Russischer Chefdiplomat lautet Sergej Lawrows Jobbeschreibung. Sonderlich diplomatisch sind seine Auftritte aber längst nicht mehr. Schon zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 wischte der Außenminister etwa das Budapester Memorandum, in dem Russland einst die territoriale Integrität des Nachbarlandes garantiert hatte, gelangweilt vom Tisch: In dem Papier stehe nicht, dass Moskau eine "Nazi-Regierung" in Kiew dulden müsse.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow
Russlands Außenminister Sergej Lawrow beim OSZE-Treffen in Skopje.
REUTERS/OGNEN TEOFILOVSKI

Dass nun der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba mit Lawrow beim Treffen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Skopje nicht an einem Tisch sitzen will, während russische Raketen und Soldaten in seinem Land tausendfaches Leid anrichten, ist gut nachvollziehbar. Dasselbe gilt für Polen und die Balten, die aus geopolitischen Gründen ein ähnliches Zeichen setzen.

Natürlich hat Österreichs Außenminister Alexander Schallenberg recht, wenn er die Gesprächskanäle zu Russland offen halten will. Auch dass er deshalb die Anwesenheit Lawrows in Skopje begrüßte, ist schlüssig. Immerhin ist die OSZE die einzige Plattform für regelmäßigen Kontakt mit Moskau.

Doch auch die, die nicht mit Lawrow reden wollen, möchten die OSZE nicht begraben – und weisen etwa darauf hin, dass gerade Russland deren Gang oft behindert. Es ist, wie Schallenberg sagte: In der OSZE trifft man nicht nur auf Gleichgesinnte. Wer Lawrow meidet, verdient Verständnis. (Gerald Schubert, 30.11.2023)