Russland hat im zu Ende gehenden Jahr fast sein gesamtes Öl nach China und Indien verkauft. Allein der Anteil Chinas liege bei etwa 45 bis 50 Prozent, sagte der stellvertretende russische Ministerpräsident Alexander Nowak am Mittwoch. Der Anteil Indiens sei innerhalb von zwei Jahren auf 40 Prozent gestiegen – von nahezu null. "Früher gab es praktisch keine Lieferungen nach Indien", sagte Nowak dem staatlichen TV-Sender Rossija-24.

Ein Ölfeld im russischen Tatarstan
Ein Ölfeld im russischen Tatarstan.
IMAGO/Yegor Aleyev

Russland habe bereits vor dem Krieg in der Ukraine seine Beziehungen mit asiatischen Ländern ausgebaut, sagte Nowak. Die Sanktionen Europas und der USA hätten die Umorientierung nach Osten lediglich beschleunigt. Der Anteil Europas an den russischen Rohölexporten sei von rund 40 bis 45 Prozent auf etwa vier bis fünf Prozent eingebrochen.

Gleiches Volumen, leicht geringere Einnahmen

Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine hatten die USA und die EU Sanktionen gegen die russische Energiewirtschaft verhängt und schrittweise verschärft; so wurden zuletzt Strafmaßnahmen der USA gegen das Flüssiggasprojekt Arctic LNG 2 des russischen Unternehmens Nowatec verkündet. Einem Bericht der russischen Zeitung "Kommersant" vom Montag zufolge zogen sich daraufhin ausländische Anteilseigner aus dem Vorhaben zurück.

Russland ersetzt das Ölgeschäft mit der EU durch Exporte nach Indien und China: monatliche Rohölexporte aus Russland auf dem Seeweg in die Zielländer in Millionen Barrel.
DER STANDARD

Insgesamt ist das Volumen russischer Ölverkaufe seit Kriegsbeginn kaum gesunken, sondern stagniert bei monatlich knapp 90 Millionen Barrel – nur hat sich eben das Spektrum der Käufer völlig verändert. Immerhin sind die Einnahmen aus dem Geschäft mit fossiler Energie deutlich zurückgegangen: von deutlich mehr als einer Milliarde Euro täglich Anfang 2022 auf heute rund 800 Millionen. Aber auch diese Einnahmen steigen wieder an.

"Es ist dem Westen nicht gelungen, Russland wehzutun", konstatierte der Ökonom Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) kürzlich im STANDARD. Die EU hat immerhin zwölf Sanktionspakete erlassen. Das letzte wurde erst Mitte Dezember fixiert, nachdem Österreich eine Verabschiedung verzögert hatte. (APA, Reuters, joge, 27.12.2023)