Wer sich dieser Tage ein Highend-Handy zulegen möchte, muss tief in die Tasche greifen. 900 Euro aufwärts sind meist zu veranschlagen, die Topmodelle liegen schon deutlich über 1.000 Euro. Wer allerdings nicht die allerneuesten Features, maximale Prozessorperformance und nur eine gute statt einer hervorragenden Kamera braucht, ist auch mit der Mittelklasse gut bedient. Der Preisbereich hier bewegt sich mittlerweile etwa bei 300 bis 500 Euro. Bedient wird er praktisch von allen Herstellern, denn üblicherweise lässt sich hier mehr Geld über massenhaften Absatz verdienen als mit den besseren Margen der Premiumgeräte.

Bei Xiaomi, das sich von der Strategie, die Konkurrenz in der Oberklasse mit deutlich niedrigeren Preisen auszubooten, weitestgehend verabschiedet hat, werden das Budget- und Mittelklassesegment mit der Marke Redmi bedient. Und deren neue Note-13-Reihe ist seit kurzem in Europa verfügbar geworden. Das auf dem Papier am besten ausgestattete Modell nennt sich Redmi Note 13 Pro+ und ist mit einer UVP von 500 Euro im Handel gelandet, ist aber in kleineren Speicherausführungen auch schon um rund 400 Euro zu finden. DER STANDARD hat es einem Test unterzogen.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
DER STANDARD/Pichler

Basics

Das Gerät präsentiert sich in einem Gehäuse mit Maßen von 161,4 x 74,2 x 8,9 Millimeter und wiegt 207 Gramm. Die Verarbeitung ist gut, zudem ist die Konstruktion nach IP68 als wasserdicht für bis zu 30 Minuten bei 1,5 Meter Süßwassertiefe zertifiziert. Durch die seitliche Krümmung von Display und Rückseite ergibt sich allerdings ein recht schmaler Rand, der im Test gelegentliche Fehleingaben begünstigte. Das Design der verglasten und etwas rutschigen Rückseite ist einprägsam, aber schlicht gehalten. Die visuelle Unterteilung in drei Rechtecke fällt unter "Geschmackssache".

Die Vorderseite wird großteils von einem 6,7-Zoll-AMOLED-Display ausgefüllt, die Auflösung liegt bei 2.712 x 1.220 Pixel, die Wiedergabe erfolgt mit bis zu 120 Hz. Mit einer maximalen Helligkeit von 1.800 Nits im HDR-Betrieb bietet es auch unter direktem Sonnenlicht gute Ablesbarkeit. Farbwiedergabe und Kontraste sind ordentlich, wobei die Sättigung ab Werk etwas zu intensiv eingestellt ist. Das lässt sich aber in den Anzeigeeinstellungen ändern. Der unter dem Bildschirm liegende Fingerabdruckscanner arbeitet schnell und zuverlässig, ist allerdings etwas weit unten platziert.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Für den Prozessor hat man sich bei Mediatek bedient und den Dimensity 7200 Ultra verbaut. In der in Österreich verkauften Version spielt dieser mit 12 GB Arbeitsspeicher zusammen. Der Onboardspeicher kommt auf 512 GB und ist nicht erweiterbar. Neben 5G und LTE werden auch noch Wifi 6 und Bluetooth 5.3 aufgeboten. Das Smartphone kann wahlweise mit zwei Nano-SIMs oder einer Nano-SIM und einer E-SIM arbeiten. NFC ist ebenso dabei wie ein Infrarot-Transceiver, mit dem das Handy als Fernbedienung genutzt werden kann.

Nicht vorhanden ist eine 3,5-mm-Audioklinke. Für Datenübertragung per Kabel und auch zum Aufladen kommt ein USB-C-Port zum Einsatz, der mit Transfergeschwindigkeiten nach USB-2.0-Standard arbeitet.

Performance und Software

Bei Benchmarks zeigt der Dimensity-Chips zwei Gesichter. Wenn es um 3D-Grafik mit niedrigerem Anspruch geht, performt der Chip knapp unter dem Niveau aktueller Flaggschiffe. Bei höheren Auflösungen und Details fällt er auf das Niveau von Mittelklassehandys wie Samsungs A52s oder drei Jahre alter Flagships wie Xiaomis Mi 11 zurück. Mit Letzteren misst sich das Handy auch bei der synthetischen CPU-Rechenleistung.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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In den Alltag übersetzen sich diese Ergebnisse mit durchgehend flotter Performance im Alltagsbedarf. Apps starten flott, Multitasking ist auch aufgrund der recht üppigen RAM-Bestückung kein Problem. "Diablo Immortal" läuft unter den standardmäßig eingestellten mittleren Grafikeinstellungen flüssig, selbst wenn man von 30 auf 60 Frames umstellt. Schraubt man Details und Effekte hoch, so beginnt das Spiel immer wieder kurz zu ruckeln und das Redmi Note 13 Pro+ wird auf der Rückseite unangenehm warm. Das bestätigt die Limits, die bereits im 3DMark-Benchmark sichtbar wurden. Für seinen Preisbereich liefert das Smartphone aber sehr ordentliche Leistung ab.

Als Firmware läuft auf dem Gerät MIUI 14 und noch nicht dessen Nachfolger Hyper OS. Enttäuschend ist allerdings, dass hier als Basis immer noch Android 13 dient. Das System weist einige Änderungen im Vergleich zu Vanilla-Android auf, allen voran die getrennte Einstellungs- und Benachrichtigungsleiste. Wer auf der linken Seite des Displays herunterwischt, ruft die Benachrichtigungen auf, auf der rechten Seite führt die gleiche Geste zu den Schnelleinstellungen, deren Umsetzung von Apples iOS inspiriert scheint. Dazu kommt ein (nicht immer sinnvoll) neu arrangiertes Einstellungsmenü. Mit Themes lassen sich grundlegende visuelle Aspekte wie Farbakzente, Schriftart und Icons nach Belieben anpassen.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Ab Werk dabei sind aber auch (mindestens) 17 Apps und Spiele von Drittanbietern abseits von Google, die als Bloatware einzustufen sind. Dazu gesellen sich ein Dutzend vorangelegter Verknüpfungen zur schnellen Installation weiterer "Highlights" wie dem Game "Dream Wedding". Das alles lässt sich immerhin deinstallieren bzw. löschen, was aber bedeutet, dass man als Nutzer Zeitaufwand betreiben muss, um sinnlos belegten Speicher freizuschaufeln und die Startbildschirme zu entmüllen.

Hinsichtlich des Softwaresupports liefert Xiaomi ein für die Preisklasse brauchbares Versprechen. Das Note 13 Pro+ und Note 13 Pro bekommen vier Jahre lang Sicherheitsupdates und außerdem drei Android-Upgrades. Die Non-Pro-Modelle werden ebenfalls vier Jahre mit Securitypatches versorgt, erhalten aber nur zwei Versionssprünge ihrer Android-Ausgabe. Angesichts dessen, dass Android 14 im vergangenen Oktober veröffentlicht wurde und als Basis für die neuen Note-13-Modelle zu erwarten gewesen wäre, sind die Zusagen hinsichtlich neuer Android-Ausgaben dann doch ein bisschen mager.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Kamera

Im Zentrum der Marketingbotschaft steht bei diesem Telefon einmal mehr die Kamera. Besonders hervorgehoben wird der 200-Megapixel-Sensor der Hauptkamera, der mit optischer Bildstabilisierung und multidirektionalem Phase-Detection-Autofokus ausgerüstet ist. Flankiert wird er von einem Acht-Megapixel-Weitwinkel sowie einer Makrokamera mit zwei Megapixel.

Auf den ersten Blick macht der Hauptsensor auch sehr ordentliche Fotos. Der Eindruck bestätigt sich bei genauerem Hinsehen auch großteils, aber eben nicht vollständig. Die Detailerfassung ist gut, was dafür spricht, dass Xiaomi an seinen Postprocessing-Algorithmen gefeilt hat. Bei kleinen Strukturen im Hintergrund und Gegenlicht gehen aber kleinere Elemente, etwa Teile von dünnen Ästen, mitunter verloren. Mit Gegenlicht kommt die Kamera aber insgesamt trotzdem sehr gut klar. Auch Effekte wie chromatische Abberation, bemerkbar an oft ins Lila gehenden Verfärbungen entlang von scharfen Kanten bei Lichteinfall, treten nur minimal auf. Die Bildqualität wird auch bei Zweifach-Zoom gut erhalten, bei vierfacher Vergrößerung (dem Maximum, das die Kamera-App per Schnelleinstellung anbietet) sieht man dann aber schon ganz gut die Spuren von digitaler Nachhilfe.

Die Farbgebung fällt dabei selbst unter schlechteren Lichtbedingungen sehr natürlich aus, unter reinem Kunstlicht gibt es einen geringen Gelbstich. Stellenweise stark bemerkbar ist allerdings die aggressiv eingestellte Nachschärfung, die dazu führt, dass manche Kanten am Foto übermäßig hervorscheinen. Einstellungsmöglichkeiten, um dies zu ändern, gibt es nicht. Hier müsste man zu einer anderen Kamera-App greifen.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Nachtaufnahmen gelingen flott und sehen absolut herzeigbar aus. Zoomt man aber hinein oder nutzt einen größeren Bildschirm, erkennt man gerade im Vergleich mit Highend-Smartphones klare Nachteile in Sachen Detailabbildung. Aber auch hier gilt: Für ein 500-Euro-Handy ist das Gebotene sehr gut.

Während die Weitwinkelkamera überzeugt, wirken die beiden anderen Sensoren eher wie Beiwerk. Der Ultraweitwinkel liefert deutlich unterschiedliche und tendenziell übersteuerte Farbwiedergabe in Kombination mit weniger Detail und Neigung zu Unschärfe. Chromatische Abberation ist auch am Display des Smartphones schon mit freiem Auge erkennbar. Der Makrosensor mit zwei Megapixeln liefert dasselbe, wenig begeisternde Ergebnis, wie alle Makrosensoren mit zwei Megapixeln. Also Bilder mit wenig Details und Rauschen. Hier ist man besser beraten, wenn man für Nahaufnahmen die Weitwinkelkamera in Kombination mit Zoom heranzieht.

Die Selfie-Kamera mit 16 Megapixeln verdient sich das Attribut solide. Die Farbabbildung fällt eine Spur blasser aus, als sie müsste. Dafür ist die Detailtiefe ordentlich, und im Porträtmodus klappt die Zuordnung von Vor- und Hintergrund zwecks künstlichen Bokeh-Effekts meistens zuverlässig.

Für die Bildbearbeitung wird ein in die Galerie integrierter Editor angeboten. Der liefert auch ein paar KI-gestützte Möglichkeiten, etwa das Markieren und Entfernen von Bildelementen, vergleichbar mit Googles "magischem Radierer". Das funktioniert mal besser und mal schlechter, ist aber definitiv ein "nice to have".

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Akustik und Akku

In akustischen Belangen zeigt das Handy ebenfalls zwei Seiten. Die Wiedergabe über die eingebauten Lautsprecher klingt für ein Smartphone exzellent. Auch bei voller Lautstärke gibt es nur geringe Verzerrungen, die höhere Tonlagen betreffen. Musik erklingt sehr räumlich, gerätetypisch mangelt es natürlich am Bass. Ordentliche Lautsprecher ersetzt das Redmi Note 13 Pro+ nicht, aber als Notlösung taugt es gut.

Die Gesprächsakustik hingegen fällt nur durchschnittlich aus. Man kommt beim Gegenüber leicht verzerrt und untermalt von kleineren Störgeräuschen und leichtem Rauschen an. Die Ausgabe über den Ohrhörer könnte ebenfalls deutlicher sein. Bei lauterem Zimmerlärm lassen sich Gespräche aber dennoch gut führen, die Geräuschunterdrückung funktioniert an sich zuverlässig.

Der integrierte Akku wird mit einer Nennkapazität von 5.000 mAh angegeben. Xiaomi bewirbt Schnelladen mit bis zu 120 Watt an Leistung, was es ermöglichen soll, den Akku binnen 19 Minuten komplett aufzuladen. Dies wurde nicht explizit getestet. Ein Ladegerät mit der genannten Maximalleistung ist aber im Lieferumfang, und es lässt sich bestätigen, dass das Handy jedenfalls nach ein paar Minuten am Stecker wieder ausreichend "Saft" für mehrere Stunden Betrieb hat. Drahtloses Aufladen wird vom Handy nicht unterstützt.

An sich kommt man mit einer vollen Aufladung gut über den Tag. Als Poweruser allerdings auch nicht viel länger. Wer das Handy nicht ständig in Verwendung hat, sollte auch bis zu zwei Tage durchkommen.

Redmi Note 13 Pro+ Gerätefoto
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Fazit

Das Redmi Note 13 Pro+ ist trotz mancher Defizite ein guter Vertreter der Mittelklasseschiene, und wer ein Handy in dieser Preisklasse sucht, sollte es in die engere Wahl nehmen, gerade wenn es deutlich unter der UVP angeboten wird. Es bringt ein gelungenes Hardwarepaket mit ordentlicher Performance mit. Dazu verfügt es über brauchbare Lautsprecherakustik und Akkulaufzeit sowie eine gute Hauptkamera nebst KI-Bearbeitungsfunktionen in der Galerie. Dem gegenüber stehen ein in Bezug auf Android-Versionsupgrades eher beschränktes Supportversprechen, zwei eher sinnlose Kamerasensoren (Ultraweit, Makro) und eine recht üppige Anhäufung an (deinstallierbarer) Bloatware.

Allerdings gibt es auch gute Konkurrenz in diesem Segment, zu nennen sind hier beispielsweise Googles Pixel 7a oder Samsungs Galaxy A54. Wem es vorwiegend um die Kamera geht, könnte auch einen Blick auf das Redmi Note 13 Pro 5G und Redmi Note 13 Pro werfen, denn diese verfügen über dieselbe Sensorenbestückung, kosten aber rund 100 beziehungsweise 200 Euro weniger. (gpi, 12.2.2024)

Testfotos

Alle nicht anderweitig gekennzeichneten Fotos wurden mit der Hauptkamera (Weitwinkel) aufgenommen.

Tageslicht
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Tageslicht
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Weitwinkel
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Makro, Kunstlicht
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