Hassan Nasrallah, Chef der schiitischen Hisbollah im Libanon, sagte am Freitag, der Libanon drohe weiteren israelischen Operationen "ausgesetzt" sein, wenn seine Organisation nicht auf die Tötung des stellvertretenden Hamas-Chefs Saleh al-Arouri reagiere. Der Palästinenser war am Dienstag bei einem Drohnenangriff in einem südlichen Vorort von Beirut getötet worden, was nach Ansicht einiger Analysten auch als Botschaft an die Hisbollah gewertet werden könnte, dass ihre Hochburgen angreifbar sind.

Hassan Nasrallah am Freitag bei einer TV-Ansprache.
Hassan Nasrallah am Freitag bei einer TV-Ansprache.
AFP/Al-Manar/-

Nasrallah hielt zum wiederholten Mal innerhalb weniger Tage eine Fernsehansprache, nachdem er sich fast zwei Monate lang nicht zu Wort gemeldet hatte. Er sagte, die Hisbollah könne zu einem Angriff dieses Ausmaßes nicht schweigen. "Dies bedeutet, dass der gesamte Libanon, alle Städte, Dörfer und Persönlichkeiten, bloßgestellt werden", sagte er.

Die Hisbollah hatte am 8. Oktober zur Unterstützung der palästinensischen Terrororganisation im Gazastreifen Raketen über die Grenze abgefeuert – einen Tag, nachdem Bewaffnete der Hamas den tödlichen Angriff auf Südisrael verübt hatten, der Israels Militäroffensive im Gazastreifen auslöste.

Vorwürfe an Israel

Nasrallah sagte, die Hisbollah habe seither rund 670 Operationen an der libanesisch-israelischen Grenze durchgeführt und dabei eine "große Anzahl" israelischer Militärfahrzeuge und Panzer zerstört. Dafür gibt es allerdings keine unabhängigen Belege.

Sollte es dem israelischen Militär gelingen, seine militärischen Ziele in Gaza zu erreichen, werde es sich dem Libanon zuwenden, warnte Nasrallah.

Nasrallah warf in seiner Rede Israel vor – und zwar nicht zum ersten Mal –, die eigenen Todeszahlen an der Grenze zum Libanon zu untertreiben, um einen Regionalkrieg zu vermeiden. Sollte ein solcher ausbrechen, wären die Bewohner im Norden Israels die ersten, die den Preis dafür zahlen würden, sagt er weiter.

Am Mittwoch erst hatte der Hisbollah-Chef Israel vor einer Ausweitung des Krieges gewarnt und gesagt, dass es "keine Obergrenzen" und "keine Regeln" für die Kämpfe seiner Gruppe geben werde, wenn Israel einen Krieg gegen den Libanon beginnen wolle.

Al-Arouris Tötung hatte Befürchtungen neuen Auftrieb gegeben, dass der Krieg in Gaza auch den Libanon erfassen könnte. Seit Beginn der israelischen Offensive in dem Küstenstreifen nach dem Massaker von Hamas-Terroristen und anderen Extremisten in Israel am 7. Oktober kommt es in der Grenzregion fast täglich zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah. (Reuters, red, 5.1.2024)