Der Australier Jai Hindley trug bei der Tour de France 2023 das Gelbe Trikot.
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Palma de Mallorca – Die Einstieg von Red Bull beim Rennstall Bora-hansgrohe soll laut Vorstellung der beiden Partner eine neue Zeitrechnung im Radsport einläuten. "Sie sind auf absolutem Top-Niveau und versuchen immer das Beste vom Besten. Von den Dingen, die man in anderen Sportarten sieht. Da geht es immer nur nach vorn", meinte der deutsche Bora-Profi Lennard Kämna im Mallorca-Trainingslager über Red Bull. Noch ist der Deal jedoch nicht durch, bis 26. Jänner kann Einspruch erhoben werden.

Falls das nicht passiert, übernimmt der Salzburger Getränkehersteller 51 Prozent des Rennstalls. Seit drei Jahren arbeitet Bora-Teamchef Ralph Denk schon mit Red Bull zusammen. Was mit kleinen Projekten begann, soll zu einem Quantensprung für das Team werden. Neue Fahrer dürfen zwar erst wieder ab 1. August verpflichtet werden, nach dpa-Informationen hat man die Fühler längst ausgestreckt. Alleskönner Wout van Aert, der bereits einen persönlichen Sponsoringvertrag mit Red Bull hat, ist ein Kandidat. Für die großen Landesrundfahrten hat man Belgiens Wunderkind Remco Evenepoel im Visier.

Begehrter Mann: der Belgier Remco Evenepoel.
IMAGO/Fotoreporter Sirotti Stefa

Der 23-jährige Ex-Weltmeister ist eng mit Radhersteller Specialized verwoben und könnte einmal den elf Jahre älteren slowenischen neuen Bora-Star Primoz Roglic als Galionsfigur der Mannschaft ablösen. Oliver Mintzlaff, Geschäftsführer von Red Bull und für das Sport-Sponsoring verantwortlich, sagte am Rande des Trainingslagers von RB Leipzig in Spanien, dass man sich sehr auf das Projekt freue. Der 48-Jährige ließ durchblicken, dass man ab 2025 den Kader umbauen werde und das Ziel – natürlich – der Sieg bei der Tour de France sei.

Die diesjährige Tour, bei der man mit Roglic auf Gesamtsieg fahren möchte, wäre zudem ein guter Zeitpunkt, um das neue Projekt vorzustellen. Mit neuen Trikots und neuem Teamnamen. Maximale Aufmerksamkeit wäre durch das größte Rad-Spektakel der Welt garantiert. Kritik am neuen Geldgeber, wie etwa im Fußball durch das Engagement in Leipzig, ist im Radsport kaum zu erwarten. Es ist Standard, dass Teams nach Sponsoren benannt werden und der Einfluss entsprechend groß ist. In den vergangenen Jahren wurde viel arabisches Geld in den Radsport gespült.

Schrittweise in die Weltspitze

Denk hat das Team aus Raubling in Oberbayern seit 2010 aufgebaut, schrittweise ging es bis in die Weltspitze. Im Jahr 2022 gewann man mit dem Giro d'Italia erstmals eine der drei großen Landesrundfahrten. Doch der Traum bleibt die Tour. Dort sorgte man für einzelne Höhepunkte, aber nie für das große Glanzlicht. Mit dem neuen Geldgeber möchte man vom Budget her in der Champions League mitspielen. Die besteht momentan aus Teams wie UAE und Ineos, denen etwa 50 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung stehen. Bei Bora-hansgrohe ist es ungefähr die Hälfte.

Im Kader des Bora-Rennstalls stehen 2024 mit Marco Haller, Patrick Gamper und Alexander Hajek drei österreichische Profis. Als Sportdirektoren arbeiten die Ex-Profis Bernhard Eisel und Christian Pömer für das Team. (APA, 15.1.2024)