unterschrieb beim LASK. Im Mai verlängerte er seinen Vertrag bis Sommer 2027.

"Robert ist wie immer wichtig als Führungsspieler", sagte Trainer Sageder am Mittwochabend bei der Pressekonferenz in Anfield, "aber er wird nicht reichen. Es braucht alle elf in Topform. Nur wenn alle einen Toptag erwischen, ist etwas möglich." Sageder müsse aufpassen, sagte er, dass seine Spieler nicht übermotiviert in das Spiel gehen. Sie seien "energiegeladen, freuen sich auf das Spiel".

Liverpools Klopp deutete an, in der Startelf zu rotieren. Zuletzt verletzten sich mit Stammkeeper Alisson und Flügelstürmer Diogo Jota zwei Schlüsselspieler. "Wir stehen am Beginn der intensivsten Phase der Saison. Ich muss Entscheidungen treffen", sagte Klopp. "Linz spielt eine gute Saison. Ja, wir haben auswärts gewonnen, hatten aber unsere Probleme. Im Spiel muss die Hütte brennen, das würde helfen." (Lukas Zahrer, 30.11.2023)