Zweieinhalb Jahre war der ehemalige Chef der FPÖ Graz und Vizebürgermeister Mario Eustacchio weg aus der Politik. Am Donnerstagnachmittag wurde er in der Gemeinderatssitzung von Magistratsdirektor Martin Haidvogl angelobt – abgesehen von der kurz klatschenden ÖVP-Gemeinderätin Sissi Potzinger verweigerten ihm alle Fraktionen den sonst üblichen Applaus.

Der freie Gemeinderat Mario Eustacchio (links), Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) bei der ANgelobung durch Magistratsdirektor Martin Haidvogl (r.) am Donnerstag.
Der freie Gemeinderat Mario Eustacchio (li.), Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ), Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne) und die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) bei der Angelobung durch Magistratsdirektor Martin Haidvogl (re.) am Donnerstag.
APA/ERWIN SCHERIAU

Eustacchio und der damalige FPÖ-Klubchef Armin Sippel waren am 31. Oktober 2021 zurückgetreten. Ein mittlerweile millionenschwerer Finanzskandal wurde dann durch Selbstanzeige des FPÖ-Klub-Finanzreferenten Matthias Eder bekannt. Er nahm alle Schuld für die veruntreuten Gelder auf sich, doch die Staatsanwaltschaft Klagenfurt ermittelt gegen mindestens zehn Personen.

Beschuldigter Mandatar

Eustacchio wird von der Anklagebehörde nach wie vor als Beschuldigter geführt. Das hielt den mittlerweile aus der FPÖ Ausgetretenen nicht davon ab, auf ein frei gewordenes Mandat nachzurücken. Freigeworden war dieses, weil sich der ebenfalls beschuldigte Roland Lohr per 1. April zurückgezogen hatte. Wie DER STANDARD berichtete, hatte die Staatsanwaltschaft Klagenfurt gegen den ebenfalls aus der FPÖ ausgetretenen Lohr nicht nur Ermittlungen zu Finanzdelikten und NS-Wiederbetätigung aufgenommen, sondern auch wegen bildlichen sexualbezogenen Kindesmissbrauchsmaterials und bildlicher sexualbezogener Darstellungen minderjähriger Personen.

Ein Protestschild einer Abgeordneten während einer Sitzung des Grazer Gemeinderats am Donnerstag, 25. April 2024, in Graz.
Ein Protestschild einer Abgeordneten während einer Sitzung des Grazer Gemeinderats am Donnerstag, 25. April 2024, in Graz.
APA/ERWIN SCHERIAU

Der Anwalt Lohrs konstatierte, sein Mandant habe nicht "tatbestandsmäßig gehandelt" und werde sich nicht geständig verantworten. Es gilt für alle Genannten die Unschuldsvermutung. (Colette M. Schmidt, 25.4.2024)