Philip List, Leiter des Erste Financial Life Park, steht vor einer Installation im so genannten Flip.
"Beim Thema Finanzwissen gibt es kein Nachfragedefizit", sagt Philip List, Leiter vom Financial Life Park.
Lupi Spuma

Wien – Der Bedarf an Finanzbildung in Österreich ist groß. Das ergeben Umfragen immer wieder. Das fehlende Finanzwissen ist auch oft ein wesentlicher Grund, warum Menschen sich nicht an eine Veranlagung herantrauen. Mittlerweile gibt es viele Initiativen, die Lücken im Finanzwissen schließen beziehungsweise das Interesse dafür wecken wollen. Eine dieser Initiativen ist der Financial Life Park (Flip) der Erste Group. Vor acht Jahren wurde das Flip in Wien eröffnet, 130.000 Schüler aus rund 4400 Klassen haben die verschiedenen Stationen dort bereits ausprobiert. "Was wir leisten können, ist, ein Interesse für die eigenen Finanzen und wirtschaftliche Zusammenhänge zu wecken", sagt Flip-Leiter Philip List.

Um auch Klassen in den Bundesländern zu erreichen, wurde vor fünf Jahren der Flip-Bus entwickelt. Wegen der Pandemie musste dieser aber zwei Jahre in der Garage stehen. 35.000 Schüler hatten bisher dennoch die Möglichkeit, sich spielerisch zu Themen rund ums Geld zu informieren.

Weil die Nachfrage nach Besuchen im Flip anhaltend hoch ist, wurde nun ein Social Franchise entwickelt. Der erste Deal ist mit der Rheinischen Sparkasse zustande gekommen. Kommendes Jahr wird ein Flip2Go-Bus den rund 400.000 Schülern im Rheinland zur Verfügung stehen. Auch in Österreich wird an einem zweiten Standplatz für einen Financial Life Park gearbeitet. Details dazu will List aber noch nicht nennen. Nur so viel: Nächstes Jahr soll die Eröffnung sein.

Nachfrage boomt

"Beim Thema Finanzbildung gibt es kein Nachfrageproblem", sagt List. Das zeige die Buchungslage beim Flip. Das ist auch der Grund, warum ergänzende Materialien für den Unterricht entwickelt wurden, eine Flip-App folgt. "Solange die Finanzbildung nicht im Regelunterricht angekommen ist, erreichen wir die Masse auch nicht", sagt List. Auch wenn das Angebot breiter wird.

So hat auch das Finanzministerium zuletzt Arbeitsgruppen zu verschiedenen Finanzthemen ins Leben gerufen. Die Wirtschaftsbildungsstiftung bringt das Thema ebenfalls in die Schule. Sowohl Wiener Börse als auch die Oesterreichische Nationalbank stellen Lehrmaterialien zur Verfügung. Im Coco Fin und Coco Lab können Schüler mit Erlebnissen aus dem Alltag in die Finanz- und Wirtschaftswelt eintauchen.

Die Relevanz von alltagsnaher und intuitiver Vermittlung von Finanzwissen unterstreicht auch der im Jänner vorgestellte Jugendbericht des Flip in Zusammenarbeit mit YEP – Stimme der Jugend. So gibt jeder zweite Jugendliche an, sich in Bezug auf Geld nicht auf die Zukunft vorbereitet zu fühlen. 36 Prozent sagen, in der Schule nicht genug über Geld und Finanzen zu lernen. Und 29 Prozent der Jugendlichen sprechen zu Hause selten oder gar nicht über das Thema Geld.

Diese Defizite ziehen sich durch den Lebenslauf. Hinzu kommt das Gender-Thema. Die Angst vor Inflation, hohen Energiekosten und Altersarmut ist demnach bei Frauen in Österreich deutlich größer ausgeprägt als bei den Männern, zeigt eine Umfrage von JP Morgan Asset Management, die anlässlich des Weltfrauentags erstellt wurde. Insbesondere das Thema Altersarmut sehen 40 Prozent der Österreicherinnen als sehr bedrohlich an und liegen damit um zwölf Prozentpunkte vor den Männern. (Bettina Pfluger, 15.3.2024)