Die Erben von Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi wollen sich von der Luxusresidenz ihres Vaters Villa Certosa an der exklusiven Costa Smeralda auf Sardinien trennen. Der Preis liegt bei rund 500 Millionen Euro und ist doppelt so hoch wie eine Schätzung aus dem Jahr 2021, schreibt die "Financial Times" am Donnerstag auf ihrer Titelseite unter Berufung auf drei Personen, die mit der Transaktion vertraut sind.

Villa Certosa 2004
Ein Foto der Villa aus dem Jahr 2004. In dem Hubschrauber befinden sich der britische Premierminister Tony Blair und seine Familie, die von Berlusconi in die Villa Certosa eingeladen wurden.
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Zu den möglichen Käufern gehören laut "Financial Times" arabische und amerikanische Milliardäre sowie internationale Hotelgruppen. Die Besichtigungen des Anwesens durch Interessenten sollen noch in diesem Monat beginnen.

Die Villa Certosa ist ein Ensemble aus drei Gebäuden an der Costa Smeralda auf Sardinien. Mit dem Kauf umliegender Flächen ließ Berlusconi das Grundstück kontinuierlich erweitern. Auf dem Grundstück befinden sich ein See, sieben Schwimmbäder, ein Gewächshaus mit Orchideen und Palmen sowie ein ein künstlicher Vulkan. Dieser eruptiert per Knopfdruck und rief vor einigen Jahren bereits die Feuerwehr auf den Plan, die von besorgten Nachbarinnen und Nachbarn gerufen wurde.

2009 sorgte ein Paparazzo mit 7.000 Fotos aus dem Inneren der Villa sowie von den Gästen des damaligen Premierministers Berlusconi für Aufregung. Darauf waren unter anderem Berlusconi mit halbnackten Frauen beim Sonnen und ein nackter Mann zu sehen – der ehemalige tschechische Ministerpräsident Mirek Topolanek. Danach habe Berlusconi immer wieder versucht, die Villa zu verkaufen – ohne Erfolg.

Ausschweifende Partys

Berlusconis Erben haben laut Medienangaben auch den Auftrag erteilt, die Villa Gernetto zu veräußern, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert in Lesmo nahe Mailand, wo der Ex-Premier eine private Universität einrichten wollte. Die Familie habe jedoch nicht die Absicht, den Hauptwohnsitz des verstorbenen Milliardärs, die Villa San Martino in Arcore in der Nähe von Mailand, zu verkaufen, hieß es. Die Villa wurde international wegen der ausschweifenden Partys bekannt, die Berlusconi in seiner Zeit als Premierminister dort veranstaltete.

Berlusconi hatte vor 30 Jahren die rechtskonservative Regierungspartei Forza Italia gegründet, die derzeit das Kabinett von Premierministerin Giorgia Meloni unterstützt. Der Umfang der Vermögenswerte Berlusconis umfasst Firmen, Villen, Häuser, Boote, Kunstwerke und Privatinvestitionen. Neben den Kindern zählen Berlusconis Bruder Paolo, seine Lebensgefährtin Marta Fascina und sein Vertrauensmann Marcello Dell'Utri zu den Erben. (APA, red, 1.2.2024)