Der Empfang für Wladimir Putin hätte kaum herzlicher sein können: Als der Kreml-Chef Mitte der Woche in den Vereinigten Arabischen Emiraten landete, sprühten Flugzeuge die russischen Nationalfarben in den Himmel über Abu Dhabi. Später, in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, dauerten der Handshake mit Kronprinz Mohammed bin Salman sowie die anschließenden Verhandlungen zwischen den beiden jeweils ungewöhnlich und auffällig lange.

Russlands Präsident Wladimir Putin zu Besuch beim saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, in Riad vergangenen Donnerstag.
Russlands Präsident Wladimir Putin zu Besuch beim saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, in Riad vergangenen Donnerstag.
AFP/SPA

Internationaler Player

Natürlich ging es bei den Visiten um gemeinsame Interessen – etwa an möglichst hohen Rohölpreisen. Für Putin, gegen den ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vorliegt und der derzeit eher selten verreist, war aber auch die große Bühne wichtig: Die Bilder aus den Golfstaaten sollten ihn auch daheim als international geachteten Player präsentieren. Wohl nicht zufällig erklärte er kurz danach seine erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl 2024.

Zynismus da, Pragmatismus dort

Dass Abu Dhabi und Riad bloß eigene Interessen verfolgten, als sie dem Gast aus Moskau auf diese Art den roten Teppich ausrollten, mag von manchen als Zynismus kritisiert, von anderen als Pragmatismus gelobt werden. Doch jene Kräfte in der EU und in den USA, die derzeit die Unterstützung für Kiew infrage stellen, sollten eines im Auge behalten: Putin hat nicht nur die Ukraine überfallen, sondern auch oft genug erklärt, eine neue Weltordnung anzustreben. Und diese läge, ganz pragmatisch gesagt, wohl eher nicht in ihrem Interesse. (Gerald Schubert, 8.12.2023)