Tanzquartier
Sich als kleines Rädchen im großen System aufreiben: "Remachine" im Tanzquartier.
Jubal Battisti

Von Leichtfertigkeit kann da nicht mehr gesprochen werden. Denn die Art, mit der die megalomane Technologie die Weltbevölkerung gerade in einen hypermechanisierten Abgrund treibt, trägt gefühlt bereits mafiöse Züge. Auf diese Entwicklung bezieht sich das jüngste Werk des renommierten, europaweit tätigen Choreografen Jefta van Dinther (43): Remachine, uraufgeführt Anfang September 2023 in Norwegen, wird jetzt vom Tanzquartier Wien erstmals in Österreich präsentiert.

Van Dinther geht es hier weniger um den Einsatz von künstlicher "Intelligenz" etwa für Waffensysteme, Überwachung und Cybercrime oder um die technikbasierte Zerstörung unseres Lebensraums an sich. Sondern vielmehr um die durch diese Bedrohungen mitausgelösten Verstimmungen. Der Choreograf vermittelt die "innere Reibung" zwischen dem subjektiven Gefühl, ein autonomes Wesen zu sein, und der Beobachtung, als kleines Rädchen einem größeren System zu dienen.

Für die Diskurs-Upperclass

Remachine – in der Museumsquartier-Halle G – ist eines von nur drei Stücken, die das Tanzquartier im Jänner anbietet, davon waren zwei lediglich kleine Studioarbeiten. Den Rest des Angebots machten Theorieveranstaltungen für die Diskurs-Upperclass aus. Im Februar setzt sich der Trend zum Minimalangebot fort: bloß zwei Stücke in der Halle G, eines im Studio und ein Projekt, das mit mehreren Terminen in ein Gassenlokal ausgelagert ist.

Das Brut-Theater geht einen Schritt weiter: mit drei Wochen ohne Programm und erst ab 21. Februar einer Wiederaufnahme im Metrokino. Es stellt sich die Frage, ob so dünne Programme öffentlich finanzierter Institutionen deren Publikum und den Kunstschaffenden gerecht werden können. (Helmut Ploebst, 25.1.2024)