Screenshot X-Wing
Auch "Tie Fighter", der Nachfolger zu "X-Wing", würde aus heutiger Sicht keinen Preis für besonders hübsche Grafik gewinnen.
Lucasarts

Das erste Spiel zum "Jurassic Park"-Franchise erschien fast gleichzeitig mit dem kultigen ersten Film der Reihe. Und nachdem mein Onkeln mich damals für das Betrachten des Films noch ins Kino schmuggeln musste – ich war noch nicht zwölf –, verbrachte ich anschließend gefühlt ganze Wochenenden am Computer meiner Cousine, um gemeinsam mit ihr als Alan Grant über die Isla Nublar zu streifen. Dabei war das Game spielerisch gesehen nicht mal besonders gut, und man hätte es auch in knapp drei Stunden durchspielen können, wie das nachfolgende Longplay-Video zeigt. Aber egal, wir hatten Spaß, und das ist das Wichtigste.

Jurassic Park (Ocean Software) (MS-DOS) [1993] [PC Longplay]
La Mazmorra Abandon

Seitdem ist nicht nur in der Welt der "Jurassic"-Filme, sondern auch bei den Games viel passiert. Die Bandbreite reicht von den bekannten "Jurassic World: Evolution"-Aufbauspielen über Smartphone-Games mit In-Game-Monitarisierung bis zum VR-Spiel "Jurassic World: Aftermath", bei dem man sich in einer verlassenen Anlage in Schränken und unter Schreibtischen vor Raptoren versteckt.

Ebenso eher als Versteck- denn als Aufbauspiel dürfte das kommende "Jurassic Park: Survival" konzipiert sein, das im Rahmen der Game Awards 2023 präsentiert wurde. Zeitlich ist das Survival-Action-Adventure einen Tag nach den Ereignissen des Films von 1993 angelegt, in der Rolle der zurückgelassenen Wissenschafterin Maya Joshi erforschen Spielerinnen und Spieler die Insel und müssen von dieser entkommen. Außer Diskussion ist angesichts der nachfolgenden Trailers auch, dass in den vergangenen 30 Jahren auf grafischer Ebene viel passiert ist.

Jurassic Park: Survival - Announcement Trailer | PS5 Games
PlayStation

"Jurassic Park: Survival" ist nicht das einzige filminspirierte Spiel, das auf den Game Awards präsentiert wurde, auch das "Blade"-Franchise wird demnächst um ein interaktives Werk erweitert. Für beide Spiele steht noch kein fixes Release-Date fest, sie sollen irgendwann im kommenden Jahr erscheinen. Im vergangenen Jahr hat es wiederum unter anderem Versoftungen von "Avatar" und "Robo Cop" sowie wieder mal neue Spiele aus den "Star Trek"- und "Star Wars"-Universen gegeben, zu letzterem Franchise ist mit "Star Wars: Outlaws" ebenfalls ein neuer Blockbuster geplant – auch ohne konkretes Datum, irgendwann im kommenden Jahr.

Ganz zu schweigen von "Hogwarts Legacy", dessen Romanvorlagen freilich auch im Bewegtbildbereich zu finden sind. Und "Gollum" aus dem "Herr der Ringe"-Universum. Manche dieser Spiele konnten uns begeistern, andere ließen uns kalt, wieder andere – wie "Gollum" – waren eine regelrechte Katastrophe. Was macht also ein gutes Film-Game aus?

Der Fan-Faktor

Generell haben Film-Games es einfacher, wenn sie auf einer soliden Bekanntheitsbasis aufbauen können. Timing ist hier entscheidend. Denn das eingangs erwähnte "Jurassic Park"-Spiel mag spielerisch nicht das beste gewesen sein, es erschien aber fast zeitgleich mit einem Blockbusterfilm, der damals neue Standards im Bereich der Special Effects setzte und auf dem Roman eines Starautors (Michael Crichton) aufbaute und eine regelrechte Merchandising-Welle durch die Welt schickte. Da fügt sich ein Computerspiel gut in das Gesamtzkonzept ein.

Andere Film- und Serienfranchises wiederum haben einen so hohen Bekanntheitsgrad, dass neue Spiele allein deshalb für Interesse sorgen, weil sie auf diesen aufbauen. "Star Wars" und "Star Trek" dürfen hier als Paradebeispiele gelten: Namen wie "Spock" oder "Darth Vader" sind auch jenen Menschen ein Begriff, die sonst mit Science-Fiction recht wenig am Hut haben. Der Grundstein für einen kommerziellen Erfolg ist damit gelegt.

Und dieser Effekt funktioniert nicht nur in die eine, sondern auch in die andere Richtung, wie eine weitere persönliche Anekdote aus den 1990ern zeigt: Meine Begeisterung für die "Star Wars"-Welten fand ihren Ursprung nämlich gar nicht in den Filmen, sondern im damaligen "Xwing"-Spiel. Das spielte ich, noch bevor ich eine einzige Filmszene gesehen hatte – schlichtweg aus einer Gruppendynamik heraus, weil die meisten meiner Freunde es ebenfalls zockten. In meiner jugendliche Naivität glaubte ich anfangs, der Millennium-Falke sei ein echter Vogel.

Star Wars: X-Wing (PC/DOS) 1993, LucasArts
Major Thriftwood

Gameplay-Gurken

Gleichzeitig ist der Fan-Faktor kein alleiniger Garant für Erfolg, wie dieses Jahr unter anderem der Fall von "Star Trek: Infinite" zeigte. Das Strategiespiel erntete letztlich nur gemischte Bewertungen, weil Fans darin lediglich eine Abwandlung des bereits vorhandenen Spiels namens "Stellaris" sahen – das sie selbst mit einem Mod bereits in die "Star Trek"-Welt gebeamt hatten, ohne sich dafür ein neues Spiel kaufen zu müssen.

Gelungenes Gameplay ist andererseits aber auch ein guter Weg, um aus vergleichsweise kleinen Franchises ein gutes Spiel zu machen. Zum Beispiel "Robocop". Freilich habe auch ich den ersten Film der Reihe gesehen, kann mich jedoch längst nicht an alle Details erinnern. Das macht aber nichts, denn das 2023 erschienene "Robo Cop: Rogue City" macht einen guten Job darin, die Menschen abzuholen und in die Welt einzuführen, abwechslungsreiche Haupt- ebenso wie unterhaltsame Nebenmissionen zu bieten, in denen der kräftige Roboterpolizist auch mal Strafzettel wegen Falschparkens ausstellen muss. Es gibt verschiedene Waffen und Spezialfunktionen. Kurzum: Dieses Spiel punktet durch Gameplay.

RoboCop: Rogue City | Launch Trailer
Nacon

Und dann gibt es noch jene Games, die weder das eine noch das andere haben, also weder mit einem erinnerungswürdigen Universum oder spannenden Charakter noch mit besonders innovativem Gameplay aufwarten können. Zu diesen Spielen gehört das kürzlich erschienene "Avatar: Frontiers of Pandora". Kaum jemand wird sich wohl noch erinnern, wie der Bösewicht aus dem ersten Teil hieß, dennoch wird viel vorausgesetzt: gleich zu Beginn ist von der "Schlacht bei den Hallelujah-Bergen" die Rede, ohne dass ich mich erinnern könnte, was das genau war.

Und zwar wird versprochen, dass man irgendwann im Spielverlauf einmal auf einem der bunten Pseudoflugsaurier reiten darf – bis es aber so weit ist, muss der Spieler sich ebenso durch öde Missionen kämpfen, die nach dem Schema F gestrickt sind ("sammle Früchte", "erledige die Gegner" und "zerstöre ein Gebäude"), wie durch langatmige, uninspirierte Dialoge mit charakterlosen Nebenfiguren. Dass Animationen und Sprachausgabe auch in der englischen Originalfassung jegliche Emotion vermissen lasen, macht es nicht unbedingt besser.

Einfach gute Spiele machen

Was macht also ein gutes Filmspiel aus? Nun, eigentlich lag die Antwort von Anfang an auf der Hand: die Tatsache, dass es ein gutes Spiel ist. Dazu gehört, dass das vorhandene Setting und die Charaktere überzeugend umgesetzt wurden sowie zugleich eine Story erzählt wird, die neu ist, aber sich trotzdem in den Kanon eingliedert – zugegebenermaßen keine einfache Aufgabe.

Vor allem aber muss das Spiel Spaß machen und die Fans in die Rolle jener Figuren versetzen, die sie aus den Filmen kennen und lieben, inklusive ihrer Fähigkeiten und Einschränkungen. Und ja, das kann auch bedeuten, dass ich als Robocop nur dann eine Tür mit voller Wucht einschlagen darf, wenn ich vorher einen gültigen Durchsuchungsbefehl erhalten habe. Das ist halt auch ein Spielelement, das man eher selten vorfindet. (Stefan Mey, 23.12.2023)

Update, 2.1.2024: ein Fehler in der Bildunterschrift wurde korrigiert.