Junge Menschen beim Training auf Rädern.
Spinning? Yogalates? Oder doch einfach das Training im Fitnesscenter hinter sich bringen – ganz ohne Spaß.
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Mehr Sport steht bei vielen ganz oben auf der Liste der Vorjahresvorsätze. Wohin wenden Sie sich, um möglichst lange durchzuhalten? Disco-Workout? Spinning? Yogalates oder doch ganz profan: Ab ins Fitnessstudio?

Die Fitnessstudio-Kette Fitinn bemühte sich beim Buhlen um Kundschaft schon immer um doppeldeutigen Wortwitz – "Die fetten Jahre sind vorbei" ist wohl ihr bekanntester Slogan – und macht sich damit nicht nur beliebt. Schon die Nutzung des Wortes "fett" auf diese beschämende Art und Weise hielt bisher wohl einige von einer Mitgliedschaft ab. Allzu viele allerdings nicht. Die Studios sind voll, und es gibt laufend Neueröffnungen.

Müssen "Titten" sein?

Mit den aktuellen Slogans lief es aber doch schlecht. Sie sorgten für richtig Ärger. Man hatte sich im Ton ordentlich vergriffen. "Solche Titten willst du auch?" und "Misshantel dich" wurde unter anderem vom Österreichischen Frauenring als gewaltverniedlichend und sexistisch kritisiert – und sie sind inzwischen auch aus den Social-Media-Kanälen der Kette verschwunden. "Titten" als gängiges Wort zu präsentieren ist deplatziert und die provozierte Assoziation zur Misshandlung völlig daneben. Auch der Spruch "Mit Burn-out-Garantie" sorgte für Ärger wegen dem Wortspiel mit realen psychischen Problemen vieler Menschen.

Das ist daneben, keine Frage. Doch älteren Kampagnen und dem Grundgedanken hinter den zahllos gezeigten gestählten Körpern, Sixpacks, der ständigen Rede von Anstrengung und Schweiß kann man auch etwas zugutehalten: Sie ersparen uns das Wohlfühl-Wording, wie es zahllose Sportangebote rauf und runter beten. "Habt einfach Spaß!", wird einer beim Spinning von den Trainer:innen entgegengebrüllt. Spaß? Nun ja. Beim Yogalates wird "ganzheitliche Stärkung" versprochen – was immer das heißen soll. Und beim Mindful-Running soll es freilich nicht nur um Ausdauer und einen hohen Kalorienverbrauch gehen, sondern ebenso um "Meditation in Bewegung" – um ganz im Moment zu sein.

Schöne haben es leichter

Es einfach lassen? Den Sport wie auch die Kombination aus Sport und Arbeit am Inneren? Als ob es so einfach wäre. Die Autorin und Kulturwissenschafterin Elisabeth Lechner sagt, dickere Menschen werden schnell mit Versagen oder Willensschwäche in Verbindung gebracht. Als attraktiv eingestufte Menschen (dazu gehört ein schlanker, trainierter Körper auf jeden Fall) haben es laut Studien im Leben in vielerlei Hinsicht leichter. Es ist also alles andere als einfach, sich dem zu entziehen.

Warum es also noch schwerer machen und nicht als das bezeichnen, was es ist: Arbeit und verdammt viel Vergleich mit anderen. Für trainierte Menschen ist es vielleicht eine willkommene Abwechslung, währen der Joggingrunde auch noch mindful zu sein. Für alle anderen, die gelernt haben, ständig mit ihrem Körper zu kämpfen, ist es noch ein zusätzlicher Anspruch. Bei der Oberfläche bleiben ist also gar nicht das Schlechteste. Darum geht es doch letztlich – sind wir uns doch wenigstens ehrlich. (Beate Hausbichler, 9.1.2024)