Ich wollte noch ein Einserkastl über Vergrößerungsspiegel in Hotelbadezimmern schreiben. Der Meister sagt zum Lehrling: "Hör zu, ich muss weiter, den kleinen Spiegel im Badezimmer montierst du alleine, das kannst du." Der macht das ganz ordentlich, nur ist er 1,90 Meter groß, und das ist der Grund, warum ich in Hotelbadezimmervergrößerungsspiegeln immer nur meinen Haaransatz sehe.

Vergrößerungsspiegel
In jedem Hotel auf einer anderen Höhe: der Vergrößerungsspiegel im Bad.
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Dann fällt mir ein, dass es auch Lehrlinge gibt, die 1,65 sind. Abgesehen von Hotelgästen mit 1,85, denen der Spiegel, in dem ich nur meinen Haaransatz sehe, eh passt. Und Menschen, die meinen, wenn man mit Hotelbadezimmervergrößerungsspiegeln nicht zurechtkommt, soll man zu Hause bleiben. Und alle werden sich über mein Einserkastl ärgern und sich beschweren.

Seit ich 1994 (!) als Kastlschreiberin begonnen habe, ist es nicht einfacher geworden. Café in Salzburg, am Nebentisch sagt Oma zum Enkerl: "Jetzt kriagst an Kuchn, mah ist der guat, lecka." Das wäre früher ein Einserkastl gewesen. Jetzt erkennen Sie nicht einmal mehr, was daran seltsam sein soll, stimmt’s? Also, das Thema Sprachwandel lassen wir mal außen vor.

Das erste guha-Einserkastl.
DER STANDARD

Mein allererstes Kastl handelte von Berlusconi. Ich habe ihm diesbezüglich einiges zu verdanken. Grazie Silvio! So titelten die ihm gewogenen Medien anlässlich seines Abschieds vorigen Juni. Das war das Ende einer Epoche. Und das hier ist heute mein letztes Einserkastl. (Gudrun Harrer, 20.3.2024)