Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) mit Mikrofon.
Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) will fließenden Verkehr auf der– vor allem bei Urlaubern beliebten– Route.
APA/EXPA/JOHANN GRODER

Reutte – Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung hat am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Reutte für die vielbefahrene, transitgeplagte Fernpassroute ein "Fernpass-Paket" vorgelegt. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) will bei Tunnelprojekten nun Ernst machen und kündigte die Errichtung der zweiten Tunnelröhre des Lermooser Tunnels sowie den Bau des Fernpasstunnels an. Insgesamt sollen die Bauprojekte rund 500 Millionen Euro kosten.

Mattle will dadurch die Sicherheit und den Verkehrsfluss auf der – vor allem bei Urlaubern aus dem Norden – beliebten und täglich von bis zu 30.000 Fahrzeugen benützten Route verbessern. "Es ist höchste Zeit, dass sich etwas tut", sagte er. Gut die Hälfte der Investitionskosten soll in die zweite Röhre des Lermooser Tunnels fließen: 250 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Im Jahr 2026 soll mit dem vier Jahre dauernden Bau begonnen werden. Im Jahr 2029 soll mit der Umlegung des Verkehrs in die neue Röhre gestartet und 2030 die alte Röhre saniert werden.

Drei Minuten Zeitersparnis

Der Startschuss für den 160 Millionen Euro schweren Bau des Fernpasstunnels soll ebenfalls 2026 erfolgen. Mit der Inbetriebnahme wird im Jahr 2028 gerechnet. Weitere 90 Millionen Euro werden für Maßnahmen an der Strecke aufgewendet. Der Tunnel wird 1,4 Kilometer lang sein und ersetzt 4,8 Kilometer Passstrecke. Die Fahrtzeit soll um rund drei Minuten reduziert werden.

Darüber hinaus wird es ab der Fertigstellung des Fernpasstunnels eine Bemautung auf der Fernpass-Strecke geben. Die Gebühren werden sich für eine Pkw-Einzelfahrt auf rund 14 Euro belaufen, hieß es. Eine Jahreskarte wird für 140 Euro erhältlich sein. Anders als auf der Felbertauern-Strecke wird es aber – aufgrund der im EU-Recht verankerten Gleichbehandlung – keine Ausnahme für Einheimische aus der Region geben. Die Mauteinnahmen sollen aber im Bezirk bleiben und in die Verkehrsinfrastruktur im Bezirk investiert werden. Zudem versprach die Landesregierung je nach Haushaltsgröße eine "Außerfernförderung" in Form von "Regionalgutscheinen" in Höhe von 150 bis 290 Euro.

Es sei jedenfalls überaus wichtig, dass das nunmehr von der schwarz-roten Koalition geschnürte Paket "nicht nur auf die zwei Röhren reduziert wird", strich der Landeshauptmann heraus. Es werde nämlich – beginnend mit 2024 – "weitere bauliche Maßnahmen" geben. Diese umfassen etwa Über- und Unterführungen bei Schutzwegen, Lärmschutzmaßnahmen oder die Umsetzung der Anbindung von Ehrenberg im Abschnitt Katzenberg.

Nächste Planungsschritte vom Bund gefordert

Dieses Paket sei jedenfalls eine klare Ansage, betonte Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer (SPÖ): "Nach vierzig Jahren Stillstand auf der Strecke werden nun von der schwarz-roten Landesregierung endlich Nägel mit Köpfen gemacht." Ebenjenes Maßnahmenpaket habe man zudem "in kürzester Zeit beschlossen" und werde damit beitragen, dass die "Lebensqualität vor Ort in der Region bald klar steigen wird".

Dem pflichtete Landeshauptmann-Stellvertreter. Josef Geisler (ÖVP) bei, der für den Bereich Straßenbau zuständig ist. "Schritt für Schritt können wir mit den im Paket verankerten Maßnahmen gewährleisten, dass es an den Störstellen zunehmend Fließverkehr geben wird", so Geisler. Es gehe aber auch um die Bevölkerung an sich: "Mit dem Festhalten an dem 7,5-Tonnen-Limit für Lkws auf der Strecke gewährleisten wir, dass es sich bei diesen Vorhaben um eine insgesamt sehr erfreuliche Botschaft für sie handelt." Es wurde betont, dass es sich um keinen Kapazitätsausbau der Strecke handelt.

Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) schlug in eine ähnliche Kerbe: "Wir wollen definitiv sicherstellen, dass die Fernpass-Strecke durch die Verbesserungen keine neue Transitstrecke wird." Neben dem 7,5-Tonnen-Limit wolle man dies mit verstärkten Kontrollen gewährleisten und nicht zuletzt auch den öffentlichen Nahverkehr als weiteren Baustein in diesem Vorhaben im Auge behalten, sagte Zumtobel, der gleichzeitig "vom Bund die nächsten Planungsschritte für den Fernpassbahntunnel" einforderte.

Mit der "Außerfernförderung" wolle man die "regionale Wirtschaft" künftig verstärkt in den Fokus nehmen. Das dafür vorgesehene zusätzliche "Regionalwirtschaftsprogramm" wird laut Mattle jährlich 2,5 Millionen Euro schwer sein. "Damit wollen wir die Wirtschaft vor Ort stärken und die Kaufkraft erhöhen", erklärte er dazu. (APA, 24.1.2024)