Die Innenstadt von Bern ist Unesco-Weltkulturerbe. Besonders den Zytglogge, ein aus dem Mittelalter stammender Uhrturm mit Glockenspiel, sollte man mit einer Führung auch im Inneren besuchen. Das Uhrwerk von Kaspar Brunner ist eine faszinierende Wundermaschine. Kurz vor jeder vollen Stunde beginnt es zu ruckeln und zu zuckeln: Hebel werden dann automatisch umgelegt, Räder angeworfen oder gebremst, etwa, um einen Blasebalg zu betätigen, der dann den Laut eines Hahns simuliert. Auch die musizierenden Bären, die im Kreis tanzen, werden aktiviert. Unglaublich präzise greifen die Teile ineinander, man versteht, dass die Touristen Schlange stehen, um das Spektakel von außen zu betrachten.

Große Zahnräder
Das Räderwerk des Berner Uhrturms
Karin Cerny

Bern überrascht aber auch mit ungewöhnlichen Museen, die selten überlaufen sind. So hat das Naturhistorische Museum noch historische Dioramen aus den 1940er- bis 1960er-Jahren, in denen Szenen aus der Tierwelt wie in einem 3D-Bilderbuch nachgestellt werden. Mustergültig wird mittlerweile auch der Kontext aufgearbeitet: So stammen viele Tiere von der Großwildjägerin Vivienne von Wattenwyl und ihrem Vater, die von kolonialen Strukturen in den besetzen Gebieten in Kenia und Uganda profitierten und die Trophäen nach Bern bringen ließen. Herausragend ist auch das Museum Cerny (nicht mit mir verwandt), ein Inuit-Museum, das zeitgenössische Kunst aus den Polarregionen zeigt und als eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit gilt.

Das Zentrum Paul Klee in Bern von Renzo Piano
Das Zentrum Paul Klee in Bern von Renzo Piano besteht aus drei geschwungenen Wellen
Karin Cerny

Das für mich schönste Museum aber befindet sich außerhalb der Innenstadt: Das Zentrum Paul Klee besteht aus drei geschwungenen Wellen in unterschiedlicher Größe. Der 12er-Bus bringt einen direkt vom Hauptbahnhof vor den imposanten Bau, der auf einer großen Wiese steht, nah dem Friedhof, auf dem der Maler begraben ist. Die Form des Gebäudes sei bereits in der Landschaft vorhanden gewesen, sagt der italienische Stararchitekt Renzo Piano. Sie wären deshalb wie Bauern vorgegangen und nicht wie Architekten, wollten, dass sich Landschaft in ein Gebäude verwandelt. Sind es Tiergerippe? Oder Ackerfurchen? Die Wellen lassen unterschiedliche Interpretationen zu, die Glasfassaden bringen viel Tageslicht in die Museumsräume. Das Gebäude liegt zugleich an der Autobahn, verbindet Natur und Stadt – und zeigt die urbane Seite von Bern, das oft zu sehr auf sein Schmuckkästchendasein reduziert wird.

Eine Collage von Hanna Höch im Zentrum Paul Klee
Eine Collage von Hanna Höch im Zentrum Paul Klee
Karin Cerny

Zur Klee-Dauerschau gibt es regelmäßig auch andere Ausstellungen. Bis 25.2. sind die Collagen und Fotomontagen der Berliner Dada-Künstlerin Hannah Höch zu sehen, eine faszinierende Ausstellung, die ab 21. Juni dann ins Wiener Belvedere wandert. (Karin Cerny, 5.2.2024)