Immer hat es geheißen, die Roten verstehen nichts vom Wirtschaften, während es den Schwarzen, notfalls auch den Türkisen, einfach in den Genen liegt, die Wirtschaft zum Florieren zu bringen. Aber wird einmal in ein und demselben Fall eklatant das Gegenteil bewiesen, ist es auch wieder nicht recht. So wartete der "Kurier" vorgestern mit der traurigen Nachricht auf: Signa schuldet Sebastian Kurz 1,5 Millionen Euro.

Wie kann so etwas passieren, wenn ein paar Tage zuvor "News" melden und unter Vorlage der Belege nachweisen konnte, Alfred Gusenbauer habe der Signa einmal 3,6 und ein anderes Mal 2,4 Millionen Euro verrechnet, also offenbar zuzüglich zu seinen Vergütungen als Aufsichtsratsvorsitzender bei Benkos wichtigsten Unternehmen wahre Traumgagen.

Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
Ex-Kanzler Sebastian Kurz.
EPA/CHRISTIAN BRUNA

Gusenbauers Talent

Natürlich hat das etwas mit der Ausbildung zu tun. Gusenbauer hat sein Talent in der Arbeiterkammer gebildet – immerhin der einzigen Institution im Lande, die klaglos funktioniert –, während Kurz es ausbildungsmäßig nur bis ins Außenministerium geschafft hat. Das hängt einem ein Leben lang nach, erst recht bei Gehversuchen als Investor und Ausforscher von Investoren. Die SK Management GmbH von Kurz hat für Benko einen Investor aufgegabelt, der mit 100 Millionen rüberkam, wofür Kurz 2,5 Millionen als Provision verrechnete – aber nicht bekam. Es wurde nämlich, laut "Kurier",nur ein Teil der Summe überwiesen. 1,5 Millionen Euro sind noch offen. Angesichts der Insolvenz dürfte Sebastian Kurz auch wenig Hoffnung haben, diese Summe in seiner GmbH verbuchen zu können, möglicherweise bekommt er bei einem Konkurs nur die Quote ausgezahlt.

Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer.
Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer.
imago images/SEPA.Media

Ein Konkurz! Dabei hat der Mann doch Familie, und ob seine anderen Standbeine auch nur annähernd so viel abwerfen wie jene von Gusenbauer, bleibt im Dunkeln. So schaffte es dieser, wie "News" berichtete, sich von Haselsteiner ab 2010 nicht nur in den Vorstand seiner Haselsteiner Familienstiftung berufen zu lassen, sondern auch als Aufsichtsratsboss des Baukonzerns Strabag. In der Arbeiterkammer lernen heißt eben auch, die Arbeiterfaust dem Honorar für Traumgagen zu öffnen, statt für Trinkgelder. Die Wirtschaftskammer müsste vor Neid erblassen.

Kurz gegen Doskozil

Kleingedruckt, aber großspurig war im aktuellen "Trend" angekündigt, wie Kickls Dauerlauf noch zu stoppen ist. Angesichts der im Rest der Medien aufbrandenden Resignation vor dem Messerschleifer als Volkskanzler will man mehr wissen, wird aber kläglich enttäuscht. Besonders verwegene Polit-Prognostiker bei den Roten rechnen spätestens bei der übernächsten Wahl mit dem ultimativen politischen Showdown von ÖVP und SPÖ: Sebastian Kurz gegen Hans Peter Doskozil. Der eine wird von einer ÖVP in tiefer Verzweiflung ob ungebremster Wahlverluste noch einmal auf den Schild gehoben. Der andere mit einem roten Zauberwort doch noch in der SPÖ durchgedrückt: Nur er kann Kickls Dauerlauf stoppen. Und so einer muss im Burgenland im Warten auf das rote Zauberwort verkümmern. Wozu braucht man dann überhaupt noch Kurz?

Hafenecker in "Zur Zeit"

Doch das sind alles Kinkerlitzchen. Ein wahrhaft erschütterndes zeitgeschichtliches Dokument über den geistig-moralischen Verfall an Wiens Alma Mater hat Christian Hafenecker, MA, diese Woche in – wo sonst – "Zur Zeit" entrollt: einen Offenen Brief an das Rektorat derselben. Er verweist darin auf alles, was die geistigen Vorläufer seiner Partei einmal unterdrückt haben, etwa die Freiheit der Wissenschaft. Denn im Jahr 2023 ist dieses Grundrecht nur mehr ein Schatten seiner selbst. Jüngster Tiefpunkt dieser Unkultur ist das von der Universitätsleitung ausgesprochene Verbot einer Diskussionsveranstaltung des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS) mit dem Verleger, Publizisten und politischen Denker Götz Kubitschek, im Klartext einem bekannten Neonazi.

Die Hypokrisie – Hafenecker ist MA!– der offiziellen Begründung der Veranstaltungsabsage seitens der Universitätsleitung ist dabei geradezu himmelschreiend und entlarvend. Unter dem falschen Vorwand bedeutungsleer gewordener Schlagworte wie "Toleranz, Offenheit und Internationalität" übt man plumpen Meinungs- und Gesinnungsterror aus.

Man muss Hafenecker dankbar sein für diese briefliche Warnung vor dem, was eintreten könnte, wenn der Volkskanzler an den Universitäten endlich wieder für ein Benehmen sorgt, wie es in den aufblühenden Zeiten des Faschismus und währenddessen geherrscht hat. Da musste man Nazi sein, um als politischer Denker zu gelten. (Günter Traxler, 3.12.2023)