Safari-Reisende kennen das: Jedes Wasserloch hat seinen Räuber. In der Masseria Torre Maizza, einem Landhotel in Apulien, ist die Bar die Trinkstelle, an der jeder Gast abends einmal einkehrt, und Carmelo Padellaro das musizierende Raubtier am Klavier, das mit Celentano und Sinatra zuschlägt.

Die Bar-Terrasse im Hotel Masseria Torre Maizza in Apulien
Die Mittagsruhe vor dem abendlichen Sturm in die Hotelbar.
Rocco Forte Hotels

Vor Carmelo gibt es kein Entkommen. Der Musiker im Unterhaltungsaufzug (weißer Hut, schwarzes Jackett, gelbe Fliege) sucht sich seine Opfer wie ein Afrikanischer Wildhund aus: mit Präzision und Ausdauer. Er pirscht sich mit Komplimenten an, klebt sich mit Anekdoten an die Aperitif-Trinker, schmettert "Volare" und schnappt zu, wenn die Opfer nach ein paar Gläsern Negroni mürbe sind.

"Jetzt singen wir!" Gegenwehr zwecklos. Flucht unmöglich. Auf seinem Yamaha-Piano schlägt Carmelo die ersten Töne von "My Way" an – und am Ende werden die Singenden vom Publikum verschlungen. Applaus, Applaus! Jeder ist froh, nicht selbst in der Löwengrube gelandet zu sein.

Beleuchtetet Innenhof im Hotel Masseria Torre Maizza
Am Abend kehren die Tagesausflügler zurück ins Hotel ...
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Natürlich ist niemand gefangen in der Masseria. Auch wenn sich die Tore des Anwesens hinter dem Auto schließen, sobald man die Auffahrt zur Rezeption entlangfährt – es ist eher ein Schutz vor der gemeinen Welt dort draußen. Autobahnen, Neubauten, Fabrikanlagen. Hat man alles hinter sich gelassen, auf der knapp einstündigen Fahrt vom Flughafen Bari zum weißgetünchten Anwesen. Auf der letzten Etappe säumen knorrige Bäume die Straße, Gesellen mit windgeformten Stämmen, die zwischen Adriaküste und Bergkette die fruchtbare Ebene begrünen.

Am nächsten Abend treffen sich wieder alle Tagesausflügler an der Bar. Carmelo lauert bereits am Klavier. Zwischen den Songs schwärmt er von seinen Stationen in Los Angeles, München und an der Amalfiküste wie ein Durstender vom Wasser. Die Zuhörer durchströmt ein Gefühl der Dankbarkeit, dass der große Carmelo nach all seinen Kreuzfahrt- und Betriebsfeier-Engagements die Zeit gefunden hat, sie auf diesem feinen Landgut zu beglücken.

Swimmingpool im Hotel Masseria Torre Maizza
... und warten auf die Rückkehr des Entertainers an die Poolbar.
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Heute ist er in gelb-blauem Anzug auf Beutezug. "Antonella!", begrüßt er eine elegante Dame, die eigentlich Yvonne heißt. Sein Finger zielt auf einen: auf dich! Nach einem Tag Apuliensonne ist man zu ermattet, um eine strategische Verteidigung aufzubauen. "Let It Be" von den Beatles? Alle nicken ergeben. (Ulf Lippitz, 25.3.2024)