Er hat die Finanzkrise 2008 vorausgesehen, war unter Bill Clinton Wirtschaftsberater des Weißen Hauses und ist für seine eher düsteren Prognosen bekannt: Wirtschaftswissenschafter Nouriel Roubini war Sonntagabend bei Margit Laufer zu Gast in der "ZiB 2" und lobte zunächst die Wirtschaftspolitik des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. Da seien Arbeitsplätze geschaffen, das Handelsvolumen gesteigert worden und die Aktienmärkte auf ein Allzeithoch gestiegen. Wenn Trump einen Importzoll einheben wird, dann sei das eine Steuer, die auch Menschen mit niedrigem Einkommen treffe. Er glaubt nicht, dass die Wirtschaftspolitik von Trump für den Durchschnittsamerikaner wirklich so viel besser sei.

Nouriel Roubini war Sonntagabend zu Gast bei Margit Laufer in der
Nouriel Roubini war Sonntagabend zu Gast bei Margit Laufer in der "ZiB 2".
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Die US-Wirtschaft stehe nicht so schlecht da, warum also kann Biden das nicht an die Wählerinnen und Wähler bringen? Roubini macht hier einmal mehr auf die Spaltung der Gesellschaft aufmerksam, "die Republikaner sagen, die Konjunktur befindet sich in keiner guten Position, obwohl das eigentlich nicht stimmt". Jetzt sinke die Inflation, "Löhne und Gehälter steigen, die Menschen haben mehr Geld in der Tasche, aber sie glauben, dass die Preise höher sind als vor drei oder vier Jahren".

Roubinis Tipp an Europa: Investitionen in Innovation.
Roubinis Tipp in Richtung Europa: Investitionen in Innovation.
Screenshot: ORF-TVThek

Nachhilfe für Europa

Dann ging es noch um den richtigen Zeitpunkt einer Senkung des Leitzinses, "die Fed möchte möglicherweise länger warten, weil die Konjunktur derzeit sehr gut aufgestellt ist", sagt er. Sein Tipp an die Europäer: Investitionen in Innovation. "In Zukunft wird die Hightech-Branche noch wichtiger sein", da müsse Europa aufholen.

Generell warnt der Wirtschaftsforscher vor einer Blasenentwicklung auf den Finanzmärkten, "der amerikanische Aktienmarkt ist erhitzt", sagt er, und wenn die Kurse noch mehr steigen, "dann könnte es letzten Endes doch zu einer Korrektur kommen". Am Ende will Laufer vom "Orakel" Roubini wissen, wer die Präsidentschaftswahl gewinnen wird. Hier will sich Roubini nicht festlegen, "die ehrliche Antwort ist, man kann es nicht wirklich sagen. Ich würde sagen, es ist fifty-fifty." Es hänge davon ab, was in den nächsten Monaten passieren wird. Dann wagt er doch noch diesen vorsichtigen Ausblick: "Ich würde sagen, dass Biden trotzdem ganz gute Chancen hat, weil die Konjunktur nicht schwächelt, die Aktienkurse sind gestiegen." (Astrid Ebenführer, 8.4.2024)

"ZiB 2": Experte Roubini: Wirtschaftsthemen im US-Wahlkampf.
ORF