Finnlands neuer Präsident Alexander Stubb
Finnlands neuer Präsident Alexander Stubb gibt gerne den internationalen "Mr. Perfect".
IMAGO/Marina Takimoto

Alexander Stubb hat alles erreicht, was ein Berufspolitiker im Alter von 55 Jahren erreichen kann. Fast alles. Die Wahl zum Staatspräsidenten ist der vorläufige Höhepunkt einer steilen Karriere in Finnland.

Das Staatsoberhaupt hat dort nicht nur vorwiegend repräsentativen Charakter wie etwa in Österreich. Der Präsident gestaltet gemeinsam mit der Regierung die Außen- und Sicherheitspolitik des Landes. Das war so im seit 1948 bündnisfreien Land, bleibt so mit dem Nato-Beitritt im Jahr 2023.

Ähnliche Positionen

Der Ukrainekrieg, die Bedrohung durch Russland, das Engagement in der EU zugunsten von Aufrüstung, Sanktionen gegen Moskau und Hilfe für die Ukraine waren nicht zufällig zentrale Themen im Wahlkampf. Die Positionen der Kandidaten in der Stichwahl unterschieden sich kaum. Stubbs Gegner, Ex-Außenminister Pekka Olavi Haavisto von den Grünen, hatte den Beitritt zur Allianz mit Ex-Premierministerin Sanna Marin, einer Sozialdemokratin, verhandelt.

In Sachen militärische Sicherheit herrscht staatstragender Konsens. Dass die Finninnen und Finnen sich mehrheitlich für Stubb ausgesprochen haben, lag an zwei Eigenschaften, die den Christdemokraten auszeichnen: Er hat breite Regierungserfahrung und eine solide akademische Grundlage als promovierter Politikwissenschafter und Hochschulprofessor. Und er versprüht Optimismus und Tatkraft.

Stubb ist ein Triathlet, topfit, eloquent, eine gewinnende Persönlichkeit. Er gibt gerne den internationalen "Mr. Perfect", die Ehefrau eine Anwältin aus Großbritannien, zwei Kinder. Er spricht fließend Finnisch, Schwedisch, Englisch, Französisch und Deutsch.

Ehemaliger Prodi-Berater

Politisch begann Stubb 2001 in Brüssel als Berater von Kommissionspräsident Romano Prodi. 2004 wurde er EU-Abgeordneter, 2008 Außenminister, 2011 Europa- und Handelsminister. 2014 übernahm er den Vorsitz seiner Nationalen Sammlungspartei, war bis 2015 Regierungschef, nach Stimmenverlusten bei einer Wahl dann Finanzminister unter Premier Juha Sipilä von der liberalen Zentrumspartei.

Nach einer Zwischenstation als Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank wollte Stubb 2019 EU-Kommissionspräsident werden. Er schied als Kandidat in der Europäischen Volkspartei (EVP) aber gegen Manfred Weber aus. Nun ist er Staatspräsident, für sechs Jahre gewählt: Wiederwahl mit 61 oder weitere Karriere in Brüssel nicht ausgeschlossen. (Thomas Mayer, 12.2.2024)