Marcel Hirscher in Kitzbühel
Zuletzt tauchte Marcel Hirscher 2022 als Vorläufer eines Kitzbüheler Abfahrtstrainings im Weltcup auf.
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Es ist völlig einerlei, ob der Spaß an der Freude überwiegt oder das wirtschaftliche Interesse – die zumindest vorübergehende Rückkehr Marcel Hirschers in den Skirennsport kann nur ein Gewinn sein. Umso mehr, als der achtmalige Gesamtweltcupsieger für das Geburtsland seiner Mutter, die Niederlande, an den Start zu gehen gedenkt.

Auch wenn der Österreichische Skiverband offiziell den Nationenwechsel seines einstigen Aushängeschilds bedauert, ja bedauern muss, so erspart sich der ÖSV damit doch jede Menge Stress – sofern Hirscher nicht das Wunder schafft und nach fünfjähriger Absenz als Siegläufer in den Weltcup zurückkehrt.

Eher möglich scheint, dass der Salzburger recht flott gut genug ist, im Slalom, vor allem aber im Riesenslalom Kaderläufern des ÖSV Startplätze streitig zu machen – im Weltcup, aber schlimmer noch bei der Heimweltmeisterschaft in Saalbach/Hinterglemm. Den medialen Druck, Hirscher eingedenk seiner Verdienste zu bevorzugen, möchte man sich gar nicht vorstellen, wobei der Sieger von 67 Weltcuprennen mit Sicherheit nicht auf das Wohlwollen seines ehemaligen Verbandes angewiesen sein möchte.

Ein Gottesgeschenk

Sein Wunsch für die Niederlande zu starten, ist für den ÖSV im Hinblick auf die Heim-WM ohnehin ein Gottesgeschenk – bessere Publicity ist kaum möglich, überhaupt wenn der siebenfache Weltmeister in Medaillennähe carven kann.

Und auch die Touristiker dürfen jubilieren. Nicht umsonst verweist Hirscher über eine Aussendung seiner Skimarke auf Skibegeisterung der Niederländerinnen und Niederländer, die in Österreichs Skiorten demnach jährlich mit 6,7 Millionen Nächtigungen zu Buche schlägt. Da sind noch ein paar Hunderttausend mehr drinnen, auch wenn Hirscher selbst als Seriensieger in Orange nicht die gleiche Anziehungskraft wie Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat, der Jahr für Jahr für ein volles Haus in Spielberg sorgt.

Unschätzbar wertvoll

Für Hirscher persönlich und seine Sponsoren ist der Werbewert der Rückkehr gar nicht hoch genug einzuschätzen. Und vielleicht kann der Meister selbst dafür sorgen, dass Van Deer Racing im Weltcup der Skimarken besser dasteht als zuletzt. 2023/24 reichte es – mit zugegeben sehr wenigen ausgerüsteten Aktiven – mit nicht einmal 1000 Punkten nur für Rang sieben.

Ein Risiko, das über jenes hinausgeht, das dem Rennsport innewohnt, birgt Hirschers Comebackplan wohl nicht. Es ist davon auszugehen, dass der beste Skirennläufer der 2010er-Jahre nur dann am Start von Weltcuprennen steht, wenn er konkurrenzfähig ist. (Siegfried Lützow, 25.4.2024)