Wieder einmal führt die Spur nach Russland. Bis zu 1.500 Menschen könnten betroffen sein. Vorerst ist zu den Berichten, die Russland hinter dem Havanna-Syndrom sehen, noch Vorsicht geboten. Viele der Indizien zeigen eine Korrelation, aber keinen Kausalzusammenhang. Erwiesen scheint: Russische Geheimdienstler waren mehrfach vor Ort, als Symptome auftraten. Unklar bleibt, wie die angeblich verwendeten Waffen funktionieren sollen.

Europäische Rüstungsfirmen orientieren sich an den Bedürfnissen des Marktes, russische arbeiten auf Geheiß des Kremls aber auf Hochtouren: Ein Missverhältnis, das im Moskau zu fatalen Schlüssen führen könnte.
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Eindeutig ist aber Russlands sonstiges Verhalten, und dies in jeder Hinsicht grenzüberschreitend: Angriffe mit Nervengift und radioaktivem Material im Ausland, geschickt befeuerte Medienkampagnen, Einflussnahme auf Wahlen, Festnahmen ausländischer Journalisten. Und vor allem der Angriffskrieg gegen die Ukraine – auch er begleitet von einem Lügenstakkato. Russland macht mehr als klar: Der Westen und seine Demokratien sind der Feind. Und Russland rüstet massiv auf.

Der Westen hält damit nicht Schritt. Geplante Produktionsmengen von Rüstungsmaterial werden nicht erfüllt. Frankreich erwägt daher eine "Kriegswirtschaft". Ein hässliches Wort, in Österreich auch geschichtlich belastet. Doch angesichts der Bedrohung wird es in Paris und anderen Hauptstädten jedenfalls nicht mehr reichen, sich nur theoretische Gedanken zu machen. Man muss auch handeln. Gelingt es nicht, die Kapazität zu steigern, wird Moskau gewiss seine Schlüsse ziehen – Schlüsse, die man im Sinne Europas vermeiden sollte. (Manuel Escher, 1.4.2024)