Ralf Rangnick.
Ralf Rangnick soll prinzipiell gewillt sein, zu den Bayern zu gehen.
AFP/KENZO TRIBOUILLARD

Hinweis: Dieser Artikel wurde mehrfach mit neuen Wortmeldungen und dem "Bild"-Bericht aktualisiert.

München – Laut der deutschen Bild-Zeitung hat ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick bei den Verantwortlichen des FC Bayern eine grundsätzliche Bereitschaft hinterlegt, im Sommer nach München zu kommen. Am (heutigen) Mittwoch sollen weitere Gespräche anstehen, u.a. Details der Ablöse sind zu klären. Rangnick hat noch bis 2026 einen Vertrag beim ÖFB, und in den kommenden Wochen sollte der Fokus ganz auf der Vorbereitung auf die Fußball-EM in Deutschland und dieser selbst liegen.

Beim FC Bayern geht man nicht davon aus, in den nächsten Tagen eine Einigung mit Rangnick zu erzielen. Sportvorstand Max Eberl sagte am späten Dienstagabend, dass der Fußball-Rekordmeister "ganz in Ruhe im Hintergrund" an der Verpflichtung eines Nachfolgers für Thomas Tuchel arbeite und dies dann "irgendwann auch preisgeben" werde. Auf die Frage, ob dies noch vor dem zweiten Duell des Champions-League-Halbfinales gegen Real Madrid am Mittwoch nächster Woche sein werde, antwortete Eberl: "Ich denke jetzt nicht vor dem Rückspiel." Das Hinspiel endete 2:2.

"Sehr gute Gespräche"

Der Klub sei "in sehr guten Gesprächen" mit Rangnick, sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen ergänzte angesprochen auf den Zeitpunkt einer möglichen Bekanntgabe kryptisch: "Das ist wie mit der Wettervorhersage: Manchmal kommen die Schauer im April, wo man sie nicht erwartet, manchmal kommt die Sonne im Mai." Woran es hänge? "Daran, dass wir das Wetter nicht beeinflussen können." Später meinte er auf die Frage, ob eine Einigung mit Rangnick vor oder nach dem Rückspiel gegen die Spanier besser sei: "Nachdem so viel geredet wurde die letzten zwei, drei Wochen, spielt das keine Rolle mehr." Nach den Absagen von Xabi Alonso (Leverkusen) und Julian Nagelsmann (Bundestrainer) ist der 65-jährige Rangnick der aktuelle Wunschkandidat der Münchner.

Auch Bayern-Sportdirektor Christoph Freund hatte sich am Dienstagabend vor dem Match in der Causa Rangnick bedeckt gehalten. Auf die Frage, wer neuer FCB-Cheftrainer und wann dies kundgetan wird, meinte der Salzburger im "Sky"-Interview: "In den nächsten Tagen, in den nächsten zwei, drei Wochen glaube ich, dass wir was verkünden können."

Freund vor Sponsorenwand.
Bayern-Sportdirektor Christoph Freund ließ sich am Dienstag nicht in die Karten blicken.
IMAGO/Sven Simon

Freund gilt wie Sportvorstand Max Eberl als absoluter Rangnick-Befürworter. Kolportiert wird, dass dem aktuellen ÖFB-Teamchef ein unterschriftsreifer Bayern-Vertrag bis 2027 vorliegen soll und dass der ÖFB mit einer Ablösesumme im mittleren einstelligen Millionenbereich rechnen kann. Eberl hatte im Vorfeld des CL-Hinspiels angedeutet, dass schon am Mittwoch die Würfel fallen könnten. Bestätigen wollte Freund weder das noch das andere. "Ich kann es nicht genau sagen, darum lasse ich es jetzt einmal offen. Heute Abend aber sicher nicht."

Rangnick traf sich mit Kogler

Und Rangnick? Der hat sich am Dienstag im Rahmen eines einstündigen Meetings in Wien mit Sportminister Werner Kogler über politische und sportliche Themen ausgetauscht. Hinsichtlich eines neuen Nationalstadions waren beide der Meinung, dass ein derartiges Projekt gemeinsam mit der Stadt Wien rasch und mit Nachdruck vorangetrieben werden soll. Das verlautete das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport in einer Aussendung.

Kogler wies auf X, vormals Twitter, zudem darauf hin, dass Rangnick sich in einem STANDARD-Interview besorgt über politische Entwicklungen in Deutschland und Österreich gezeigt und vor den Gefahren des Rechtsextremismus gewarnt habe. "Wir sind uns einig: Es ist die Pflicht aller konstruktiven Kräfte der Gesellschaft, dem Schüren von Angst und Hass und dem Verbreiten von Verschwörungstheorien mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Wir müssen nach gemeinsam nach Lösungen suchen, anstatt einfache Parolen zu plärren", schrieb der Sportminister.

Maier "nicht ganz überzeugt" von Rangnick

Die deutsche Torwart-Ikone Sepp Maier zweifelt indes an einem erfolgreichen Engagement von Rangnick beim FC Bayern. Für Maier ist Rangnick zwar "ein toller Trainer und hat extrem viel Ahnung vom Fußball", aber er sei "nicht ganz überzeugt" vom aktuellen ÖFB-Teamchef, der vom deutschen Fußball-Rekordmeister derzeit umworben wird. "Weil diese Geschichte schon zu lange dauert. Rangnick will viel Macht, und er will alles bis ins Detail abgeklärt wissen. Ich habe irgendwie ein komisches Gefühl", sagte der 80-Jährige bei Sport1 am Dienstag.

Auf die Frage nach dem Wunschkandidaten für die Nachfolge von Thomas Tuchel antwortete Maier: "Rangnick ist es nicht. Ich würde tatsächlich versuchen, Tuchel zu behalten. So verrückt das auch klingen mag." Tuchel wird seinen Vertrag in München zum Saisonende vorzeitig auflösen, so hatten das der Coach und der Verein vor Wochen bereits abgemacht. Nach Absagen von Xabi Alonso (Leverkusen) und Julian Nagelsmann (DFB-Bundestrainer) ist Rangnick der Topkandidat der Bayern. Er denkt aktuell über das Angebot der Bayern nach.

Maier mit Mikrofon. Dahinter das Bayern-Logo.
Sepp Maier ist von Ralf Rangnick als Bayern-Coach "nicht ganz überzeugt".
IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON

Im Disput zwischen Tuchel und Ehrenpräsident Uli Hoeneß stellte sich Maier auf die Seite des Trainers. "In dem Fall hat der Uli mal falsch gelegen", sagte Maier. "Tuchel hat schon oft bewiesen, dass er Talente zu gestandenen Spielern entwickeln kann. Ulis Vorwurf hinkt also etwas." Tuchel sei ein "großer und erfolgreicher Trainer", der die Chance habe, die Champions League zu gewinnen. Und falls das passiert, ergänzte Maier, "dann zeigt Tuchel jedem Kritiker die lange Nase". (APA, red, 30.4.2024)