Na gut, einmal geht noch. Und dann ist hoffentlich Schluss mit der unnötigen Leitkulturdebatte, recht ungeschickt angezettelt von der wahlkämpfenden ÖVP. "Mozart, Schnitzel und Multikulti" fiel den Verantwortlichen als Titel für "Im Zentrum" am Sonntag ein, und sie schoben noch eine Frage nach: "Wer sind wir?" Worum geht es also? Um Brauchtum, um Werte, um Integration, um Vorschriften für ein besseres Zusammenleben oder um Fischen im Stimmenteich der Rechtspopulisten?

Acht Absagen aus der ÖVP habe sie erhalten, sagt Moderatorin Claudia Reiterer – und ist zu Recht ein wenig verwundert darüber. "Ganz verstanden haben wir es nicht, wenn man eine Debatte will und dann nicht kommt." Wir auch nicht.

Joesi Prokopetz, Andreas Khol, Moderatorin Claudia Reiterer, Gebi Mair, Katrin Praprotnik und Omar Khir Alanam in
Joesi Prokopetz, Andreas Khol, Moderatorin Claudia Reiterer, Gebi Mair, Katrin Praprotnik und Omar Khir Alanam in "Im Zentrum" im ORF.
Screenshot: ORF-TVThek

Mit Andreas Khol schaffte es aber ein ÖVP-Urgestein ins Studio. Mit Bierzelt oder Wadeln habe die Leitkultur nichts zu tun, antwortet er Musiker und Autor Joesi Prokopetz, der im Begriff etwas "Bierzeltiges, Blasmusikalisches" sieht, das sei für ihn eine "Leidkultur". Khol gestand Fehler bei den Sujets ein, ortet aber keinen Zusammenhang zwischen Leitkulturdebatte und Wahl. Politikwissenschafterin Katrin Praprotnik sieht das freilich anders: "Wie der Prozess aufgesetzt war, ausgehend von der ÖVP, war es ein Signal an das rechte Wählerinnen- und Wählersegment." Weil ein "großer Pool an Menschen zwischen ÖVP und FPÖ schwankt".

Für den Tiroler Grünen Gebi Mair habe sich die ÖVP in einer Kulturkampfdiskussion versucht, Nehammer bezeichnet er als "Trumps Lehrling". Prokopetz setzt auf Vernunft, er wolle "Probleme rational lösen und im Lichte der Aufklärung" leben: "Das sollte eine Gemeinsamkeit von Österreich sein." Das wäre mal ein Ansatz. (Astrid Ebenführer, 8.4.2024)