Polizeiabsperrungen in dem Haus in Altavilla Milicia
Polizeiabsperrungen in dem Haus in Altavilla Milicia, wo ein 54-Jähriger offenbar seine Frau und zwei seiner Kinder getötet hat.
IMAGO/IPA/ABACA

Die Szenerie am Tatort sei so erschütternd gewesen, dass "bisher niemand den Mut hatte, sie genauer zu beschreiben", schrieb die Zeitung "La Stampa". Die beiden Söhne des Täters, fünf und sechzehn Jahre alt, lagen tot und mit Eisenketten gefesselt in ihren Betten. Die Mutter ist später unweit des Hauses, in dem die Familie wohnte, ebenfalls tot aufgefunden worden. Ihr Leichnam war vom Ehemann verbrannt und notdürftig verscharrt worden. Die siebzehnjährige Tochter wiederum, die als Einzige überlebt hatte, fanden die Carabinieri in ihrem Zimmer – verstört und unter Schock. Sie wurde in ein geschütztes Wohnheim gebracht und wird psychologisch betreut.

Der Täter hatte in der Nacht auf Sonntag selber die Polizei angerufen und die Taten gestanden. "Ich habe sie getötet, sie waren vom Satan besessen", hat er Medienberichten zufolge den Beamten gesagt. Der Italiener war Mitglied einer evangelikalen Pfingstgemeinde, möglicherweise war er auch in Kontakt mit einer anderen Sekte gekommen. Die überlebende Tochter sagte den Carabinieri, dass der Vater bei der Mutter und ihren beiden Brüdern ein Exorzismus-Ritual vorgenommen habe, "um die Dämonen zu vertreiben". Dabei waren die beiden Buben offenbar mit Eisenketten gequält und erdrosselt worden. Möglicherweise war ein weiteres Paar an der Tat beteiligt, das der Täter in der Pfingstgemeinde kennengelernt hatte. Die beiden Personen sind ebenfalls verhört worden.

Viele Unklarheiten

Vieles von dem, was sich in dem ärmlichen, nie fertiggebauten Haus in Altavilla Milicia, einem Vorort von Palermo, abgespielt hat, ist noch unklar. Zum Beispiel vermuten die Ermittler, dass die Mutter schon vor etwa einer Woche getötet und anschließend "entsorgt" worden sei, während die beiden Brüder vermutlich am Freitag getötet wurden. Dies würde bedeuten, dass sich die Tochter zwei Tage lang in dem Haus befand, während ihre beiden Brüder im Nebenzimmer tot in ihren Betten lagen. Die Carabinieri klären nun ab, ob sie von ihrem Vater gefangen gehalten oder unter Drogen gesetzt worden ist, um damit ihre Flucht zu verhindern.

Die Staatsanwaltschaft von Palermo geht davon aus, dass der Familienvater seine Taten in einer Art religiösem Wahn verübt habe. Neben seinen Kontakten zu der – an sich unauffälligen und von den Behörden als harmlos bezeichneten – Pfingstgemeinde sprechen eine Flut von religiösen Einträgen und Bibelzitaten auf den Social-Media-Profilen des Täters für diese Theorie. Auf Facebook bezeichnete er sich unter anderem als "Soldat Gottes". Außerdem stand der Täter offenbar auch unter dem Einfluss eines dubiosen Wunderheilers und Exorzisten, der in den süditalienischen Regionen Apulien, Kalabrien und Sizilien schon seit längerem sein Unwesen treibt.

Nachbarn erzählten am Sonntag dem staatlichen Fernsehen Rai, dass die Familie sich abgesondert und weitgehend isoliert gelebt habe. Die Kinder gingen aber ordentlich zur Schule. Der Bürgermeister von Altavilla Milicia, Giuseppe Virga, erklärte, die Gemeinde stehe unter Schock. Sämtliche Faschingsfeiern in den Ort wurden abgesagt. (Dominik Straub aus Rom, 12.2.2024)