Fred Vasseur mit Carlos Sainz
Teamchef Fred Vasseur pfeift in der kommenden Saison auf Sainz.
REUTERS/Jaimi Joy

Melbourne - Vom Operationstisch auf das oberste Stockerl - mit einem Comeback-Sieg hat Carlos Sainz die Siegesserie von Red Bull Racing in der Formel 1 unterbrochen. Zwei Wochen nach seiner Blinddarm-OP, die ihn beim GP von Saudi-Arabien zu einer Pause gezwungen hatte, führte der Spanier in Melbourne einen Ferrari-Doppelsieg vor Charles Leclerc an. Verlierer des Tages war neben Red Bull auch Mercedes.

"Das Wunder von Sainz: Aus dem Krankenhaus zum Triumph: 'Das Leben ist schön'", jubilierte die italienische Tageszeitung "La Stampa". Bei seinem dritten GP-Sieg profitierte Sainz zwar vom Ausfall von Weltmeister Max Verstappen wegen einer explodierenden Bremse, der Freude tat dies keinen Abbruch. "Eine rote Wolke zieht - vorerst - am blauen Himmel auf", schrieb die "La Gazzetta dello Sport".

Mit seiner fehlerfreien Triumphfahrt machte Sainz beste Werbung in eigener Sache. Der 29-Jährige muss im kommenden Jahr seinen Platz im Ferrari für Rekordweltmeister Lewis Hamilton freimachen, der von Mercedes kommt. "Ich bin immer noch ohne Job für das nächste Jahr. Das wird helfen", meinte Sainz nach seinen Erfolg in Melbourne.

Er fahre aber in erster Linie Rennen, "um mir selbst zu beweisen, dass ich es schaffen kann, wenn man mir ein Auto zur Verfügung stellt, und dass ich an der Spitze mitfahren kann. Das ist die Mentalität und die Herangehensweise, die ich habe und die ich den Rest des Jahres beibehalten werde."

Sainz zu Mercedes, Audi oder Red Bull?

Sainz wird mit mehreren Teams in Verbindung gebracht. Kick Sauber, das ab 2026 zum Audi-Werksteam wird, gilt als Option. Genauso kann Sainz ein Kandidat für Mercedes sein. Dort wird allerdings Verstappen als Topkandidat gehandelt, sollte er Red Bull verlassen wollen. Und Sainz hat noch immer gute Verbindungen zum Red-Bull-Rennstall. Der Madrilene durchlief schließlich deren Nachwuchsprogramm und gab für das damalige Schwesternteam Toro Rosso 2015 sein Formel-1-Debüt. Verstappens aktueller Stallrivale Sergio Perez, der schon im vergangenen Jahr vor der vorzeitigen Freistellung stand, hat nur noch für diese Saison einen Vertrag.

Carlos Sainz feierte seinen dritten Sieg in der Formel 1.
AFP/MARTIN KEEP

"Jeder im Fahrerlager kennt den Wert von Carlos", sagte Sainz' Ferrari-Teamkollege Leclerc. "Ich bin sicher, dass er viele Möglichkeiten haben wird. Er muss einfach die beste Entscheidung für seine Karriere treffen."

Während Ferrari das Melbourne-Rennen genießen konnte, geht Red Bull nach dem Ausfall von Verstappen auf Ursachensuche. Der Niederländer wurde nach zwei Runden von Sainz wegen Problemen mit der Bremse überholt, wenig später schossen Flammen aus dem rechten Hinterrad. "Die Bremse hat sich nicht mehr gelöst", beschrieb Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko das Problem des immer noch WM-Führenden, der erstmals seit Australien 2022 ausfiel. An eine Wende im WM-Kampf glaubt zumindest Marko aber noch lange nicht. "Ferrari ist sicher eine Gefahr", räumte er ein. "Das kann man aber mit Max in den Griff bekommen."

Debakel für Mercedes

Ursachenforschung muss auch Mercedes nach dem Debakel betreiben. Hamilton schied für das einstige Top-Team nach einem Motorschaden früh aus, Teamkollege George Russell stellte seinen Boliden nach einem Unfall kurz vor Schluss ab. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich die Situation jederzeit positiv und optimistisch einschätze. Aber man muss einfach die negativen Gedanken überwinden und sich sagen, dass wir das drehen werden", meint Teamchef Toto Wolff nach dem Frustwochenende. Es fühle sich jedoch "sehr brutal" an.

Seit der Aerodynamik-Neuerung zur Saison 2022 hat Mercedes nur einen Grand Prix gewonnen. Vor diesem Jahr hoffte der Rennstall, die Launenhaftigkeit des Autos endlich in den Griff bekommen zu haben. Aktuell liegen in der Konstrukteurswertung Red Bull, Ferrari und auch McLaren vor den Silberpfeilen. (APA, red, 25.3.2024)