Das Palais Harrach an der Freyung im ersten Bezirk Wiens hat schon vieles kommen und gehen gesehen. Es entstand im 17. Jahrhundert aus einer Brandruine heraus, wurde seither immer wieder umgebaut, 1944 durch einen Bombenangriff schwer beschädigt und später als Museum genutzt.

Ein Büro im ersten Bezirk dient der Repräsentation - nun wird ein anderer Mieter übernehmen und die Signa-Logos abmontiert
Ein Büro im ersten Bezirk dient der Repräsentation - nun wird ein anderer Mieter übernehmen und die Signa-Logos wohl bald abmontiert.
imago images/Viennareport

Nun sieht es einen weiteren Mieter gehen, nämlich die Signa, die hier auf mehreren Stockwerken ihre Zentrale mit modernem Design eingerichtet hatte. Nach der Insolvenz von René Benkos Signa Holding und deren wichtigsten Töchtern ist der Mietvertrag an der repräsentativen Adresse mittlerweile gekündigt. Und das Interieur wird in den kommenden Tagen versteigert, DER STANDARD hat berichtet.

Stolze Miete

Das hochbarocke Palais Harrach gehört einer Stiftung des verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek, für die Vermietung ist die Maklergesellschaft Örag zuständig. Dort heißt es auf Anfrage, dass die Vermarktung der Flächen gerade vorbereitet werde.

Genauere Details – auch zu den Mietpreisen – könne man noch nicht verraten, auch ab wann genau die Flächen wieder zur Verfügung stehen und ob diese sich theoretisch auch auf mehrere Unternehmen aufteilen lassen, wird noch nicht verraten. Die Spitzenmiete für die Lage liegt bei 27,50 Euro pro Quadratmeter.

Die Nachfrage wird trotz mit Sicherheit stolzer Miethöhe groß sein – Flächen in einem Palais kommen nicht alle Tage auf den Markt. Die Nachfrage nach Büros in der Wiener Innenstadt sei generell sehr groß, sagt Elisa Stadlinger, Büroexpertin beim Maklerhaus Örag.

Aber natürlich nur dann, wenn es sich, wie eben beim Palais Harrach, um einen repräsentativen Altbau mit Stuck und hohen Räumen handelt, dieser aber gleichzeitig alle Stückerln eines Neubaus spielt, etwa was Klimatisierung und Verkabelung angeht.

Gute Adresse

Infrage kommt das Palais Harrach in erster Linie wohl für Unternehmen, denen die repräsentative Adresse im ersten Bezirk wichtig ist, also etwa Steuerberater, Anwaltskanzleien und Consultingunternehmen. Diese bräuchten für ihre Standortsuche in der Inneren Stadt mitunter einen langen Atem, sagt Stadlinger: "Das sind die Flächen, die am Wiener Büromarkt am knappsten sind." International betrachtet sei es einmalig, dass das historische Zentrum einer Stadt gleichzeitig auch das wirtschaftliche Zentrum geblieben ist.

Derzeit arbeiten in den Büroräumlichkeiten noch einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Signa. Das Büro wird sich aber zunehmend leeren: In vorerst drei Chargen wird am 19. Jänner bzw. Anfang Februar das Interieur versteigert, Gebote können beim Auktionshaus Aurena aktuell online abgegeben werden.

Wer sich ein Schnäppchen erhofft, wird wohl enttäuscht werden: Sogar eine Fußmatte mit Signa-Logo steht bereits bei 1600 Euro, für fünf gebrandete Kleiderbügel liegen die Gebote bei 260 Euro. Und dabei dürfte es nicht bleiben: Die wahren Profis rücken bei Versteigerungen immer erst in den letzten paar Stunden an. Die Preisrally rund um ein Andenken an Aufstieg und Fall der Signa ist also noch lange nicht zu Ende. (Franziska Zoidl, 12.1.2024)