Menschen bereiten vor einem Zelt aus Plastik Essen zu
Eine vertriebene palästinensische Familie sucht an der Grenze zu Ägypten Zuflucht.
REUTERS/MOHAMMED SALEM

Spannung und Angst vor den nächsten Schritten der israelischen Offensive im Süden des Gazastreifens steigen: Was soll mit den hunderttausenden Palästinenserinnen und Palästinensern in Rafah, die bereits am Ende ihrer Kräfte sind, geschehen, und wie viele israelische Geiseln in der Hand der Hamas werden überleben, bis es vielleicht doch noch zu einem "Deal" kommt? Dazu kommt das unlösbare Dilemma für Israels Nachbarn Ägypten: Wenn Kairo zum ersten Mal mit der Suspendierung des Friedensvertrags mit Israel von 1979 droht – der auch die Muslimbruder-Herrschaft von Mohammed Morsi 2012–2013 überstanden hat –, dann ist Feuer am Dach.

Höhnisch kommentieren israelische Hardliner, dass die Ägypter nicht bereit seien, die Halbinsel Sinai für "ihre Brüder" zu öffnen. Es gibt nicht ein, sondern gleich zwei ägyptische Albtraumszenarien: den Wunsch der israelischen Rechten zu erfüllen, indem man mithilft, den Gazastreifen zu entleeren; die Verzweifelten aus dem Gazastreifen womöglich sogar unter Einsatz von Gewalt jenseits der Grenze zu halten.

Was populär wäre – ihnen zu helfen –, käme einem politischen Selbstmord Präsident Abdelfattah al-Sisis gleich. Auf dem Sinai Lager für neue, leicht radikalisierbare Flüchtlingsgenerationen hochziehen zu lassen wäre eine rote Linie für Ägyptens Militär. Wenn sogar schon das kritikscheue Österreich Israel vor der Rafah-Offensive warnt, dann spricht daraus auch die Angst vor einer Destabilisierung Ägyptens. (Gudrun Harrer, 11.2.2024)