Schöller steht vorm Netz. Im Hintergrund springen mehrere Spieler hoch zum Ball. Ein Mann schlägt den Ball, zwei blocken.
Christian Schöller leitet zwei der heißbegehrten Usi-Volleyballkurse.
Christian Fischer

Die junge Frau geht in die Hocke und baggert den Volleyball perfekt in die Höhe. Ihr Mitspieler springt einen Meter hoch und haut mit voller Wucht drauf. Auf der anderen Seite des Netzes begrüßen ihn bereits vier hochgestreckte Arme der gegnerischen Mannschaft. Gelingt der Block oder nicht? Das ist hier die Frage an diesem Dienstagabend in Halle eins des Universitätssportzentrums auf der Schmelz im 15. Wiener Gemeindebezirk.

1.200 Kurse, 160 Sportarten

Das Universitätssportinstitut (Usi) bietet ein Freizeitangebot für Studierende, Absolventen und Absolventinnen sowie Uni-Mitarbeitende. Das Programm ist kostengünstig sowie vielfältig und daher sehr beliebt.

Es bietet rund 1.200 Kurse in circa 160 Sportarten an. Von klassischen Ballsportarten wie Basketball und Fußball bis Fliegenfischen und K-Pop, also Tanzen zu koreanischer Musik.

Wichtig: Das Usi ist nicht zu verwechseln mit dem Institut für Sport- und Bewegungswissenschaft, das für das Lehramtsstudium Bewegung und Sport sowie das Studium der Sportwissenschaften zuständig ist.

Wackeln

Im aktuellen Semester nutzen rund 27.000 Menschen das Usi-Angebot. Zum Beispiel Fitnesskurse. Elisabeth Scattolin unterrichtet Bodyart und Deepwork. Trainiert werden Stabilität, Koordination, Cardio, Balance, Flexibilität und Kraft. "Bodyart ist das ruhigere Training, Deepwork das knackigere mit schnellerer Musik und schnelleren Übungen", sagt die Kursleiterin dem STANDARD.

Im T-Stand legt sie sich seitlich auf die Matte und hebt ihren gesamten Körper hoch, nur auf den gestreckten linken Arm und einen Fuß abgestützt. Der rechte Arm ist in die Höhe gestreckt und dient als Verlängerung des linken. Scattolin formt ein seitliches T, daher der Übungsname.

Im T-Stand legt sie sich seitlich auf die Matte und hebt ihren gesamten Körper hoch, nur auf den gestreckten linken Arm und einen Fuß abgestützt. Der rechte Arm ist in die Höhe gestreckt und dient als Verlängerung des linken. Scattolin formt ein seitliches T, daher der Übungsname.
Elisabeth Scattolin im T-Stand.
Lea Sonderegger

Ihre Schützlinge machen dies dann nach. "Beim ersten Mal haben noch alle einen hochroten Kopf und wackeln, mit der Zeit geht es dann schon viel besser", erklärt Scattolin den klassischen Lerneffekt.

Der frühere Zumba-Trend

Sie ist seit 2000 am Usi tätig, arbeitet im administrativen Bereich und hält parallel Sportkurse ab. Begonnen hat sie mit Snowboard und Aerobic. In den 2010ern kam dann Zumba auf, eine aus Kolumbien stammende Kombination aus Aerobic mit Tänzen. Binnen drei Jahren stieg das Angebot damals von einem Kurs auf 23.

Das Motto sei gewesen: "Du musst nicht tanzen können. Beweg dich einfach und hab Spaß. Ich glaube, das hat die Leute zum Sport gebracht", sagt Scattolin. Mittlerweile sei Zumba wieder am absteigenden Ast. Welche Sportarten sind heutzutage stark gebucht? "Volleyball geht immer."

Das Volleyball-Orchester

Also zurück in Halle eins. "Jeder kennt Volleyball aus der Schule, die Verletzungsgefahr ist gering, und es ist die einzige Spielsportart, in der Frauen und Männer gut zusammenspielen können", erklärt Kursleiter Christian Schöller den Reiz.

Die Sportart kennt sechs Leistungsstufen. Vom Anfängerkurs (basic) bis weit fortgeschritten (F3). Je mehr die Schlagarten wie Baggern und Pritschen beherrscht werden, desto spiellastiger laufen die Einheiten ab. Die Usi-Website bietet eine Orientierungshilfe zur Selbsteinschätzung.

"Es ist wie in einem Orchester", sagt Schöller. "Wenn einer drinsitzt, der das nicht kann, dann haut er alles zusammen." Im Fußball sei das weniger problematisch. Hier kann man auch mit viel Einsatz den Gegner stören und verteidigen. Im Volleyball "bekommt diese Person den Ball – und das Spiel ist aus".

Kampf um Ball am Netz.
Volleyball gibt's in sechs Usi-Leistungsstufen.
Christian Fischer

Schöller ist seit 1983 am Usi tätig, war 20 Jahre lang Abteilungsleiter für Sportkurse und hält auch in der Pension noch zwei Volleyballkurse. "Als ich angefangen habe, wollte jeder stretchen", erinnert sich der 65-Jährige an diesen vergangenen Trend zurück. "Die Kurse gab's wie Sand am Meer."

Ab ins Wasser

Apropos Wasser: Das Schwimmbad lockt üblicherweise viele Leute an. Das liegt auch daran, dass Bahnzeiten in Wien oft hart umkämpft sind. Das Usi bietet hier eine niederschwellige Alternative.

Maria Rienößl leitet das Aquatraining. "Ganz anders als in einem Rehazentrum", sagt sie. "Es findet im Tiefwasser statt, also die Leute haben keinen Bodenkontakt und trainieren dann mit unterschiedlichen Handgeräten wie Hanteln oder Brettern. Gesundheit, Spaß und der soziale Faktor stehen im Vordergrund", sagt Rienößl, die 1992 ihren ersten Usi-Kurs abhielt. Ihr zweites aktuelles Steckenpferd, "Konditionstraining und Spiele", ist eine Mischung aus Cardio und Ballsportarten. "Die Kombination taugt den Leuten."

Wie sich das Teilnehmerfeld zusammensetzt, variiert von Kurs zu Kurs. Frauen sind in Tanzkursen in Überzahl, bei Ballsportarten ist das Geschlechterverhältnis ziemlich ausgeglichen bzw. minimal mehr Männer, sagt Rienößl. Studierende probieren eher neue Kurse aus, bei Absolventen ist die Fluktuation nicht so hoch. Altersmäßig herrscht oft ein bunter Mix.

Rienößl hat Poolnudeln in der Hand und steht vor Schwimmbecken und Sprungtürmen.
Maria Rienößl macht Aquatraining.
Lea Sonderegger

"Einfach nur den Ball reinschmeißen geht nicht"

Das Verhältnis zu den Schützlingen ist "freundschaftlich", da sind sich die drei erfahrenen Kursleiter einig. Das Klima sei stets positiv, weil alle ja freiwillig zum Sport kommen. Rienößl empfindet "große Dankbarkeit, dass ich diesen Job habe". Scattolin beschreibt die Gemeinschaft so: "Einmal Usi, immer Usi." Schöller berichtet von drei Ehen, die unter Teilnehmenden der Volleyballkurse entstanden sind. Bei zwei Hochzeiten war er dabei.

Gleichzeitig betont er, dass man den Studierenden auch etwas bieten müsse. "Einfach nur den Ball reinschmeißen, wie es manche vielleicht aus dem Turnunterricht in der Schule kennen, geht nicht", sagt Schöller.

Bodyart-Kursleiterin Scattolin nimmt dies ähnlich wahr. Die Leute im Fitnessbereich wurden "kritischer und hinterfragen mehr: Ist das gesund, was ich mache? Tut das meinem Körper gut?" Für die 47-Jährige liegt das daran, dass "die Leute von Grund auf mehr wissen. Es herrscht mehr Bewusstsein, und das ist ja eine gute Entwicklung."

Porträtfoto. Auf schwarzem Sweater steht Deepwork.
Deepwork-Kursleiterin Elisabeth Scattolin: "Einmal Usi, immer Usi."
Lea Sonderegger

Früher dachten manche "Je mehr du schwitzt, desto besser" oder "Je mehr Geräte man verwendet, desto besser. Hanteln, Ball und Gymsticks, und am besten jede Stunde etwas anderes." Heute erlebe Scattolin das viel reduzierter. "Eine Matte, und das ist es."

Die drei Kursleiter wünschen sich, dass die Usi-Kurse weiterhin so beliebt bleiben und noch mehr Klientel anziehen. Helfen würden mehr Sportstätten. "Hallen, die für möglichst alles geeignet sind", sagt Schöller. Modernisierungen hält er auch für sinnvoll. "Die Kraftkammer auf der Schmelz gehört ins Technische Museum." (Andreas Gstaltmeyr, 29.3.2024)