Mehr Arbeiten, ohne mehr zu verdienen – so lautet die knackige, unter den Werktätigen des Landes wenig populäre Forderung, die dieser Tage aus der Industriellenvereinigung (IV) kommt. In der "ZiB 2" am Dienstag war sie Anlass einer höflichen, aber in der Sache harten Diskussion: Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria, und Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, arbeiteten sich bei Armin Wolf am klassischen kapitalistischen Konfliktthema Arbeitszeit ab.

Barbara Teiber (Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, links) und Monika Köppl-Turyna (Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria).
Barbara Teiber (Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten, links) und Monika Köppl-Turyna (Leiterin des Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria) bei Armin Wolf.
Screenshot: ORF-TVthek

Nicht zum ersten Mal stellte sich dabei heraus: Das Thema ist ein Aufreger, zumal in Zeiten harter sozialpartnerschaftlicher Auseinandersetzungen um Lohnabschlüsse angesichts hoher Inflation. "Das empört natürlich", sagte Teiber zu dem IV-Plan, angesichts der herrschenden Rezession und immer drückenderer Personalnot die Normalarbeitszeit im Land von 40 auf 41 Stunden zu erhöhen.

Nicht mehr, sondern weniger arbeiten

"Der Wunsch der Beschäftigten ist, tendenziell kürzer zu arbeiten", berichtete Teiber. "Das ist wenig überraschend", entgegnete Wolf. Bei Vollzeitbeschäftigten seien die Arbeitszeiten schon jetzt überlang, antwortete die Gewerkschaftschefin. Kennzeichen reicher Länder sei, dass die Arbeitszeit bei hoher Produktivität sinke. Insofern sei die Forderung der Industrie auch volkswirtschaftlich ein problematisches Signal.

Köppl-Turyna legte ihre Wortmeldungen taktischer an. Statt der von der Industrie ins Spiel gebrachten Arbeitszeitverlängerung sprach sie die hohe Teilzeitquote und das frühe faktische Pensionsantrittsalter im Land an. Dadurch stagniere die Länge der in Österreich insgesamt geleisteten Arbeitszeit, und das verlange unter anderem nach mehr vorgeschriebenen Stunden Maloche pro Woche.

Kinderbetreuung nicht vollzeittauglich

Nein, denn die Produktivität der Werktätigen pro Stunde sei jetzt schon sehr hoch, antwortete Teiber. Dann wurde sie parteipolitisch. Bemerkenswert sei, dass sich ÖVP-Europaministerin Karoline Edtstadler just am selben Tag für die IV-Pläne ausgesprochen habe, an dem ihre Parteikollegin, Frauenministerin Susanne Raab, ein Studie zur Kinderbetreuung veröffentlicht hat. Laut dieser ist nur jeder zweite Kindergartenplatz im Land vollzeitauglich.

"Das zeigt, dass die Rahmenbedingungen nicht passen", sagte Teiber. Köppl-Turyna nickte leicht. Beim Thema Frauenteilzeit sind die Positionen offenbar leichter miteinander vereinbar. (Irene Brickner, 24.4.2024)