Welchen Unterschied ein Jahr macht, wurde am Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz am Beispiel Wolodymyr Selenskyjs schmerzhaft deutlich. Die Frustration über das monatelange Hinhalten durch den US-Kongress und – Stichwort Taurus – Deutschland war dem einst so charismatischen Präsidenten deutlich anzusehen. Hatte er 2023 am gleichen Ort noch voller Optimismus darum gebeten, ihm möglichst rasch und möglichst viele Waffen zu liefern, um Wladimir Putins Truppen aus dem Land zu jagen, muss er nun darum betteln, überhaupt noch Nachschub für seine ausgedünnten Arsenale zu bekommen.

Ungewisse Situation

Schlimmer noch: War es damals noch darum gegangen, den Invasoren in einer Gegenoffensive einen entscheidenden Schlag zu versetzen, lautet die Devise heute nicht mehr Gewinnen, sondern Überleben. Und selbst das ist angesichts der Weltlage und eines aufgerüsteten Russlands ungewiss.

Dem Untergang geweiht

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, bei seiner Ansprache bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, bei seiner Ansprache bei der Münchner Sicherheitskonferenz.
Imago / Björn Trotzki

Verläuft die Waffenhilfe nämlich weiter so schleppend, ist die Ukraine als Staat und Volk dem Untergang geweiht, alle bisherigen Bemühungen waren dann umsonst. Der Fall Awdijiwkas ist nur ein Vorgeschmack dessen, was dem Land blüht, sollte sich der Westen weiter aus dem Kampf gegen Russlands kriegsverbrecherische Armee zurückziehen. Den US-Republikanern, die aus skrupellosem Trumpismus Hilfen blockieren, wird es egal sein, was aus den Menschen dort wird. Uns in Europa könnte Putins Aggression aber als Nächstes treffen. (Florian Niederndorfer, 19.2.2024)