Stapel von Euro-Scheinen liegen aufeinander. 
Die hohen Zinserträge haben den Banken zu Gewinnzuwächsen verholfen. Die Notenbank rät dazu, die gute Lage zu nützen, um die Vorsorgen zu erhöhen.
Jens Schicke via www.imago-image

Wien – Für die österreichischen Banken ist das vergangene Jahr gut gelaufen. In Summe haben die Institute ein aggregiertes Jahresergebnis von 14,1 Milliarden Euro ausgewiesen. Das ist um 38,4 Prozent mehr als 2022, wie Daten der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) zeigen. Vor allem der Anstieg beim Zinsergebnis um 6,1 Milliarden Euro hat zu diesem Ergebnis beigetragen.

Für das laufende Jahr wird erwartet, dass ein schwächeres Kreditwachstum, steigende Refinanzierungskosten sowie eine sich verschlechternde Kreditqualität die Profitabilität der Banken potenziell belasten. Die Institute sollten daher die aktuell gute Ertragslage nützen, um die Eigenkapitalausstattung weiter zu stärken, und bei der Ausschüttung von Gewinnen entsprechend umsichtig, vorausschauend und zurückhaltend vorgehen, hält die OeNB fest. Denn die Zinserträge werden wieder sinken, wenn die EZB den Leitzins senkt. Ein erster Zinsschritt wird von Marktteilnehmern im Juni erwartet.

Mit ihrem Erfolg halten die Banken jedenfalls im internationalen Vergleich mit. Denn im Vorjahr konnten sowohl die großen US-Banken als auch Europas Top-Institute weiter steigende Gewinne verbuchen. Der Nettogewinn der europäischen Top-Banken erreichte 2023 mit fast 100 Milliarden Euro den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre; er übertraf den Vorjahreswert um immerhin 29 Prozent, wie EY mitteilt. Die zehn größten US-amerikanischen Banken erzielten einen kumulierten Nettogewinn von rund 146 Milliarden Euro, ein Plus von rund vier Prozent im Jahresvergleich und der zweithöchste Wert der vergangenen zehn Jahre – noch höher war er 2021 mit rund 184 Milliarden Euro.

Profitabilität verbessert

In allen Jahren der letzten Dekade übertraf der Nettogewinn der amerikanischen Top-Ten-Institute den der europäischen Top-Banken. Doch bei der Profitabilität (Return on Equity, ROE) konnten die europäischen Großbanken zum ersten Mal gleichziehen. Während die Eigenkapitalrentabilität der US-Banken 2023 unverändert bei elf Prozent lag, konnten die europäischen Banken diese Quote 2023 erneut auf 10,9 Prozent steigern; das sind 1,8 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (2022: 9,1 Prozent). Damit erreichte der ROE der europäischen Top-Institute den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre.

"2023 war kein leichtes Jahr, die Banken haben sich in einem schwierigen Marktumfeld beachtlich geschlagen", fasst Armin Schmitt, Leiter des Bankings bei EY Österreich, die Ergebnisse zusammen. Generell hätten positive Marktentwicklungen wie der Zinsanstieg oder die Erholung der (US-)Wirtschaft die negativen Effekte – beispielsweise steigende Risikovorsorge oder Zahlungsausfälle – ausgeglichen.

Variable Gehälter

Aufgrund der guten Ergebnisse dürften die Vergütungen auch wieder höher ausfallen. Das zeigt eine Einschätzung von Deloitte aufgrund der Gehaltsentwicklung bei Österreichs Banken. Gestiegen sind demnach wieder die Verträge mit variabler Vergütung. Die durchschnittliche Höhe der Bonuszahlungen ist hingegen etwas zurückgegangen. Immer wichtiger werden auch nichtmonetäre Vergütungen, um vor allem junge Arbeitnehmer bei Laune zu halten. Jenseits des Gehalts schnüren die Banken daher zunehmend Gesamtpakete mit Angeboten wie Mobilität, Homeoffice, mobilem Arbeiten, Sabbaticals, Gesundheits- und Fitnessprogrammen oder Weiterbildungsmaßnahmen. (bpf, 8.4.2024)