Die vergangenen 24 Stunden haben erneut sehr eindrücklich bewiesen, dass der Bitcoin-Kurs, zumindest zu einem Teil, eine Wundertüte bleibt. Am Dienstagnachmittag erreichte die Königinmutter aller Kryptowährungen ein neues Rekordhoch. Zum Höchststand notierte Bitcoin bei 69.171 US-Dollar, wie Daten der Analysewebsite Coinmarketcap zeigen. Der alte Höchststand lag bei 68.790 Dollar, das war im November 2021.

Zahlreiche Analysten hatten erwartet, dass es nach Knacken des Rekords weiter steil nach oben geht. Doch es kam anders. Kurz nach dem Höchststand bracht der Bitcoin-Kurs ordentlich ein, lag bis zu 15 Prozent im Minus und fiel zeitweise unter die Marke von 60.000 Dollar. Es war der größte Kurssturz seit November 2022. Zur Erinnerung: Damals zerbröselte die Kryptobörse FTX von Sam Bankman-Fried. "Die Zeichen stehen nun auf Konsolidierung. Der Risikoappetit auf Bitcoin scheint kurzfristig gestillt", meinte Analyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus kurz danach.

Mit dem neuen Allzeithoch ist nicht gewährleistet, dass der Bitcoin-Kurs auch in Zukunft ständig weiter steigen wird.
AP/Kin Cheung

Ist der Bull-Run nach kurzer Zeit schon wieder vorbei? Es wirkt zumindest vorerst nicht so, denn am Mittwochvormittag ging es bereits wieder bergauf. Aktuell steht der Bitcoin bei knapp 67.000 Dollar. Kryptische Achterbahnfahrt ist angesagt, neu ist das allerdings nur mehr für die wenigsten Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer.

Andere Rahmenbedingungen

Nach Einschätzung von Brancheninsidern ist die Lage am Kryptomarkt aber nicht mit der Situation vom Herbst 2021 vergleichbar. Damals habe es eine Überhitzung des Marktes durch einen Hype unter Privatinvestoren gegeben, sagte Eric Demuth, Gründer der Kryptohandelsplattform Bitpanda. Inzwischen gebe es einen stabilen rechtlichen Rahmen durch die Marktaufsicht, sodass viele institutionelle Anleger und Banken in den Kryptomarkt eingestiegen seien. "Die haben in den vergangenen Monaten den Preis nach oben bewegt, weil viel frisches Geld in den Markt geflossen ist." Die privaten Investoren seien am aktuellen Aufschwung bisher kaum beteiligt.

Unter den Großinvestoren ragen vor allem Geldhäuser wie Grayscale, Blackrock und Fidelity heraus, die in den USA sogenannte Bitcoin-Spot-ETFs aufgelegt haben, die im Jänner von der US-Börsenaufsicht SEC genehmigt wurden. Sie ermöglichen es den Anlegern, in Bitcoin zu investieren, ohne die Digitalwährung selbst direkt erwerben oder verwahren zu müssen.

Nachfrage übersteigt Angebot

Nach Berechnungen von James Butterfill, Research-Chef von Coinshares, übersteigt die Bitcoin-Nachfrage bei weitem die Summe der Coins, die die neu entstehen. Allein die durchschnittliche Anzahl von Bitcoin, die jeden Tag von den ETFs nachgefragt werde, betrage etwa 4.000 Bitcoin pro Tag. "Es werden aber nur 900 Bitcoin am Tag neu produziert." Die ETF-Emittenten könnten sich damit nicht darauf verlassen, dass die Miner sie mit Bitcoin versorgen. "Sie müssen auf dem Markt nachkaufen. Und das treibt die Kurse in die Höhe." Butterfill macht aber auch die finanzpolitischen Rahmenbedingungen für die Rallye des Bitcoin mitverantwortlich. Bei hohen Zinssätzen der Zentralbanken gebe es etliche Alternativen für Investoren. "Der Bitcoin sieht in diesem Fall weniger attraktiv aus."

In den kommenden Wochen wird weiterhin das sogenannte Halving, das im April stattfindet, eine wichtige Rolle spielen. Ab diesem Zeitpunkt werden nur noch halb so viele neue Coins geschaffen. In der Vergangenheit führte das stets zu einer Kursrallye. Das hat einfache volkswirtschaftliche Gründe: Wird das Angebot verknappt, steigt üblicherweise der Preis. Momentan werden täglich rund 900 neue Bitcoin geschürft, ab April sind es dann nur noch 450. (and, Reuters, 6.3.2024)